Verbundgruppen

Gemeinsam gegen die IT

Christiane Pütter ist Journalistin aus München.
Für den Bäckermeister findet Effizienzsteigerung in der Backstube statt, nicht am Computer. Dass man mit IT Geld sparen kann, muss sich unter Verbundgruppen von Handwerk und Handel noch durchsetzen.

Der Mann in der Backstube kennt sich aus: Croissants und Laugenbrezen, Rosinenbrötchen und Vollkornbrot – für jeden Geschmack die richtige Lösung. Geht es dagegen um die IT, zeigen er und seine Kollegen kaum Einfallsreichtum: Die Integration von Prozessen und Systemen ist ebenso wenig im Angebot wie Standardlösungen. Verbundgruppen von Handwerks- und Einzelhandelsbetrieben haben in Sachen Informationstechnologie nur Magerkost zu bieten. Das ist das Fazit der gemeinsamen „Verbundgruppen-Studie 2006“ von der Fachhochschule Köln und dem Overather Anbieter Gicom unter 60 Gruppen. Es beginnt schon bei der To-do-Liste: Als wichtigste Leistung einer Verbundgruppe gelten für 90 Prozent der Befragten die Bereiche Einkauf und Beschaffung, dicht gefolgt mit 86 Prozent von Seminaren und Schulungen. Die IT rangiert mit 60 Prozent der Nennungen nur auf Platz zehn von insgesamt 14 Positionen.

Eigenentwicklungen dominieren

Als häufigste Softwaresysteme kommen Warenwirtschaftssysteme zum Einsatz (76 Prozent), außerdem Lösungen für ERPERP und Zentrale Stammdatenerfassung (je 73 Prozent) und Zentralregulierung (68 Prozent). Dabei wird sehr stark mit Eigenentwicklungen gearbeitet: Über alle Bereiche hinweg liegt die Eigenentwicklungsrate bei 49 Prozent. Im leicht standardisierbaren Bereich Customer Relationship Management (CRMCRM) erreicht sie sogar 60 Prozent. Alles zu CRM auf CIO.de Alles zu ERP auf CIO.de

Insgesamt scheinen die in Verbundgruppen organisierten Handwerker und Händler der IT nicht viel zuzutrauen. So vergeben die Umfrageteilnehmer den Punkten „Verbesserung der Integration der IT“ und „Vereinheitlichung der elektronischen Systeme“ auf einer Wichtigkeitsskala von eins (gar keine Bedeutung bis fünf (sehr hohe Bedeutung) die leidenschaftslosen Noten 3,1 und 2,9. Antworten, die Wolfgang Hackenberg nicht überraschen. Die Alltagswelten von kleinen Handelsbetrieben oder Handwerkern einerseits und IT-Lösungsentwicklern andererseits liegen zu weit auseinander, so der Experte am Steinbeis-Transferzentrum für Projektgestaltung und Vertragsmanagement. „Für den Bäckermeister findet Effizienz in der Backstube statt, nicht am Rechner“, sagt er. Viele Softwareprodukte seien für diese Zielgruppe zu kompliziert.

Vor allem aber haben die rund 337 Verbundgruppen in Deutschland schlicht andere Sorgen. Branchen-Insider zitieren Aussagen wie: „Uns sterben die Mitglieder weg oder gehen Pleite, und da kommen Sie uns mit IT?“ Andere Probleme sind hausgemacht. Beispiel Küchenbranche: Branchenkenner kalauern von den 120 Lieferanten, die seit 20 Jahren nicht in der Lage sind, sich auf einheitliche Datenstandards zu einigen. Warum auch – bei der überschaubaren Zahl an Playern wird das Wesentliche per Handschlag und am Telefon erledigt. So wie es Bäcker, Metzger und der kleine Textilkaufmann ja auch machen.

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