Digitalisierung
Fraport baut größtes Private-5G-Netz
5G5G als Enabling Technology für neue Anwendungen wie Automatisierung, Autonomes Fahren, die Lokalisierung von Geräten, oder die Verarbeitung von Daten in Echtzeit - all das waren, beziehungsweise sind Gründe für die Betreibergesellschaft von Deutschlands größten Flughafen, der Fraport AG, eines der größten europäischen privaten 5G-Campus-Netze aufzubauen. Oder wie es Fritz OswaldFritz Oswald, Senior Vice President IT Infrastructure bei FraportFraport, formuliert: "Wir sehen 5G definitiv als eine Schlüsseltechnologie für die DigitalisierungDigitalisierung." Top-500-Firmenprofil für Fraport AG Profil von Fritz Oswald im CIO-Netzwerk Alles zu 5G auf CIO.de Alles zu Digitalisierung auf CIO.de
Bessere Funkausleuchtung mit 5G
Dementsprechend kam die Motivation zum Aufbau einer eigenen 5G-Infrastruktur weniger durch den Leidensdruck einer Legacy-Installation, als vielmehr dem Wunsch, im Zuge der Digitalisierung neue Use Cases zu ermöglichen. Gleichzeitig soll mit dem 5G-Netz auch die Netzabdeckung auf das gesamte Flughafenareal ausgedehnt werden. Auf diese Weise könnten etwa die rund 30 Kilometer Zaun im Außenbereich mit Kameras per Funk überwacht werden. Ferner wäre es möglich, Roboter oder Drohnen die eine oder andere Kontrollrunde zu ersparen, wenn sie 5G-gestützt eigenständig patrouillieren.
Zudem ist es, so Oswald, mit der bislang verwendeten WLAN-Technik nicht möglich, beziehungsweise nur sehr schwer möglich, die großen Freiflächen des Flughafens adäquat auszuleuchten. "Und im Alltag gibt es immer wieder Probleme mit der WLAN-Abdeckung bei Under-Wing-Operations, wenn etwa Flugzeugtragflächen den Empfang abschotten", berichtet der Netzverantwortliche.
Welche Bedeutung die Ausleuchtung für den Betrieb hat, verdeutlicht Oswald an zwei Beispielen. Wenn etwa Dinge zu einem Flugzeug transportiert werden müssen, dann sind nicht nur lange Wege zurückzulegen, sondern dies ist auch zeitaufwändig, da auf dem Vorfeld Tempo 30 km/h gilt. Dementsprechend lange sind die Mitarbeitenden unterwegs. Hier könnten autonome, per 5G gesteuerte Fahrzeuge eine enorme Entlastung bringen. Ein anderer Use Case könnten etwa kleine Roboter sein, die verspätete Koffer zum Flieger transportieren. Heute werden diese noch in PKWs geladen und von Menschen zum Flugzeug gefahren.
Cloud First
Eine andere Anwendung ist etwa das Thema Videoanalytik, um die Start- und Landebahnen des Flughafens optisch auf ihren Zustand zu kontrollieren. Eine Aufgabe, bei der - trotz Edge Computing - große Datenmengen in Form von Videostreams anfallen. Und diese müssen in die Cloud transferiert werden, wo sich die Logik zur Bildauswertung befindet, denn der Flughafen fährt einen Cloud-First-Ansatz.
Neue Use Cases mit 5G
Auch wenn neue Use Cases wie autonome Fahrzeuge oder patrouillierende Roboter und Drohnen bei der 5G-Einführung bei Fraport im Vordergrund stehen, die neue Technik bringt noch andere Vorteile. So kann der Flughafenbetreiber mit dem privaten 5G-Netz etwa seine Kommunikationsinfrastruktur vereinheitlichen. Bislang betrieb Fraport unterschiedliche Funktechniken etwa für die Sprachkommunikation oder, um seine IoT-Geräte zu vernetzen. Ferner wurde LTE über die öffentlichen Mobilfunknetze genutzt - mit entsprechenden SIM-Karten in den Endgeräten. In den Terminals selbst will Oswald künftig weiterhin WLANs einsetzen. Allerdings ist angedacht, auf das aktuellere und leistungsfähigere WiFi 6 zu migrieren.
Ein wichtiger Aspekt, der für Oswald zudem für ein Private-5G-Netz spricht, ist: "Hier bekommen wir tatsächlich eine lizenzierte Frequenz, die wir mit niemanden teilen müssen - sprich, es gibt keine Interferenzen. Zudem können wir das zugeteilte Frequenzband alleine voll ausnutzen, so dass wir mit 5G auch betriebskritische Themen abdecken können." Punkte, die für Fraport als Betreiber von kritischer Infrastruktur (KRITIS) besonders wichtig sind.
Unabhängigkeit durch Private 5G
Deshalb kamen für den Netzverantwortlichen etwa die Private-5G- oder Network-Slicing-Angebote der Mobilfunkbetreiber nicht in Frage. Was das Thema Slicing anbetrifft, kann sich Oswald aber durchaus vorstellen, dass Fraport später eigene Slicing-Angebote für seine B2B-Partner wie Airlines oder Logistikunternehmen offeriert. "Unter dem Strich", so der IT-Manager weiter, "offeriert ein eigenes 5G-Netz dem Flughafen mehr Freiheiten und mehr Sicherheit, weil die Infrastruktur Ende zu Ende in unserer Hand ist. Zudem bestehen weniger Abhängigkeiten und wir haben es selbst in der Hand, wann wir welche 5G-Updates einspielen. So sind wir nicht von einem Carrier und seinen Update-Plänen abhängig." Angesichts der noch relativ jungen 5G-Technik rechnet Oswald in nächster Zeit öfters mit Updates. Diese dürften auch das eine oder andere neue Feature beinhalten, das für Fraport interessant ist.
Damit hatte das Projekt in der ersten Phase durchaus einen Forschungs- und Entwicklungscharakter, weshalb man bei Fraport die 5G-Migration nicht alleine angehen wollte, sondern sich dazu einen Partner mit an Bord holte. Die Wahl fiel dabei auf NTT. "Für NTT sprach, dass das Unternehmen bereits in anderen 5G-Projekten wie am Flughafen Köln/Bonn Best-Practices-Erfahrungen sammeln konnte", lässt Oswald den Entscheidungsprozess Revue passieren, "zudem zeigte sich NTT in den ersten Gesprächen sehr offen, was Herstellerauswahl und Technologie anbetraf".