Fehler in der Präsentationen vermeiden
5 garantierte Powerpoint-Langweiler
Carmine Gallo, Präsentationsexperte und Buchautor aus den USA, hat der CW-Schwesterpublikation cio.com fünf Wege gezeigt, wie Redner garantiert ihre Powerpoint-Präsentationen ruinieren und das Auditorium zum gähnen bringen. Das Rezept für engagierte und lebhafte Vorträge ist laut Gallo übrigens ganz einfach: "Gute Sprecher haben einfach mehr Übung als durchschnittliche Redner." Wir nennen die typischen Fehler langweiliger Redner und geben Tipps, sie zu vermeiden.
Lange Monologe vermeiden
"Niemand ist so interessiert, wie sie vielleicht glauben", betont Gallo. Die meisten Zuhörer schalten nach etwa zehn Minuten ab. Die Zeit variiert ein wenig je nach Interessenslage. Eine Präsentation sollte nicht länger als 20 Minuten sein. "Die großen Reden von John F. Kennedy und Barack Obama, die die Nation wachgerüttelt haben, waren kürzer als 20 Minuten", berichtet Gallo. "Brauchen wir wirklich zwei Stunden, um zum Punkt zu kommen?"
Gallos Tipp: Schaffen Sie es nicht, sämtliche Informationen in einen zehnminütigen Beitrag unterzubringen, gliedern Sie die Präsentation in zehn Häppchen von jeweils einer Minute. "Nach jeder Einheit müssen Sie das Auditorium mit etwas Neuem fesseln - aber ohne Folien." Helfen können Videos, Demonstrationen oder ein Wechsel des Sprechers. Wichtig ist eine unterhaltsame Unterbrechung.
- Bill Gates in den Wolken
Powerpoint sollte Rednern idealerweise dabei helfen, den Kern des Vortrags darzustellen. Mit Unmengen an Logos, Elementen und Texten wird das Auditorium dagegen überfordert und verwirrt. Experten raten zu möglichst wenigen Informationen pro Folie, etwa ein Bild pro Seite und kurzen, knappen Texten. - Viel Spaß mit Pfeilen, Teil 1
Dieser verunglückte Powerpoint-Vortrag stammt von Jan Baan, Gründer des gleichnamigen Softwarehauses und heute Chairman von Cordys. Verschiedene Pfeile, Symbole und Rahmen sowie zuviel Text machen diesen Vortrag zur "schlimmsten Powerpoint-Präsentation, die je von einem CEO gezeigt wurde", findet Seth Godin, Marketing- und Präsentations-Experte in den USA. - Viel Spaß mit Pfeilen, Teil 2
Diese Folie hat <a href="https://www.flickr.com/photos/jlaugesen/3104104113">Jesper Laugesen</a> entdeckt. Laugesen ist ebenfalls davon überzeugt, die weltweit schlimmste Powerpoint-Folie gefunden zu haben. - Tod durch Powerpoint
Schlimme Verfehlung listet Alexei Kapterev in seinem Diavortrag <a href="https://www.slideshare.net/thecroaker/death-by-powerpoint">Dead by Powerpoint auf Slideshare</a> auf. Dort gibt er auch Gestaltungsratschläge für gute Präsentationen. Unabhängig davon, dass der Text in der hier dargestellten Grafik in Kyrillisch verfasst und von Vielen wohl nicht zu entziffern ist, zeigt die Folie beispielhaft, wie sich eine Seite überladen lässt. - Besuch in Peking
Powerpoint-Folien sollten wenige Wörter enthalten, keine billigen und kitschigen Fotos zeigen und Überblendeffekte möglichst meiden. Auch eine Untermalung mit Ton und Musik ist verpönt, Sound-Effekte sollten allenfalls sparsam eingesetzt werden. - Übung, Übung, Übung
Vor dem Vortrag steht die Übungseinheit. Experten raten zu zehn Übungsstunden je Vortragsstunde. Darüber hinaus sollte das technische Equipment im Vorfeld getestet werden. Microsoft-Fehlermeldungen während der Präsentation sind peinlich und lenken das Auditorium ab. Von Guy Kawasaki, Venture Capitalist und Vortragsreisender, stammt die 10/20/30-Regel: Maximal zehn Slides, höchsten 20 Minuten Vortrag, Schriftgröße mindesten 30 Punkte. - Nasa-Desaster
Diese Powerpoint-Folie aus dem Jahr 2006 zeigt Teile des Space-Shuttle-Programms zur Abnahme der externen Treibstoff-Tanks. Es steht zu hoffen, dass die Zuhörer die Folie verstanden haben. "Präsentations-Sauerei", sagte Design-Guru Edward Tufte beim Anblick der Folie. Sie zeuge nicht gerade von Ingenieurs-Intelligenz. - Yes we Can
Wie Barack Obamans Botschaft an die Nation als Präsentation aussehen könnte, ist auf der Web-Site <a href="http://www.shmula.com/475/barack-obama-yes-we-can-a-powerpoint-deck" target="_blank">Slideshare</a> zu sehen. Dargestellt ist die letzte von insgesamt elf Powerpoint-Folien mit der Zusammenfassung von Obamas Rede. Die Präsentation veranschaulicht die Grenzen von Powerpoint als Kommunikationsmittel.
