Arbeiten nach Corona
In jedem Meeting wird einer remote dabei sein
Wie haben sich die Arbeitsbedingungen bei Cisco im Zuge der Corona-Pandemie verändert?
Katrin Hartmann: Homeoffice ist schon seit mehr als zehn Jahren Teil der Cisco-DNA. Die flexiblen Arbeitszeitmodelle waren also schon sehr gut implementiert. Die Grundlage dafür waren unsere eigenen Technologien wie Webex für Videokonferenzen, aber auch eine sehr ausgeprägte Vertrauenskultur auf allen Ebenen. So konnten wir innerhalb weniger Tage ohne Reibungsverluste die Büros auf der ganzen Welt schließen. In beiden Bereichen wurde dann weiter investiert: Wir haben zum einen die IT-Kapazitäten aufgestockt, damit alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (aber auch Kunden und Partner), die beste, schnellste und stabilste Ausrüstung hatten. Gleichzeitig haben wir noch mehr Zeit für unsere Kultur und das Miteinander im virtuellen Raum definiert.
Was müssen sie tun, um ihre Arbeitskultur zu erhalten?
Hartmann: Cisco hat sehr schnell auf die neuen Umstände reagiert und Maßnahmen zur Unterstützung ausgerollt. Das Ziel war es, in dieser Krise allen unseren Mitarbeitern mit den neuen beruflichen Herausforderungen zu helfen und sie in ihren persönlichen und familiären Lebenslagen zu entlasten. Es ist uns beispielsweise sehr wichtig gewesen, dass alle ausreichend Zeit haben, sich um ihre Gesundheit und Familie zu kümmern.
Wir haben darum mehrere zusätzliche Urlaubstage für die ganze Firma gegeben, Wellbeing und Mental Health Programme gestartet, eine wöchentliche Videokommunikation vom Executive Leadership Team ins Leben gerufen und alle Führungskräfte beim Thema Teamzusammenhalt und Belastungssteuerung geschult. Als roter Faden hat sich hierbei immer das Thema "Wertschätzung" durch alle unsere Programme und Aktionen gezogen. Was unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den letzten zwölf Monaten geleistet haben, ist phänomenal. Da sind wir sehr stolz und dankbar.
Wagen Sie mit uns einen Ausblick auf Zeiten nach der Pandemie: Was wird bleiben und wo werden wir zu gewohnten Kommunikationsformen zurückkehren?
Hartmann: Wir sind uns sicher, dass wir eine hybride Arbeitswelt sehen werden - also eine flexible Mischung aus HomeofficeHomeoffice und Arbeit im Büro. In 98 Prozent der Meetings wird immer ein Teilnehmer remote dabei sein, das zeigen unsere Studien. Natürlich freuen sich alle wieder auf den persönlichen Kontakt, aber perspektivisch wird das verstärkt bei großen und kleinen Events, Team-Meetings und Kundenveranstaltungen passieren. Die tagtägliche Arbeit wird deutlich stärker von zu Hause und über Videokonferenzen laufen. Die letzten zwölf Monate haben da viele positive Entwicklungen ausgelöst und ich hoffe, dass gerade die Zugewinne an Flexibilität und Eigenverantwortung vielen Beschäftigten erhalten bleiben. Alles zu Home Office auf CIO.de
Great Place to Work
93 ITK-Unternehmen hat Great Place to Work in dem Jahr auf Basis einer anonymen Mitarbeiterbefragung und einem Kulturaudit zu ausgezeichneten Arbeitgebern gekürt. So viele wie nie zuvor. Salesforce ist eines von ihnen.
Laut Sebastian Diefenbach, der als Projektleiter bei Great Place to Work den ITK-Wettbewerb verantwortet, zeigt die hohe Teilnahmequote, dass sich die ITK-Branche konstant mit den Themen Arbeitsplatzkultur und Personalarbeit auseinandersetzt. Schon vor der Corona-Krise waren die IT-Unternehmen gut auf mobiles Arbeiten vorbereitet, etwa was die Ausstattung der Beschäftigten mit Laptops und mobilen Endgeräten betraf.
In vielen Unternehmen, die im Wettbewerb als Great Place to Work in der ITK ausgezeichnet wurden, war es zudem schon vor Corona egal, wann und wo jemand arbeitet. Entscheidend sei hier die Vertrauenskultur, so Diefenbach, die sich nun während der Pandemie auszahlte.
