TH Nürnberg geht voran
Gen Z erklärt sich in einem Manifest
Yasmin Weiß, Professorin für Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt New Work an der TH Nürnberg, diskutiert mit ihren Studierenden immer mal wieder über ihre Werte und Vorstellungen von Leistungskultur. "Derzeit habe ich oft das Gefühl, dass sich angesichts des Fachkräftemangels und des ausgeprägten War for Talents viele Arbeitgeber und Personaler gar nicht mehr trauen, offen eine Kultur der Höchstleistung zu fordern." Die sei aber nötig, wenn Wirtschaft und Gesellschaft die wachsenden Herausforderungen meistern wollten, so die Wissenschaftlerin.
Sie plädiert für einen offenen und ehrlichen Dialog zwischen Vertretern der Generation Z (geboren zwischen 1997 und 2012) und ihren künftigen Arbeitgebern. Es gehe um die Frage, wie sich die neuen Mitarbeiterbedürfnisse mit der betrieblichen Realität in Einklang bringen ließen. Unternehmen müssten wissen, was junge Talente von ihnen erwarteten, aber eben auch umgekehrt.
Offene Diskussion - ohne Tabus
Weiß hat sich mit ausgewählten Talenten der Generation Z zusammengesetzt und sie gebeten, die folgenden Fragen offen und ohne Tabus zu diskutieren:
Was zeichnet Euch als Talente der Generation Z im Kern aus?
Was versteht Ihr unter "guter Arbeit"?
Was törnt Euch bei der Arbeit an, was hingegen völlig ab?
Was ist für Euch "exzellente Führung"?
Was bringt Ihr bei Eurem Arbeitgeber ein?
Was kann von Euch erwartet werden?
Was ist Euer Leistungsversprechen an Eure Arbeitgeber?
Ergebnis dieser Diskussion ist das Top Talents' Manifesto. Es spiegelt das Selbstverständnis der Generation Z wider, die fordernd auftritt, aber auch leistungsbereit ist:
Manifest der Generation Z |
1. Ich will kein durchschnittlicher Mitarbeiter sein; es liegt in meiner Natur, Überdurchschnittliches zu leisten. |
2. Ich suche Herausforderungen, nicht Sicherheit, und ich habe die Erwartungshaltung, jeden Tag besser zu werden. |
3. Ich bin entschlossen, einen Fußabdruck zu hinterlassen; sinnvolle Arbeit ist mir wichtiger als Geld. |
4. Ich möchte selbstbestimmt agieren können und akzeptiere es nicht, klein gehalten, gedemütigt oder gelangweilt zu werden, indem ein Mikromanager auf mich aufpasst. Aber ich verpflichte mich, überdurchschnittliche Leistungen zu erbringen und frische Ideen zu entwickeln. |
5. Ich möchte als Intrapreneur agieren, träumen und bauen, scheitern und Erfolg haben, Risiken eingehen und Neues erkunden. |
6. Ich bin bereit, mein ganzes Talent, meine Kreativität und meine Innovationskraft einzubringen, und ich erwarte, dass man mir zuhört. |
7. Ich schaue nicht nur wegen der Hierarchie zu den Menschen auf. Ich achte auf herausragende Leistungen, Mut und Leidenschaft und werde diese auch erbringen! |
8. Arroganz und Führung auf Distanz kann ich nicht gutheißen. Ich glaube, dass Führung bedeutet, anderen zu dienen. Eines Tages werde ich selbst eine dienende Führungskraft sein. |
9. Ich brauche keine isolierten Spitzenmanager, die sich in ihren abgeschirmten Vorstandsetagen verstecken, sondern nahbare, menschliche, inspirierende, einfühlsame und selbstreflektierte Vorbilder, und ich versuche, selbst ein solches Vorbild zu sein. |
10. Ich glaube: Wer die Arbeit macht, verdient die Bühne. Ich schätze eine Unternehmenskultur, die auf Leistungsorientierung und nicht auf Vetternwirtschaft setzt. Ich bin bereit, Verantwortung für unsere Zukunft zu übernehmen. |
11. Ich suche den Fortschritt, ich fürchte ihn nicht. Ich schätze es, ständig über meine persönliche Komfortzone hinauszuwachsen. Ich bin bereit, jeden Tag zu lernen. |
12. Ich verpflichte mich, die richtige Mischung aus Bescheidenheit, Selbstvertrauen, Neugier und Hunger auf mehr zu haben. |
13. Ich verspreche, vergangene Errungenschaften zu schätzen, aber ich werde den Status quo kritisch hinterfragen und es wagen, alte Antworten auf neue Fragen zu ignorieren. |
14. Ich sehe mich als Weltbürger. Die Arbeit in einem vielfältigen und inspirierenden Umfeld beflügelt meine Fantasie und erweitert meinen Horizont. |
15. Ich bin nicht bereit, „Entweder-oder-Entscheidungen“ zu treffen, wenn es um meine wichtigsten Lebensziele geht. Attraktive Arbeitgeber bemühen sich, ihren Mitarbeitern – Männern und Frauen, Vätern und Müttern gleichermaßen – die Möglichkeit zu geben, eine erfüllte Karriere mit einem erfüllten Privatleben zu verbinden. |
16. Ich weigere mich, Karrierechancen gegen Anpassung zu tauschen und den Mund zu halten. Ich werde meine Meinung sagen und Veränderungen anstoßen. Ich will ein Change Agent sein und eine wünschenswerte Arbeitswelt der Zukunft gestalten. |
17. Ich will nicht daran gemessen werden, was ich mir nehme, sondern daran, was ich meinem Arbeitgeber und der Gesellschaft zurückgebe. |
18. Es ist mein Selbstverständnis, aufrecht, selbstbewusst und unerschrocken zu stehen, mein Potenzial zu entfalten und in Ergebnisse umzusetzen. So kann ich mit Stolz sagen: Das ist es, was ich bin. All das bedeutet es, ein Spitzentalent zu sein. |