Viele Aufzählungen
Unter Experten ist schon lange bekannt das Aufzählungen (in Powerpoint hat sich dafür der Anglizismus "Bulletpoint" etabliert) der schlechteste Weg ist, um Informationen aufzunehmen und zu vermitteln. "Was ist das Standard-Template in Powerpoint?", fragt Gallo: "Überschriften und Aufzählungen. Das Standard-Template führt zwangsläufig zur Langeweile." Sehr oft vertrauen die Redner bei der Gestaltung ihrer Präsentationen auf Microsofts Standardvorschläge, um dann möglichst viel Informationen hinter den Bulletpoints zu vereinen. Das ist für Zuhörer und Zuschauer schlecht, sie schalten zwangsläufig ab und widmen sich den neuesten Nachrichten auf ihrem iPhone.
Gallos Tipp: Nicht die Software, sondern der Nutzer ist für die Gestaltung einer Präsentation verantwortlich. Die Folien sollten Abwechslung bieten und sich auch in der Gestaltung unterscheiden. Hilfreich sind Seiten mit Bildern ohne Text, die Zuhörer zur Diskussion animieren. "Gewähren sie den Augen der Zuhörer möglichst häufig Ruhepausen", rät Gallo.
Übung macht den Meister
"Ich weiß nicht wie oft ich mit Managern gearbeitet habe, die zwar mehrere tausend Dollar ausgegeben haben, um aktuelle Präsentationen zu gestalten, dann aber den Vortrag nicht vernünftig einstudiert haben," klagt Gallo. "Wer seine Präsentation übt und immer wieder über mehrere Stunden und Tage laut vorspricht, vermittelt dem Auditorium einen viel lebhafteren und müheloseren Eindruck."
Vom ehemaligen Cisco-CEO John Chambers, der als hervorragender Sprecher bekannt ist, berichtet Gallo beispielsweise, dass er Folien Tage vor der Konferenz mehrfach intensiv durchgeht. "Er hat die Inhalte aufgesogen und verinnerlicht. Deshalb kann er flüssig ruhig vortragen", weiß Gallo.
Gallos Tipp: Zehn Probestunden für jede Vortragsstunde hält der Experte für angemessen. Die Gestaltung der Präsentation zählt übrigens nicht zu diesen Übungseinheiten. Wichtig ist, die Präsentation vor wenigstens einem Zuhörer zu testen. Hilfreich ist manchmal auch, den Vortrag auf Kamera aufzuzeichnen und auszuwerten.
Texte vorlesen
Wer nicht gerade ein begnadeter Redner ist, tendiert automatisch dazu, den Text der Powerpoint-Folien vorzulesen. "Enthält die Präsentation zu viel Textpassagen haben Redner das natürliche Bedürfnis, sie vorzulesen. Dazu drehen Sie den Zuhörern den Rücken zu", warnt Gallo. Damit sei zwangsläufig der Kontakt zum Auditorium unterbrochen. Oft ist es den Rednern gar nicht bewusst, dass sie zuviel vorlesen. Allein schon aus diesem Grund sollten die Sprecher bei der Gestaltung der Folien mit Textinhalten sparsam umgehen (wie unter Punkt zwei aufgelistet).
