Green IT
Grün tut nicht nur dem Klima gut
Die Kühlung stößt an ihre Grenzen
Neben Virtualisierung und sparsame Hardware bietet auch der Rechenzentrumsbetrieb selbst enorme Potenziale zur Effizienzsteigerung. Besonders Kühlung und Wärmeabfuhr sind Stromfresser. Problematisch ist zudem, dass die Kühlsysteme in absehbarer Zeit an ihre Leistungsgrenzen stoßen. Die meisten Rechenzentren wurden vor zehn oder mehr Jahren geplant. Damals kalkulierten die Erbauer mit einem Energiebedarf von rund 1.000 Watt pro Quadratmeter Stellfläche. Die heutige IT, die mit Mulit-Core-Prozessoren, Blade-Servern und eng bestückten Racks eine extrem hohe Dichte an aktiven Komponenten aufweist, benötigt jedoch bis zu 10.000 Watt pro Quadratmeter. Die Kühlsysteme gelangen ihre Grenzen, denn mit konventioneller Klimatechnik lassen sich nicht mehr als 100 Watt pro Quadratmeter abführen. Grundsätzlich werden die Leiter der Rechenzentren neue Wege beschreiten müssen und zum Beispiel die effizientere Wasserkühlung nutzen. Dabei bietet es sich an, die Abwärme nicht einfach freizusetzen, sondern wiederzuverwerten. Vor allem in Campus-Bebauungen mit kurzen Wegen zwischen einzelnen Gebäuden kann es sich als sinnvoll erweisen, mit der überschüssigen Wärme Büroräume zu heizen. In größeren Umgestaltungen von Rechenzentren oder bei Neubauten sollte dieser wichtige Aspekt einer grünen IT unbedingt auf seine Wirtschaftlichkeit hin evaluiert werden.
Auch der Einsatz regenerativer Energien kann vor allem bei Neubauten eine attraktive Option sein, um die Klimabilanz des Rechenzentrums - und damit des gesamten Unternehmens - zu verbessern. Hierzu hat T-Systems im Münchener Rechenzentrum ein Pilotprojekt gestartet: Eine mit Biogas betriebene Brennstoffzelle liefert die Energie. Das Biogas wird aus Pflanzen gewonnen, die im Umland angebaut werden. Spannend ist die Frage, ob sich diese Technologie als zuverlässig genug für den Rechenzentrumsbetrieb erweist.
Strategischen Rahmen schaffen
Gerade große Rechenzentren bieten sich dazu an, grüne IT in die Tat umzusetzen, da hier sowohl die Optimierungspotenziale als auch der Kostendruck groß genug sind, um den Einsatz der noch neuen Spartechnologien zu rechtfertigen. Für Betreiber kleiner Installationen, die hierbei kaum Skaleneffekte nutzen können, wird das Auslagern des Betriebs an einen Dienstleister eine prüfenswerte Option sein. Auch das Marktforschungshaus Frost & Sullivan sieht darin eine Möglichkeit, die Herausforderungen der nächsten Zeit zu meistern. Allerdings wird das Auslagern nur für Unternehmen sinnvoll möglich sein, die grundsätzlich einer differenzierten Sourcing-Strategie in der IT offen gegenüber stehen und den Betrieb der Technologien nicht als wichtiges Geschäftsfeld betrachten.
Um das Rechenzentrum für die kommenden Jahre fit zu machen, darf das Thema Green IT jedoch nicht in punktuellen Projekten wie Konsolidierung oder Virtualisierung stecken bleiben, sondern muss in einen strategischen Rahmen mit klaren Zielen und belastbaren Zahlen eingebettet werden. Eine Effizienzverbesserung lässt sich abhängig vom Ausgangspunkt auf verschiedenen Wegen erreichen. Der Neubau oder Ausbau vorhandener Rechenzentralen sind neben dem Einsatz moderner Technologien ebenso denkbare Optionen wie das Outsourcing an spezialisierte Dienstleister. Die Strategie beginnt also damit, die Ist-Situation aufzunehmen. Allerdings räumten 93 Prozent der befragten Anwender gegenüber der Experton Group an, den Energiebedarf ihrer IT nicht zu kennen. Wer jedoch die Ausgangslage nicht kennt, kann keine belastbaren Aussagen darüber treffen, welche Maßnahmen zur Effizienzsteigerung sinnvoll sind und welcher RoI (Return on Investment) zu erwarten ist. Hier gilt es, einen Bewusstseinswandel im Unternehmen einzuleiten und die Unterstützung des Top-Managements zu gewinnen. Die Initiative dazu müssen CIOs und Rechenzentrumsleiter starten. Sie müssen Business-Management deutlich machen, dass auch das Rechenzentrum zur CO2-Bilanz des gesamten Unternehmens beiträgt. Denn ohne Investitionen wird eine grüne - und sparsame - IT nicht zu haben sein. Dem müssen entsprechende Vorteile bei Betriebskosten und Renommee des Unternehmens gegenüber stehen.