Mehr Cloud trotz NSA-Affäre
IDC: 5 IT-Trends im Mittelstand 2014
Der deutsche Mittelstand blickt mit großer Zuversicht in das Jahr 2014. Sofern die Euro-Schuldenkrise nicht wieder aufflammt, sind auch die Voraussetzungen für Investitionen des Mittelstands in Informations- und Kommunikationstechnologie durchaus positiv.
Knapp über die Hälfte der IT-Ausgaben werden hierzulande von Unternehmen mit weniger als 1000 Mitarbeitern getätigt. Rückblickend betrachtet ist der Markt für Hardware, Software und IT- Services in im Mittelstand im vergangenen Jahr um gerade einmal 0,7 gewachsen. Die IT-Ausgaben der Firmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern hingegen stiegen um 2,2 Prozent an.
Vor allem die deutlich geringeren Investitionen des Mittelstandes in Hardware sind für das schwache Abschneiden des IT-Marktes verantwortlich. Im Jahr 2014 werden die IT-Ausgaben von mittelständischen Unternehmen insbesondere von den folgenden fünf Trends geprägt:
1. Der gehobene Mittelstand treibt IT-Wachstum in Deutschland voran
Die IT-Ausgaben des deutschen Mittelstands für Hardware, Software und IT-Services werden voraussichtlich um mehr als drei 3 Prozent auf über 31,6 Milliarden Euro im Jahr 2014 steigen. Dabei investiert der Mittelstand in Software und IT-Services prozentual gesehen sogar mehr als die Großunternehmen. Im Vergleich zu 2013 hat sich der Hardware-Markt zwar schon deutlich erholt, trotzdem bleiben die Wachstumsraten vor allem in den Kundensegmenten bis 500 Mitarbeiter weiterhin negativ, nicht zuletzt auch aufgrund des starken Preisverfalls.
Zudem haben Unternehmen eher kaum oder nur punktuell in Back-end-Lösungen und auf der Client-Seite investiert. Kosten für Notebook-Replacements (vorrangig Windows 7, Windows 8 deutlich weniger) fielen nicht so stark ins Gewicht. Das gilt auch für die Ausgaben in SmartphonesSmartphones und Tablet-PC. Zudem erfordert das erwachende Interesse in Public Cloud Services keine zusätzlichen Investitionen in Hardware. Alles zu Smartphones auf CIO.de
In diesem Jahr sind aus Sicht von IDC vor allem Unternehmen mit 500 bis 999 Mitarbeitern die Haupttreiber des Wachstums im deutschen IT-Markt. Insbesondere die Investitionen in Softwarelösungen nehmen im gehobenen Mittelstand überdurchschnittlich zu, was wiederum auch die Nachfrage nach IT-Services bei diesen Unternehmen überdurchschnittlich beleben wird.
2. Investitionen in IT-Infrastruktur bleiben moderat und verdeutlichen Wandel hin zur dritten IT-Plattform
Die Nachfrage nach traditioneller Hardware (PC, ServerServer, StorageStorage) bleibt mit Ausnahme von Ausgaben in Smartphones, TabletsTablets und Networking im Mittelstand weiterhin moderat. Vor allem im PC-Markt wird der deutliche Preisverfall und der harte Wettbewerb an den Wachstumsraten sichtbar. Alles zu Server auf CIO.de Alles zu Storage auf CIO.de Alles zu Tablets auf CIO.de
Unterm Strich zeigt sich nach Meinung von IDC bei der Analyse der Investitionen für IT-Infrastruktur des Mittelstands aber auch sehr gut der Wandel, in dem sich die gesamte IT-Industrie auf dem Weg zur dritten IT-Plattform - aufbauend auf den Kerntechnologien Cloud, Mobile, Social und Big DataBig Data - zurzeit befindet. Alles zu Big Data auf CIO.de