Gallos Tipp: Üben Sie die Rede, so dass Sie ohne Gedankenstützen vortragen können. So können Sie sich an das Publikum wenden und Blickkontakt zum Auditorium halten. "Guten Rednern genügt ein kurzer Blick auf die Folie, um zu wissen, was sie vortragen müssen ", beobachtet Gallo. "Dann drehen sie sich wieder zum Auditorium und sprechen frei."
Wirkung von Körpersprache und Stimme unterschätzen
"Umfragen haben gezeigt, dass 93 Prozent des Gesamteindrucks, den ein Redner hinterlässt, mit Körpersprache und Stimme zusammenhängen", zitiert Gallo aus Studien. Das Erscheinungsbild wird unter anderem geprägt von Kleidung und Stimmlage. Inhalte und Wörter steuern lediglich sieben Prozent zum Gesamteindruck bei. Nichtsdestotrotz investieren die meisten Redner 99 Prozent ihrer Zeit in die Vorbereitung der Inhalte und Folien. Nur wenige kümmern sich intensiv darum, Körpersprache und Intonation zu kontrollieren und zu verbessern.
Gallos Tipp: Schnappen Sie sich einen Camcorder, zeichnen Sie die Präsentation an und schauen Sie sie sich genau an. Beobachten Sie insbesondere folgende Punkte: Blickkontakt (Sie sollten 90 Prozent der Zeit ins Auditorium sehen), Haltung (stehen Sie gerade und natürlich; vermeiden Sie es, die Hände in die Taschen zu stecken), Stimme (Sie sollten nicht monoton sprechen). "Sie benötigen keinen Experten oder Trainer, um solche Dinge herauszufinden und zu verbessern", ermuntert Gallo. "Sie werden unzählige Sachen finden, die sie stören und die Sie zuvor nie bemerkt haben."
Die Geschichte von Powerpoint in Bildern
- Whitfield Diffie
1984: Für Vorträge vor seinen Vorgesetzten bei der amerikanischen Telefongesellschaft Bell Northern schreibt Whitfield Diffie ein kleines Präsentationsprogramm. Damit gilt er später vielen als der eigentliche Erfinder von Powerpoint. Diffie wird als Hippie mit langen Haaren geschildert. Bis heute ist er seiner Frisur treu geblieben. - Whitfield Diffie
1975 hat Diffie (rechts) mit Martin Hellman (Mitte) das Verfahren zum Austausch von Schlüsseln (Diffie-Hellman-Algorithmus) entwickelt, das bis heute im Einsatz ist. - Robert Gaskins
Robert Gaskins, Diffies Chef bei Bell Northern, entwickelt die Software "Presenter". Sie ähnelt Diffies Präsentationsprogramm. Gaskins kündigt bei Bell Northern und kauft sich in das Softwareunternehmen Forethought ein, um Presenter vermarkten zu können. - Powerpoint 1.0
April 1987: Presenter heißt jetzt Powerpoint. Die Version 1.0 (schwarzweiß auf einer Diskette) läuft nur mit dem Apple-Betriebssystem und wird sofort ein großer Erfolg. - Microsoft GBU, Menlo Park
August 1987: Microsoft kauft Forethougt samt Powerpoint für 14 Millionen Dollar und entwickelt es in seiner Graphics Business Unit (hier der Eingang) in Menlo Park, Kalifornien weiter. Mai 1990: Die erste Powerpoint-Version für Windows kommt auf den Markt. - Powerpoint 3.0
1992: Powerpoint wird Teil des Büropakets Office 3.0. Via Office hat sich die Software seither Hunderte Millionen Male verkauft. Gaskins verlässt 1996 Microsoft. - Powerpoint-Folien
Heute, weltweit: Geschätzte 30 Millionen Präsentationen pro Tag enthalten Powerpoint-Elemente.