Digitalisierung
Fressnapf krempelt Prozesse komplett um
Noch gibt es keine Internet-of-Things-Anwendungen bei Fressnapf. Es laufen aber schon Testprojekte wie Sensoren im Hundehalsband. Fressnapf kann so Informationen darüber gewinnen, wo sich der Hund gerade befindet und ob er sich genug bewegt. Entsprechend kann der Halter informiert werden. Über einen solchen Chip könnten auch Vitaldaten erfasst werden, die Aufschluss über Erkrankungen geben. Ebenso ließen sich darauf Daten über Erkrankungen, Tierarzttermine oder Futterempfehlungen speichern. "Dabei muss natürlich immer vorausgesetzt sein, dass die Kunden der Verarbeitung solcher Daten ausdrücklich zugestimmt haben", betont Beinroth.
Langer Weg zum Standard-Backend
Die Daten sollen nicht nur verfügbar sein, sie müssen sich auch möglichst in Echtzeit abrufen lassen. Wenn ein Kunde ein Geschäft betritt und seine App eingeschaltet hat, muss der Verkäufer idealerweise darüber umgehend benachrichtigt werden und wissen, wie der Hund heißt, welche Besonderheiten das Tier hat und welche Produkte gekauft werden.
Um das zu realisieren, hat sich die IT zuerst darangemacht, das Backend zu standardisieren. Im Jahr 2011 begann sie mit der SAP-Einführung, wodurch die Zahl der Applikationen massiv reduziert wurde. "Das war ein wichtiger, aber auch ein extrem schwieriger, weil durchaus langwieriger Schritt", erinnert sich Beinroth. Auch die Datenbanksysteme stellte die IT weitgehend auf standardisierte Lösungen um.
Der SAP-Standard wirkte sich auf die Auswahl der weiteren Produkte aus. So lautete eine entscheidende Anforderung bei der Anschaffung des Kassensystems, der BI-Lösung und des CRM-Systems, dass diese gut in die SAP-Landschaft passen müssen. "Wir brauchen eine tiefe SAP-Integration. Frontend und Backend müssen perfekt miteinander kommunizieren, am besten über Standardschnittstellen und ohne Medienbrüche", nennt Beinroth die Bedingungen.
Modulare IT-Architektur mit Microservices
Das standardisierte Backend ermöglichte es, eine neue IT-Architektur aufzubauen. Früher war es kaum möglich, markt- und kundennahe Prozesse zu ändern, weil diese fest in der IT verankert und die Abhängigkeiten der Prozesse kaum erkennbar waren.
Heute erlaubt es die modulare IT-Architektur mit ihren gut dokumentierten Microservices, Prozesse schnell anzupassen. "Wenn wir einen Ablauf verändern, können wir jetzt schnell erkennen, wie sich das auf andere Prozesse auswirkt. So können wir Fehler bereits frühzeitig erkennen und beheben, das ist die große Kunst", berichtet Beinroth.
Auch soll die neue Architektur zu großen Einsparungen verhelfen, indem Testläufe und Release-Wechsel weitgehend automatisiert werden. Im Idealfall sollen künftig 90 Prozent aller Testfälle standardisiert ablaufen. "Früher war aufgrund einer nicht einheitlichen Systemlandschaft ein standardisiertes und automatisiertes Testen oftmals nicht möglich und hat daher deutlich mehr Ressourcen verbraucht", sagt Beinroth.