IDC unterscheidet nach der "ersten Plattform" (Mainframe-Welt), der "zweiten Plattform" (Client-Server) und der dritten Plattform (Cloud, Mobile, Social und Big DataBig Data). Dies ist eine Unterteilung der drei Plattformen in technologischer und zeitlicher Hinsicht. Aktuell beobachtet IDC, dass die gesamte IT IndustrieIndustrie mitten in dem Wandel hin zur dritten Plattform steckt. Ein solcher Wandel findet cirka alle 20 bis 25 Jahre statt. Alles zu Big Data auf CIO.de Top-Firmen der Branche Industrie
Mit der dritten IT Plattform beschreibt IDC folgendes Paradigma: Mobile Endgeräte und Anwendungsszenarien unterschiedlichster Couleur, tausende neuer Anwendungen und Anwendungsschnipsel (Apps), pausenlos produzierte Datenmengen (Big Data) und der Bezug von IT-Services aus der IT-Wolke (Cloud ComputingCloud Computing) verändern die betriebliche Informationstechnologie und die private Nutzung von Computern und Internet so nachhaltig, dass man zurecht von einer neuen (technischen) Plattform, der "dritten IT-Plattform", sprechen kann. Alles zu Cloud Computing auf CIO.de
Dabei spielt das Thema VirtualisierungVirtualisierung nach wie vor, außer bei den Kleinunternehmen, eine entscheidende Rolle. Allerdings ist dieser Markt aus Sicht von IDC vor allem im Server- und Storage-Umfeld schon relativ reif. Wachstumsimpulse erwartet IDC für 2014 dennoch sowohl im Bereich Deskop-Virtualisierung als auch in den verschiedenen Variationen des Hosted und Managed Desktop. Der Fokus des Mittelstands liegt vor allem auf der Verbesserung des Managements und der Netzwerk Effizienz - in Anbetracht der limitierten IT-Ressourcen im Mittelstand eine nachvollziehbare Entwicklung. Alles zu Virtualisierung auf CIO.de
IDC geht daher davon aus, dass das Interesse des Mittelstands an IT-Infrastuktur-Deployment Modellen aus der Cloud (Public, Private und Hybrid), in den kommenden Jahren stark zunehmen wird.
3. Nachfrage nach Lösungen aus der Cloud steigt trotz NSA Affäre auch im deutschen Mittelstand weiter an
Allerdings werden aktuell Deployment-Modelle aus der Private Cloud begünstigt. Der deutsche Markt für Cloud-Services liegt nach wie vor, unabhängig von der Unternehmensgröße auf Anwenderseite, im internationalen Vergleich zurück. IT-Security und Bedenken hinsichtlich der Data Privacy sowie ComplianceCompliance Vorgaben sind die Hauptgründe für die Zurückhaltung deutscher Firmen und Organisationen - egal welcher Größe. Alles zu Compliance auf CIO.de
Durch die NSA-Affäre ist zudem die Verunsicherung und teilweise auch Ratlosigkeit (Frage: "Was ist überhaupt noch sicher?") gestiegen. Dennoch erwartet IDC, dass auch mittelständische Unternehmen zunehmend in IT "as-a -Service", also aus der Cloud, investieren werden. Die Art des Cloud-Deployment-Modells hängt dabei entscheidend von vier Faktoren ab: IT-Sicherheitsvorgaben, Reifegrad und Größe des Unternehmens sowie Art des Geschäftsprozess.
So nutzen beispielsweise heute schon Startups in Deutschland Public Cloud Services, um gar nicht erst eigene Hardware anschaffen zu müssen. Der gehobene Mittelstand, der in der Regel auch schon über eine gewachsene IT-Infrastruktur und Applikationslandschaft sowie internes IT-Personal verfügt, setzt dagegen derzeit eher auf Private-Cloud-Varianten, um vor allem den großen Sicherheitsbedenken Rechnung zu tragen.
Langfristig rechnet IDC in mittelständischen Unternehmen mit einer hybriden IT- Landschaft und daher mit einem Mix aus Public Cloud Services und On-Premise-Lösungen. Anbieter, die es verstehen, die dazu notwendige Koordination und das Management für diesen Mix einfach in ihr Angebot zu integrieren, werden im Mittelstand mittelfristig einen Wettbewerbsvorteil haben.