- So profitieren Arbeitnehmer und Arbeitgeber
Die Arbeit im Home-Office ist aufgrund der COVID-19-Pandemie für viele Arbeitnehmer und Arbeitgeber zur Arbeitsnorm geworden - gewollt und ungewollt. Die Bedingungen der Pandemie stellen Heimarbeiter vor besondere Herausforderungen, aber auch ohne die Corona-Einschränkungen gilt es, im Home-Office auf die mentale Stärke und Gesundheit zu achten. Folgende Tipps sollten Unternehmen und Angestellte beachten, um motiviert und produktiv arbeiten zu können. - Arbeitspensum im Blick behalten
Arbeitgeber sollten besonders die Wahrnehmung ihrer Mitarbeiter in Bezug auf ihr Arbeitspensum im Blick behalten. Nicht alle haben den Mut zu sagen, überfordert zu sein. Regelmäßige Einzelgespräche, in denen sich auf vertrauter Ebene nach dem Wohlbefinden und der Auslastung erkundigt werden kann, sind jetzt entscheidend. Das ist entweder im persönlichen Videogespräch oder über digitale Werkzeuge möglich. Hier können vor allem Feedback-Tools helfen, womit Angestellte idealerweise einmal in der Woche anonym Feedback geben können. - Zusätzliche Benefits für Angestellte anbieten
Gerade jetzt sollten Unternehmen darauf achten, dass die Benefits stimmen. Eine Möglichkeit wäre, die Urlaubstage zu erhöhen, sofern sich das einrichten lässt. So haben Angestellte als Ausgleich mehr Zeit für sich oder ihre Familie. Angefallene Überstunden eignen sich zudem, um nun für die Freizeit genutzt zu werden. Zusätzlich sollten Betriebe das Homeoffice ihrer Angestellten mit entsprechenden Büromöbeln und IT ausstatten, damit die Arbeit von zu Hause produktiv bleibt. - Home-Office vom Privatleben trennen
Beschäftigte sollten darauf achten, dass der Arbeitsbereich vom häuslichen Alltag abgegrenzt wird und der Arbeitsplatz nicht dort ist, wo auch der Feierabend verbracht wird. Der Computer sollte also, wenn möglich, in einen separaten Raum platziert werden, um zur Ruhe zu kommen. Dadurch gelingt es leichter in den Feierabendmodus zu wechseln. Und auch das Mittagessen sollte nicht vor dem Laptop eingenommen, sondern bewusst vom Arbeitsplatz abgegrenzt werden. - Bewusste Pausen einlegen
Die Mittagspause oder den Feierabend sollten Angestellte für einen Gang an die frischen Luft nutzen, um gedanklich von der Arbeit abzuschalten. Dafür können sie ihren Kollegen über die Statusanzeige in Chat-Programmen signalisieren, dass sie gerade zu Tisch oder in einer Pause sind. Es wäre auch möglich, mit Emojis kleine Codes vereinbaren: Ein Pizza-Emoji hinter dem eigenen Account-Namen steht für die Mittagspause, ein Computer-Emoji für die Arbeitsphase. - Feierabend ist Feierabend
Direkt nach Arbeitsende sollte der Computer ausgeschaltet werden, auch das Smartphone kann nach der Arbeit für eine gewisse Zeit auf Flugmodus gestellt werden, um einen bewussten Übergang von Arbeit und Feierabend sicherzustellen. Beschäftigte können auch hier ihren Kollegen über die Statusanzeige oder mit Emojis signalisieren, dass sie im wohlverdienten Feierabend sind. Manchmal kann es auch schon helfen, von den Arbeitsklamotten in eine Jogginghose zu wechseln, um geistig mit dem Arbeitstag abzuschließen. - Erwartungen anpassen
Sowohl als Chef als auch als Angestellter heißt es, Erwartungen an die neuen Umstände anzugleichen, Verständnis und Empathie zu zeigen, eigene Grenzen kennenzulernen und zu setzen - "business as usual" ist derzeit kaum möglich. Arbeitgeber, aber auch Angestellte sollten klare und faire Ziele vereinbaren. Hierfür hilft eine strukturierte Liste zu allen Arbeitsaufträgen, die priorisiert werden. Wenn es leichter ist, die Arbeit zu erledigen, nachdem die Kinder ins Bett gegangen sind, dann sollten Angestellte die Möglichkeit haben, die Arbeitszeiten an ihre Bedürfnisse und Lebensumstände anzupassen. - Kein schlechtes Gewissen, wenn nicht alles geschafft wurde
An manchen Tagen ist man produktiver als an anderen. Daher sollten sich Angestellte auf die wichtigen Projekte konzentrieren, wenn sie einen Tag mit wenigen Unterbrechungen haben. Kleinere Aufgaben sollten auf Tage mit weniger Konzentrationslast aufgeschoben werden, sofern möglich. Mitarbeiter sollten auch immer die Möglichkeit haben, ihre Kollegen anzusprechen und um Rat oder Unterstützung bitten zu können - denn jeder kennt solche Tage oder Aufgaben, in denen einfach der Wurm drin ist und nichts zu laufen scheint. Empathie und Verständnis ist also gerade jetzt das Gebot der Stunde - das sollte sich auch in der Unternehmenskultur niederschlagen, damit sich die gesamte Belegschaft gehört und inkludiert fühlt.