Covid19-News aus der CIO-Community
Generali-Manager Frick ist Corona Instruction Officer
Die Schweizer CIO-Community ist super organisiert und verdient regelmäßige Besuche. Deshalb zunächst Plan A: IT-Startups von Sapphire Ventures begucken mit Patrick NaefPatrick Naef, Ex-CIO von Emirates und jetzt unter anderem im Aufsichtsrat der Franke-Gruppe. Super Sache. Flugs den Billigflug zum Event gebucht – leider sagt Sapphire kurz danach wieder ab. "Sorry", sagt Patrick: "Ich dachte, du hast die Mail gesehen." Profil von Patrick Naef im CIO-Netzwerk
Dann Plan B: Mit Ursula Soritsch-Renier und ihrem Mann James im Outdoor-Jacuzzi sitzen und aus dem wunderbaren Garten am Hang auf Winterthur herabschauen. "Immer wieder gerne", sagt Ursula, die sich gerade aus ihrer Rolle als CIO von Nokia verabschiedet: "Nur jetzt nicht. Wir sind gerade aus dem Skiurlaub in Tirol zurück und deshalb in selbstverordneter Quarantäne." Wir wünschen gute Besserung.
Kurz vor Schluss noch Plan C, D und E: Ricardo Diaz-RohrRicardo Diaz-Rohr von Emil Frey treffen, dann Michael LoechleMichael Loechle, der sich gerade aus der ABB-Welt Richtung Hitachi schält, mit Matthias TrabandtMatthias Trabandt von Swisslife joggen gehen und endlich mal wieder mit Martin FrickMartin Frick von der GeneraliGenerali quatschen. Top-500-Firmenprofil für Generali Profil von Martin Frick im CIO-Netzwerk Profil von Matthias Trabandt im CIO-Netzwerk Profil von Michael Loechle im CIO-Netzwerk Profil von Ricardo Diaz-Rohr im CIO-Netzwerk
Home Office in den Bergen
Seit drei Jahren ist Frick der COO von Generali in der Schweiz. Seitdem ist er quasi nicht mehr sichtbar – jedenfalls nicht für die deutsche CIO-Community. Den Grund dafür erklärt er am Telefon – nachdem Deutschland die Grenze dicht gemacht hat und der Billigflieger eh weg ist.
Frick hat als COO der Generali in der Schweiz die IT und die Logistik unter sich, damit auch das Thema Business Continuity. Die IT-Infrastruktur wurde in den letzten drei Jahren von Grund auf saniert. "Da war in den letzten Jahren zuvor etwas zu viel an IT-Investitionen gespart worden", sagt Frick, der eine Reihe von Dingen erneuert hat. Alle Mitarbeiter haben inzwischen die gleichen Laptops, zum Beispiel. Das zahlt sich gerade jetzt in der Corona-Krise aus, denn Generali hat Heimarbeit verordnet, und konnte das "innert Tagen" umsetzen. Frick selbst hat sich ins Home-Office nach Klosters verkrümelt – ganz nach Schweizer Krisen-Management: Bei Bedrohung in die Berge zurückziehen. "Ich bin jetzt Corona Instruction Officer – oder Corona Orchestration Officer", sagt COO Frick.
Die Loyalität zum Unternehmen wächst
Wer mag, darf bei Generali auch seinen großen Monitor aus dem Büro mit nach Hause nehmen – da, wo gerade der Nachwuchs aus den geschlossenen Schweizer Schulen und Kindergärten tobt. Zwanzig Prozent der Generali-Mitarbeiter haben Kinder unter zehn Jahren, sagt Frick. Die seien jetzt sehr dankbar, dass sie zu Hause sein und so das Home-Schooling managen können. Nachbarschaftshilfe und die Großeltern fallen ja aus bekannten Gründen weg. "Die Loyalität zur Firma steigt gerade. Der Zusammenhalt wächst", sagt Frick: "Aber die positive Stimmung kann sich aber bald umkehren, wenn die Home Office Periode sich auf Monate verlängert. Dem muss Sorge getragen werden."
Der finale Übergang in die Digitalisierung: Auf einmal geht alles
Im Augenblick läuft noch alles rund. Das VPN steht. Digitale Unterschriften und Web-Stamps werden auf einmal erlaubt – jetzt, wo keiner mehr echte Briefmarken bekommt. "Wir leben jetzt den finalen Übergang in die DigitalisierungDigitalisierung", sagt Frick, der nach eigenen Angaben neun bis zehn Stunden täglich am Telefon verbringt: "Alles ist neu. Stark. Auf einmal geht alles." Die Berater freuen sich, dass keine Kunden mehr hustend in die Filialen stolpern. Sie rufen jetzt proaktiv Kunden aus der Risiko-Gruppe an. Einfach nur so. "Unsere älteren Kunden freut das sehr", sagt Frick: "Das haben die so noch nie von einer Versicherung erlebt." Alles zu Digitalisierung auf CIO.de
Schwachpunkt könnten zum einen die Telko-Anbieter sein, die langsam bei den Bandbreiten unter Druck kommen. Anbieter in Italien etwa hätten da schon ihre Probleme, berichtet Frick vom Nachbarland, in dem alle auf Telkos ausweichen, und dessen Infektionsrate nur noch gering über der in der Schweiz liegt. Auch Generali hatte schon ihre ersten Corona-Fälle. "Wir haben sofort kommuniziert. Alles sehr transparent", sagt Frick: "Ich bin stolz, bei der Generali zu sein."
Wie halten wir die Teams zusammen?
Das zweite große Problem kommt erst noch: Die Generali hat Dezentralität als Management-Prinzip festgeschrieben. Alle sollen in dezentralen Teams zusammenarbeiten. "Aber wie halte ich diese Teams zusammen, wenn sie sich nicht regelmäßig sehen", fragt Frick, der noch kein Ende der Heimarbeit sieht: "Als Physiker muss ich sagen, irgendwann zerfallen dann lose Strukturen." Community-Tools wie Teams oder Slack werden jetzt neben Skype eingeführt. Noch läuft viel über Telefon und E-Mail. Frick hält eine baldige Ausgangssperre in der Schweiz für wahrscheinlich. Und für nötig. Die Ausbreitung von Corona lasse sich sonst nicht entschleunigen.
Social Distancing und Ausgangssperre
Warum dies so ist, hat übrigens Harry Stevens von der Washington Post bis jetzt am allerbesten beschrieben. Der "Graphics Reporter" zeigt in seinem Online Artikel, wie sich die fiktive Krankheit "Simulitis" ausbreitet: Während der User über den Nutzen von "Social Distancing" liest, beziehungsweise vom begrenzten Nutzen strikter Ausgangssperren, breitet sich Simulitis in einer Population von 200 Menschen aus. Das ist Online-Journalismus at its best. Danach versteht wirklich jeder, warum Reisen jetzt keine gute Idee ist. Und warum man einen Billigflieger auch mal sausen lassen kann. (kf)