RFID belebt müden SCM-Markt
Glanz für die Lieferkette
Kapitalkosten gesenkt
"Billig ist es nicht", weiß Hans Dieter Nase. "Aber was wäre gewesen, wenn wir es nicht gemacht hätten?" Mit dem "Factory Planner" verkürzte sich der Planungsrhythmus von einmal pro Woche auf einmal pro Tag. Die Liefertermintreue erhöhte sich von 65 auf 89 Prozent, die Materialbestände in der Produktion schrumpften um 25 Prozent. Hinzu kamen weitere Erleichterungen, beispielsweise mit der Einführung der automatischen Zuordnung des Rohstahls oder der ATP (Available-to-promise)-Funktion. Mit der Auftragsbuchung im Vertrieb (SAP-SD) kann nun ein entsprechender Bedarf automatisch abgeglichen werden. "Damit steht bereits während des Verkaufs der Liefertermin fest", erklärt Nase.
Schließlich verringerte sich auch die Kapitalbelastung des Unternehmens deutlich. "Das in vorgehaltenem Material gebundene Kapital konnte von zirka 107 auf 70 Millionen Euro abgebaut werden", sagt Nase. Und das soll noch nicht das Ende der Fahnenstange sein: "Wir planen, noch mal 30 Prozent einzusparen." Vor wenigen Monaten hat er außerdem begonnen, ein Vendor-Managed-Inventory (VMI)-Programm aufzusetzen. Der Bedarf ausgewählter Kunden fließt dann direkt in die Planung von EWK, was zu einer automatischen Versorgung anstelle von Belieferung gegen Bestellung führt.
Damit steht Edelstahl Witten-Krefeld heute an dem Punkt, den die Anbieter schon vor Jahren versprachen. Damals hieß das Zauberwort "Collaborative Commerce". Gemeint war die Verknüpfung zwischen Herstellern, Lieferanten und Endkunden. Ganze Firmennetze treten dann in Konkurrenz zueinander. Heute ist das Wort entzaubert, aber das Konzept wird Realität - und könnte den Markt anschubsen. "Gerade in den ersten Monaten dieses Jahres wird diese Diskussion wieder verstärkt geführt", beobachtet Hans Thalbauer, Vice President Solution Management SCM bei SAP. Warum erst jetzt? Jetzt habe sich auch die Technik dahin entwickelt, dass Daten leichter auszutauschen sind.
Zeit zum Verschnaufen bleibt dem CIO nicht, wenn er sich mit SCM auseinandersetzt. "Seit einem Jahr erschlägt einen RFID," beobachtet Professor Ulrich Thonemann. Medienwirksame ProjekteProjekte wie beispielsweise Metros 'Future Store' oder die Ausstattung von Fußbällen mit den Minifunkern pushen das Thema. Vielleicht sogar stärker, als es so manchem Anbietern lieb ist, denn die IndustrieIndustrie ist gerade erst dabei, Expertenwissen aufzubauen. Die Werbetrommel wird aber schon mal gerührt.
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RFID: Viele üben schon
Die Technologie sowie ihre Anwendung stehen allerdings erst am Anfang, darüber herrscht Einigkeit. "Die Unsicherheiten sind zu groß und die Kosten noch relativ hoch", dämpft Thonemann. "Wann die Technologie wirklich einen Mehrwert liefert, ist derzeit die große Frage." Bis jeder Joghurtbecher mit einem eigenen Chip bestückt wird, dürfte es gut und gerne noch fünf bis zehn Jahre dauern.