Kommentar zur Aufspaltung von Hewlett-Packard
HP Inc. und Hewlett-Packard Enterprise Company.
Ohne sie zu kritisch zu sehen, kann man Meg Whitman als flexibel bezeichnen. Léo Apotheker hatte am 18. August 2011 - damals als CEO - angekündigt, HPHP wolle sein PC-Geschäft ausgründen oder verkaufen. Whitman, die auf Betreiben Apothekers Anfang 2011 in den HP-Verwaltungsrat eingezogen war, unterstützte diese Pläne. 70 Tage später wurde Apotheker mit einem goldenen Handschlag verabschiedet, und Whitman bestieg den Thron. Die Idee, das PC-Geschäft auszugliedern, ließ Whitman kurzerhand in der Schublade verschwinden. Alles zu HP auf CIO.de
"Wir haben keine Pläne, HP aufzuspalten"
Am 22. Februar 2013 hörte sich Meg Whitman immer noch so an. Da diskutierte HPs Oberhaupt die Geschäftszahlen des ersten Fiskalquartals 2013 mit Analysten. Wieder kam die Frage auf, ob sie vorhabe, das Unternehmen in zwei Teile zu trennen. "Wir haben keine Pläne, die Company aufzuspalten", sagte Whitman vor diesem Auditorium. Erklärend schob sie nach: "Ich habe das wieder und wieder gesagt: Gemeinsam sind wir besser und stärker." HP habe eine Menge Aktivposten im Produktportfolio, und "wir sind dabei, unsere Wirtschaftsleistung zu verbessern".
Whitman schloss mit den Worten: "Unsere Kunden wollen, dass die verschiedenen Firmenteile vereint bleiben. Wir haben das laut und deutlich vernommen im August 2011." Bis zum 6. Oktober 2014 muss da im HP-Topmanagement eine entscheidende Erkenntnis herangereift sein. An diesem Tag verkündete Whitman offiziell, dass sich Hewlett-Packard in zwei unabhängig voneinander agierende Firmen aufteilen wolle.
HP Inc. - PCs und Drucker
Die HP Inc. fungiert dabei quasi als Mutterunternehmen. Deshalb muss die bis zum 31. Juli 2015 noch vereint agierende Hewlett-Packard Co. für die künftige HP Inc. vor der Aufspaltung zunächst auch keine genauere Bilanzaufstellung bei der Securities Exchange Commission (SEC) einreichen. Für die Hewlett-Packard Enterprise Co. hat sie dies schon getan.
In die HP Inc. geht das PC- und Druckergeschäft über. Mit Personal Systems, also Desktops, Notebooks und Workstations, erwirt schaftete HP im Geschäftsjahr 2014 (Ende: 31. Oktober 2014) rund 60 Prozent der Umsätze der gesamten Personal Systems Group. 40 Prozent trug die Druckersparte bei. Insgesamt belief sich der Umsatz der Personal Systems Group auf 57,2 Milliarden Dollar.
Wer ist wo bei HP Inc.:
President & CEO: Dion Wiesler
Chairman: Meg Whitman
CFO: Cathie Lesjak
Chief Technology Officer: Shane Wall
COO: Jon Flaxman
Chief Marketing Officer: Antonio Lucio
Chief Technology Officer & Labs: Shane Wall
Human Resource: Tracy Keogh
Printing Group: Stephen Nigro
Personal Systems Group: Ron Coughlin
Customer Support and Solutions: Richard Bailey
EMEA: Enrique Lores
Hewlett-Packard Enterprise
In die Hewlett-Packard Enterprise geht das gesamte Unternehmensgeschäft über. Hierzu gehören die Produktgruppen, die HP unter der Enterprise Group subsumiert:
alle Netzwerkaktivitäten, das Geschäft mit Industrie-Standard-Servern und Business Critical Systems, die Storage-Sparte sowie das Dienstleistungssegment der Technology Services. Eine zweite große Säule ist der Enterprise-Services-Bereich, in den die Aktivitäten des Infrastructure Technology Outsourcing sowie die Application and Business Services fallen. Schließlich gehören auch die Software Group und die HP Financial Services zur Hewlett-Packard Enterprise.
Wer ist wo bei HP Enterprise:
President & CEO: Meg Whitman
Chairman: Pat Russo
CFO: Tim Stonesifer
COO: Chris Hsu
Human Resource: Alan May
Chief Marketing Officer: Henry Gomez
Chief Technology Officerand HP Labs: Martin Fink
Enterprise Services:Mike Nefkens
Enterprise Group: Antonio Neri
Software: Robert Youngjohns
Cloud (aufgeteilt):
SVP Cloud Go-To-Market: Kerry Bayley
SVP Cloud Product
Management: Bill Hilf
SVP Cloud Engineering: Mark Interrante
Corporate Strategy: Jim Murrin
Chief Customer Officer and Technology & Operations: John Hinshaw
Wieso nun doch die Aufspaltung?
