Händler wappnen sich für Weihnachten

Handgefertiges aus dem Netz

13.12.2013
Weihnachten ist für Onlinehändler Hochsaison. Auch Plattformen für Selbstgemachtes rechnen mit einer Flut an Bestellungen. Für die Kleinhändler kann das zu schlaflosen Nächten führen.

Zu Weihnachten trägt der Hund Krawatte. Das Tier namens Turbo läuft schwanzwedelnd durch das Büro der Berliner Internetplattform Dawanda. Turbo gehört einer Mitarbeiterin und interessiert sich "für Existenzialismus", so steht es später neben seinem Foto auf der Webseite des Internet-Ladens. Und, immerhin, auch für Würstchen. Turbo soll die größtenteils weibliche Kundschaft von Dawanda überzeugen, Geschenke für Menschen mit Hund zu kaufen.

"Weihnachten ist für uns die wichtigste Zeit des Jahres", sagt Dawanda-Geschäftsführerin Claudia Helming. Die Firma mache in der Zeit etwa 30 Prozent ihres Jahresumsatzes. Außerdem kaufen viele neue Nutzer zu Weihnachten das erste Mal über Dawanda ein. Die Webseite fungiert, ähnlich wie Konkurrent Etsy aus den USA, als Umschlagplatz für Selbstgemachtes. Hersteller können dort eigene Online-Läden aufmachen und gestrickte, bedruckte, genähte oder anderweitig weitgehend selbstproduzierte Gegenstände verkaufen.

Das Geschäft mit der Individualität ist selbst auf dem besten Weg zum Massenmarkt. Dawanda rechnet damit, dass in diesem Jahr Waren im Wert von 100 Millionen Euro über die Plattform verkauft werden. Etsy, das in mehr Ländern aktiv ist, verbuchte in den ersten zehn Monaten des Jahres einen Umsatz von 1,02 Milliarden Dollar (knapp 745 Millionen Euro). Die Plattformen verdienen pro Verkauf eine Provision und erheben Gebühren für das Einstellen von Artikeln.

Das Weihnachtsgeschäft stellt die Selbermachseiten jedoch vor eine besondere Herausforderung. Denn obwohl ein Teil der Verkäuferinnen ihre Produkte professionell produzieren und davon leben, finden sich auch viele Hobbyhändler unter den Anbietern. Hersteller, die neu dabei sind, rechnen häufig nicht mit dem Kundenansturm. "Für die ist es oft die große Überraschung, was da plötzlich Weihnachten über sie hereinbricht", sagt Helming. "Da gibt es dann wirklich welche, die schlafen nur noch vier Stunden am Tag."

Viele Hersteller nehmen schon ab Anfang oder Mitte Dezember keine Bestellungen mehr entgegen. Bei den klassischen Onlinehändlern kann man dagegen noch wenige Tage vor dem Fest Geschenke bestellen. "Wir sind nicht AmazonAmazon", sagt Kati Krause von Etsy. Alles zu Amazon auf CIO.de

Die Plattformen geben sich Mühe, die meist weiblichen Verkäufer auf die anrollende Einkaufswelle hinzuweisen, etwa über Einträge im Firmenblog oder Hinweise per E-Mail. Etsy helfe, die Verkäufer untereinander zu vernetzen, damit sie sich gegenseitig Tipps geben, sagt Krause. Am Ende gilt das Prinzip Lernen aus Erfahrung: "Jeder muss das mal durchgemacht haben."

Christian Probst steht das noch bevor. Gemeinsam mit seiner Frau Cordula verkauft er seit einem halben Jahr bestickte Kissen im Netz. Verliebte oder Familien können darauf ihre Standorte mit Herzchen markieren und verbinden. Die Idee kam den beiden während ihrer eigenen Fernbeziehung, erzählt Probst. Seit November bekommen sie vermehrt Anfragen. "Ich hoffe, wir haben uns so gut vorbereitet, dass es nicht so stressig wird", sagt er. "Man weiß es ja erst, wenn man drinsteckt."

Den Selbermachern im Netz kommt die allgemeine Entwicklung des Onlinehandels zugute. Knapp die Hälfte der Menschen in Deutschland wollen zu Weihnachten mindestens einmal etwas im Internet bestellen, ergab eine Umfrage des Marktforschungsinstituts GfK. Die beliebtesten Produkte sind danach Tickets, Computer und andere Elektronikprodukte wie Handys oder Spielekonsolen. Doch auch Schmuck, Wohngegenstände und Kleidung finden sich in der Liste.

Die Zahl der Onlineshopper sei mittlerweile relativ konstant, sagt Wolfgang Adlwarth, Handelsexperte von der GfK. Allerdings kauften sie häufiger ein und gäben auch mehr Geld aus. Das beobachtet auch Dawanda-Chefin Helming: Nutzer kauften inzwischen schon mal Schmuck für mehrere hundert Euro über die Plattform, die es seit 2006 gibt, sagt sie. "Das war in den ersten Jahren nicht ganz so." (dpa/rs)

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