Gartner-Trends
Generative AI lässt Manager schlecht schlafen
KIKI im Allgemeinen und generative KIgenerative KI im Besonderen sind Technologien, die Geschäftsführern und Vorstandsvorsitzenden in aller Welt Sorgen bereiten. Das zeigt eine Umfrage unter 400 CEOs und leitenden Angestellten weltweit. Jede fünfte Führungspersönlichkeit (21 Prozent) glaubt, dass KI die Top-Technologie sein wird, die ihre Branche in den kommenden drei Jahren am stärksten disruptiv beeinflussen wird. Alles zu Generative AI auf CIO.de Alles zu Künstliche Intelligenz auf CIO.de
Gartner-Analyst Mark Raskino kann das nachvollziehen. Geschäfts- und Betriebsmodelle würden sich unter dem Einfluss von generativer KI signifikant verändern. Bots wie ChatGPT deuteten an, was möglich sei. Viele CEOs seien derzeit von einer "fear of missing out" gepeinigt. Sie machten sich Sorgen, zu spät dran zu sein und etwas Wettbewerbsentscheidendes zu verpassen.
Keine tiefe Rezession befürchtet
Die Gartner-Umfrage wurde von Juli bis Dezember 2022 in Nordamerika, Europa, Asien/Pazifik, Lateinamerika, dem Nahen Osten und Südafrika durchgeführt, und zwar in verschiedenen Branchen, mit unterschiedlichen Umsätzen und Unternehmensgrößen. Die Manager sollten darin auch ihre künftigen Geschäftsprioritäten nennen. Wie Analystin Kristin Moyer konstatiert, glaubt mehr als die Hälfte der Befragten, dass ein wirtschaftlicher Abschwung oder eine Rezession im Jahr 2023 allenfalls oberflächlich stattfinden und nur von kurzer Dauer sein werde. Die Sorgen wegen Cashflow, Kapital und Fundraising seien gegenüber dem Vorjahr kaum gestiegen.
So nennt denn auch die Hälfte der CEOs Wachstum als oberste strategische Geschäftspriorität für die kommenden zwei Jahre. Technologisch mithalten zu können und die richtigen Fachkräfte zu finden und einzustellen sind weitere Problemfelder, die Manager beschäftigen. Im Vergleich zum Vorjahr stieg auch die Erwähnung der ökologischen Nachhaltigkeit um 25 Prozent und landete erstmal in den Top-ten der strategischen Geschäftsprioritäten von CEOs. Die Analysten prognostizieren, bis 2026 werde Sustainability strategisch bedeutsamer sein als der gegenwärtig auf Rang zwei platzierte technische Fortschritt.
Inflation gilt als größtes Risiko
Geschäftsrisiko Nummer eins ist derzeit für die größte Gruppe unter den Befragten (22 Prozent) die hohe Inflation. Fast ein Viertel erwartet für dieses Jahr eine höhere Preissensibilität bei den Kunden. Trotzdem reagieren 44 Prozent der CEOs mit Preiserhöhungen auf die allgemeine Preisexplosion, gefolgt von Kostenoptimierung (36 Prozent) sowie an dritter Stelle Produktivität, Effizienz und Automatisierung (21 Prozent).
"Wir finden es besorgniserregend, dass sich die CEOs nicht so stark auf die Produktivität konzentrieren, wie sie es angesichts der starken Inflation tun sollten", sagt Moyer. "Vielleicht steckt das Wunschdenken dahinter, dass die Inflation keine dauerhafte Erscheinung sei." Ihrer Ansicht nach sollten die Topmanager lieber alle Hebel in Sachen Automatisierung in Bewegung setzen, um Methoden, Prozesse und Produkte effizienter zu gestalten. Die Kostensteigerungen auf die Kunden abzuwälzen, sei eine nur kurzfristig wirksame und auf Dauer falsche Reaktion.
Ein ebenfalls sehr großes Risiko ist aus Sicht der CEOs der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. Das Gewinnen und Halten von Talenten habe höchste Priorität. Die Firmenlenker blicken laut Gartner mit Sorge darauf, dass die Anforderungen in Sachen Vergütung explodieren und sich das Leistungsdenken der Beschäftigten aus ihrer Sicht in die falsche Richtung entwickeln könnte. Auch der Wunsch vieler Mitarbeitenden nach mehr Flexibilität und nach Remote oder Hybrid Work, macht vielen Unternehmern zu schaffen.
Technologietrend: Aufräumen in der Cloud
Was Technologietrends angeht, erwarten die Analysten in diesem Jahr, dass viele Unternehmen ihre "übereilt aufgebaute und schlecht konzipierte Cloud-Infrastruktur überarbeiten werden, um sie effizienter, widerstandsfähiger und kostengünstiger aufzustellen". Redundante oder ungenutzte Cloud-Infrastrukturen würden beseitigt, die Ausfallsicherheit werde erhöht und die Cloud-Infrastruktur auch dazu genutzt, das Problem der unterbrochenen Lieferketten in den Griff zu bekommen und die Infrastruktur zu modernisieren (siehe auch: Die besten Tools für das Cloud-Management).
Gartner stellt zudem fest, dass Verantwortliche für den IT-Betrieb immer mehr unter Druck geraten. Hintergrund sind die hohen Anforderungen, die neue Infrastrukturtrends stellten: zum Beispiel Edge-Infrastrukturen für datenintensive Anwendungsfälle, neue Hardwarearchitekturen (nicht x86!) für besondere Workloads, Serverless-Architekturen und 5G-Mobilfunkdienste. Die Analysten prophezeien auch, dass bis 2026 rund 15 Prozent der On-premises-Workloads in Containern laufen werden. Im Jahr 2022 seien es nicht einmal fünf Prozent gewesen.
Private Rechenzentren werden laut Gartner in diesem Jahr immer öfter abgebaut und wandern unter das Dach von Colocation-Anbietern. Zunehmend würden firmeneigene IT-Infrastrukturen in neuartigen As-a-Service-Konstrukten nach ähnlichen Service-orientierten Prinzipien bereitgestellt wie Cloud-Dienste. Rund ein Drittel der RZ-Umgebungen soll schon 2027 über eine Cloud-basierende Steuerungseinheit verwaltet werden - 2022 traf das noch auf weniger als zehn Prozent zu. Gartner empfiehlt den Betriebsspezialisten, eine Cloud-native-Infrastruktur auch im eigenen RZ aufzubauen, Workloads von eigenen Einrichtungen hin zu Co-Location-Facilities oder zum Edge zu verschieben und sich mit As-a-Service-Modellen für die physische Infrastruktur zu beschäftigen. (hv)