LEP-Alumnus René Koch
"Indien hat mich aus der Bahn geworfen"
Simon Hülsbömer betreut als Senior Research Manager Studienprojekte in der Marktforschung von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE. Zuvor entwickelte er Executive-Weiterbildungen und war rund zehn Jahre lang als (leitender) Redakteur tätig. Hier zeichnete er u.a. für die Themen IT-Sicherheit und Datenschutz verantwortlich.
René KochRené Koch verantwortet am Köln Bonn Airport sowohl den Bereich IT-Infrastruktur als auch den der IT-Sicherheit. Im Interview berichtet der Alumnus des "CIO Leadership Excellence Program" (LEP) über die komplexen IT-Projekte des Flughafens und schildert, wie es ihm nach dem erfolgreichen Abschluss des jüngsten LEP ergangen ist. Profil von René Koch im CIO-Netzwerk
Herr Koch, beschreiben Sie uns, mit welchen Themen sich die IT-Abteilung eines Flughafens beschäftigt.
René Koch: Mit meinen Mitarbeitern betreiben wir das RechenzentrumRechenzentrum und die IT-Systeme, das campusweite Netzwerk sowie die Telekommunikations-Infrastruktur für die Betreibergesellschaft des Köln Bonn Airport. Unsere IT-Services werden ebenso von vielen Luftfahrtgesellschaften, aber auch von den Reisebüros, Ladengeschäften und weiteren ansässigen Fremdfirmen sowie dem Zoll und der Bundespolizei genutzt. Alles zu Rechenzentrum auf CIO.de
Wir haben in den vergangenen Jahren massiv in unsere IT-Infrastruktur und IT-Sicherheit investiert, der Großteil unserer ServerServer und Storage-Systeme ist heute virtualisiert. Wir haben unser Netzwerk in eine Layer-3-Struktur ausgebaut und orientieren uns bei der Konzeption sehr stark an BSI-Richtlinien sowie der ISO 2700x-Normenreihe. Alles zu Server auf CIO.de
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf WLAN-Diensten - um Endgeräte und Betriebsmittel auf dem Rollfeld und rundherum, die untereinander vernetzt werden müssen. Das ist wichtig, um beispielsweise Telematik-Dienste für Betriebsprozesse weiterzuverarbeiten und Betriebsabläufe optimieren zu können. Der Trend geht bei uns ganz klar in Richtung "Internet of Things".
- Schaltkreisdesign
Geht es um Connected Devices, müssen Unternehmen sicherstellen, dass Chip-Design und -Entwicklung sich an den neuen Systemanforderungen orientieren. Applikationen, die beispielsweise von Batterien abhängig sind, brauchen unter Umständen spezielle Schaltkreise um den Energieverbrauch zu minimieren oder gleich mehrere Chips und Sensoren auf einer Platine. - Mikrocontroller-Programmierung
Das IoT besteht aus Milliarden kleiner, miteinander vernetzter Devices. Die meisten dieser Devices brauchen zumindest einen Mikrocontroller, um Daten verarbeiten zu können. Mikrocontroller sind günstige, energiesparende Chips, deren Programm- und Datenspeicher Teil des Systems sind. - AutoCAD
AutoCAD ist die derzeit am meisten verbreitete Design Software für Applikationen und erfährt aufgrund der Komplexität von IoT-Devices einen enormen Boom. Das liegt daran, dass gerade diese vernetzten Geräte nach völlig neuen Design-Grundsätzen entwickelt werden müssen – zum Beispiel wenn es um Hardware-Standardisierung oder Personalisierung geht. - Machine Learning
Smarte Appliances und Applikationen entstehen durch Machine-Learning-Algorithmen, die Sensordaten verarbeiten. Diese Algorithmen können zu Zwecken der Predictive Data Analysis verwendet werden. Das erfordert allerdings Experten für Big Data Management und Machine Learning. - Security-Infrastruktur
Laut einer Studie von TEKsystems hindert die steigende Angst vor Datenlecks Unternehmen maßgeblich daran, im IoT durchzustarten. „Firmen die bereits Erfahrung in Sachen Cloud Security haben, verfügen bereits über eine gute Basis. Allerdings machen die weitergehende Skalierung und Komplexität des Internet of Things die Dinge kompliziert. - Big Data
Das Internet der Dinge hat die Menge der Daten, die Unternehmen sammeln und auswerten, vervielfacht. Die Kunst besteht nun darin, redundante Datensätze direkt bei der Erhebung auszusortieren und relevante Daten zu schützen. - Elektrotechnik
Die nächste Generation der Connected Devices braucht nicht nur Software, sondern auch technische Expertise. - Security Engineering
IT-Sicherheit gehört zu den größten Sorgenkindern für den IoT-Markt. Prominente Datenlecks und Hacks haben nicht nur bei Unternehmen, sondern auch bei den Konsumenten ein neues Bewusstsein für IT-Security geschaffen. - GPS-Entwicklung
Der GPS-Markt steht dank des Internet of Things vor einer Renaissance. Insbesondere bei Unternehmen, die im Bereich Wearables, Connected Cars oder Logistik tätig sind.
Wie hat sich der Flughafen Köln Bonn in den letzten Jahren entwickelt?
René Koch: Da sich die Schlagzahl, mit der neue Systeme in den Produktivbetrieb gehen, stark erhöht hat, ist auch die IT-Komplexität stark gestiegen. Wir haben beispielsweise kürzlich den Rollout neuer Windows-10-Geräte umgesetzt, die via VPN "always on" sicher mit dem Flughafennetz verbunden sind. Dabei ist die eigentliche Einrichtung neuer Geräte gar nicht einmal so komplex, es geht durch unsere unternehmenseigenen IT-Standards vielmehr um deren Einordnung in bestehende IT-Prozesse und die Untersuchung auf Schnittstellentauglichkeit. Künftig sollen neue Systemverbünde samt Geräten und neuen Applikationen binnen sechs Wochen produktiv eingebunden sein können.
Oberste Aufgabe bei allem, was wir auch in Security-Fragen tun, ist aber, dass der Betrieb des Flughafens dauerhaft 24/7 sichergestellt ist. Als Europa-Hub des Paketdienstleisters UPS und den weiteren Fracht-Airlines werden bei uns jedes Jahr mehr als 780.000 Tonnen Fracht umgeschlagen - das sind etwa 35 Maschinen Nacht für Nacht. Dazu kommen mehr als 150 Passagiermaschinen täglich. Nach Frankfurt/Main und Leipzig/Halle ist Köln Bonn der drittgrößte Frachtflughafen und kumuliert mit den Passagierzahlen der fünftgrößte Airport in Deutschland.
Anfang der 2000er-Jahre mit dem Beginn der Lowcost sorgten diese in kürzester Zeit für einen enormen Wachstumssprung, der sich natürlich auch in den Anforderungen an den IT-Campus widerspiegelt.