4. Der deutsche Channel muss sich dringend den Veränderungen der IT-Landschaft hin zur dritten Plattform stellen oder er läuft ansonsten Gefahr, mittelfristig außen vor zu bleiben
Aufgrund der steigenden Nachfrage des Mittelstands nach Cloud-Services steht der Partnerkanal vor der kritischen Herausforderung, seine Geschäftsmodelle weiterzuentwickeln und teilweise sogar völlig neu zu erfinden. Aktuell beobachtet IDC im Channel drei wesentliche Herangehensweisen an das Thema Cloud: Nichts tun, experimentieren oder voll mitziehen.
Da der deutsche Cloud Markt im weltweiten Vergleich nach wie vor zurückliegt, hat der deutsche Channel zwar noch ein wenig Zeit, aktiv zu werden. Partner, die bis 2015 Cloud Services immer noch nicht in ihr Geschäftsmodell integriert haben, laufen nach Meinung von IDC Gefahr, den Anschluss an die Wachstumsmärkte zu verpassen und eine zunehmend schrumpfende Kundengruppe mit Legacy-Technologien aus der stagnierenden zweiten Plattform bedienen zu müssen.
Natürlich sind die Bedenken der Partner in Bezug auf die Veränderungen verständlich. Wer sich dem aber nicht bald stellt, wird mittelfristig zwangsläufig den Anschluss verpassen, gerade in einem so stark mittelständisch geprägten Markt wie Deutschland. Der Umbruch ist nach wie vor voll im Gange. IDC erwartet von den Herstellern, dass sie ihre Partnerkanäle in diesem Wandel noch wesentlich stärker als bisher unterstützen und fördern müssen.
5. Mobility wird im Mittelstand noch stärker in die IT-Landschaften und Geschäftsprozesse integriert, um die Produktivität zu steigern
Ein Blick auf die Reifegrade der dritten Technologien der Dritten Plattform im deutschen Mittelstand zeigt eindeutig, dass "Mobility" von den vier Technologien bisher am weitesten in die IT-Landschaften des Mittelstands integriert ist. Während die Investitionen in Smartphones und Tablets weiter steigen, ist das Thema "Mobile" im gesamten IT-Konzept im Mittelstand zunehmend durchgängig verankert und wird umgesetzt.
IDC schätzt, dass die Ausgaben rund um Mobility im weltweiten Mittelstand um zirka zehn Prozent und damit doppelt so schnell wie der IT-Markt insgesamt wachsen.
Über allen diesen Haupttreibern für die IT-Investitionen des Mittelstands in 2014 steht das Thema IT-Security und Data Privacy ganz oben auf der Agenda. Durch die zunehmende Verbreitung von Cloud Services und Mobility werden Netzwerk und End-Point-Security wesentlich stärker in den Fokus rücken, insbesondere vor dem Hintergrund der wachsenden Heterogenität der Gerätelandschaft.
Und was bedeutet das für den CIO?
Die skizziertenIT-TrendsIT-Trends im Mittelstand bedeuten für den CIO eine Herausforderung. Die Komplexität strategischer IT-Initiativen oder Investitionsentscheidungen steigt kontinuierlich. Auch wenn die IT-Ausgaben im Mittelstand wachsen, sind die Herausforderungen für IT-Leiter nicht einfach zu bewältigen. Jetzt gilt es, die Unternehmens-IT fit für die dritte IT-Plattform zu machen und damit basierend auf den Technologien Cloud, Mobile, Social und Big Data neue Geschäftsmodelle für das Unternehmen überhaupt erst zu ermöglichen. Alles zu IT Trends auf CIO.de
Die Hauptaufgabe des CIOs ist es, dem Unternehmen durch Bereitstellung von Informationen mittels IT entscheidende Wettbewerbsvorteile zu verschaffen und die Produktivität zu steigern. Die Frage, welche konkreten Technologien oder Applikationen dazu schlussendlich genutzt werden, rückt mehr und mehr in den Hintergrund.
In Zeiten, in denen IT-Budgets außerdem zunehmend in die Fachbereiche hinein dezentralisiert werden, ist es für den CIO daher essenziell, auch seine eigene Rolle kritisch zu überprüfen.
Lynn-Kristin Thorenz ist Director Research & Consulting bei IDC in Frankfurt.