Natürlich fragt man sich, welche Ereignisse oder Umstände Whitmans Einsicht innerhalb von gut zwei Jahren ins Gegenteil verkehrt haben. Ein Grund könnte sein, dass HP nun seit gut einem Jahrzehnt mit rückläufigen Umsätzen zu kämpfen hat. Hinzu kamen diverse Gerichtshändel und verunglückte Akquisitionspläne (Autonomy, PwC).
- Umsatz, Ausgaben und Gewinn von HP
Seit vergangenem Samstag existiert die Hewlett-Packard Company nicht mehr. Dafür gibt es nun zwei neue Unternehmen: die HP Inc. und die Hewlett-Packard Enterprise Company. Ein Grund könnte sein, dass HP nun seit gut einem Jahrzehnt mit rückläufigen Umsätzen zu kämpfen hat. - Negative Umsatzentwicklung
HPs Einnahmen gehen kontinuierlich zurück. - HPs Nettogewinne/-verluste
2012 waren Abschreibungen auf den Autonomy-Kauf zu verkraften. - Ausgaben für Forschung und Entwicklung
Die F&E-Ausgaben sind für ein Ingenieurunternehmen eher niedrig. - Operativer Gewinn in Prozent vom Umsatz (2012 bis 2014) nach Geschäftseinheiten
Vor allem das Softwaregeschäft ist profitabel. Der große Geschäftsbereich Enterprise Services muss indes mit einer überschaubaren Profitabilität zurechtkommen. - Geschäftsergebnisse HP von 2012 bis 2014 nach Geschäftseinheiten
- Operativer Gewinn von 2012 bis 2014
- Umsätze von Hewlett-Packard Enterprise und HP Inc.
- Geschäftsergebnisse HP von 2012 bis 2014 nach Produktgruppen
Schließlich gab es im internen Management-Team immer wieder heftige Auseinandersetzungen, die ein ums andere Mal zu Abgängen im Streit führten: Carleton ("Carly") Fiorina, Mark Hurd, Léo Apotheker - allesamt CEOs von HP, die auf weniger glückliche Art entthront wurden. Immerhin haben sie alle üppige Abfindungen erhalten.
HP rechnet allein für den weltweiten Aufbau der beiden neuen Unternehmensbereiche mit Kosten von rund 400 bis 450 Millionen Dollar. An Umbaukosten sind weitere 1,8 Milliarden Dollar eingeplant. Diese zusätzlichen Ausgaben sind ein Ballast, den die beiden HP-Unternehmen in geschäftlich schwierigen Zeiten schultern müssen.
Umsatzeinbußen bestimmen das Bild
Wie ist nun der Status der beiden neuen Firmen zum 1. August 2015? Ein Blick auf den derzeit aktuellsten Geschäftsbericht (zweites Quartal, Ende: 30. April 2015) liest sich für die verschiedenen Produktsparten eher ernüchternd: Der Umsatz der Personal Systems Group ist im Vergleich zum Vorjahresquartal um fünf Prozent gesunken. Im Printing-Geschäft (minus sieben Prozent), in der Enterprise Group (minus ein Prozent), bei Enterprise Services (minus 16 Prozent) und Software (minus acht Prozent) sowie bei HP Financial Services (minus sieben Prozent) - überall verzeichnet HP Umsatzrückgänge. Auch die Gewinne sinken kontinuierlich. Im zweiten Quartal des Fiskaljahrs 2015 sanken die operativen Gewinne in vielen Sparten:
bei der Personal Systems Group im Vergleich zum Vorjahresquartal von 290 Millionen auf 235 Millionen Dollar;
im Printing-Geschäft von gut 1,1 Milliarden auf 996 Millionen Dollar;
die Enterprise Group musste nur einen geringfügigen Rückgang von 957 auf 950 Millionen Dollar hinnehmen;
Produktprimus Enterprise Services: Hier ist ein spürbares Ertragsplus von 148 auf 194 Millionen Dollar zu verzeichnen;
schlechter lief es im Softwaresegment: das Plus lag bei 160 Millionen Dollar nach 186 Millionen im Jahr zuvor;
Bei HP Financial Services ging es um 14 Millionen nach unten. Am Ende reichte es für einen operativen Profit von 85 Millionen Dollar.