Die richtige Technologie ist der Schlüssel
Industrie 4.0 gibt es nur mit Technologie 4.0
Franz E. Gruber, Jahrgang 1963, ist Gründer und Chef des Smart-Factory-Spezialisten FORCAM in Ravensburg. Der studierte Wirtschaftsingenieur war in den 1990er Jahren die rechte Hand von Dietmar Hopp bei SAP, bevor er im Jahr 2001 mit FORCAM als Pionier für Fabriksoftware startete, lange vor dem Begriff "Industrie 4.0".
Der Werkleiter des mittelständischen Automobilzulieferers stand enorm unter Druck: Die Kunden, große Automobilhersteller, verlangten neuerdings eine lückenlose Rückverfolgbarkeit aller Teile und Prozesse. Ein Jahr des Herumexperimentierens an einer praxistauglichen IT-Lösung begann, mit Änderungsspezifikationen, Konfigurationen, Anpassungen und dem Einspielen von zahlreichen Patsches zur Fehlerbehebung.
Doch das flickgeschusterte System zur Betriebsdatenerfassung (BDE) funktionierte nie einwandfrei, die Mitarbeiter klagten über eine schlechte Bedienbarkeit, selbst neue, technologisch hochwertige Maschinen ließen sich nur aufwändig integrieren. Schließlich entschied die Geschäftsführung, eine neue, Industrie-4.0-taugliche IT-Lösung anzuschaffen.
Der Auftrag an den Einkäufer lautete: "Wir brauchen eine flexible Lösung, die eine transparente Produktion mit lückenloser Rückverfolgbarkeit schafft und das Branchenregelwerk VDA 6.1 umsetzt. Flexibel heißt, dass wir bei jeder Änderung im Fertigungsprozess auch die Änderungen für das Tracing&Tracking einfach konfigurieren können."
Fehlerquote in sechs Monaten um 18 Prozent gesenkt
Ergebnis mit der neuen, in wenigen Wochen installierten Industrie-4.0-Plattform: Schon innerhalb von sechs Monaten reduzierten die Werker die Fehlerquote um 18 Prozent. Heute produziert der Automobilzulieferer mit großer Echtzeit-Transparenz, inklusive lückenloser Rückverfolgbarkeit. Obendrein werden alle Branchenregelwerke automatisch berücksichtigt, zahlreiche Reports sind jederzeit abrufbar.
Aus Schaden wird man klug. Soweit braucht es aber kein Unternehmen kommen lassen. Denn die Strategie ist eigentlich banal: Industrie 4.0Industrie 4.0 gibt es nur mit neuem digitalen Werkzeug, also einer Technologie 4.0. Heute gilt: Technology is king - die richtige Technologie ist der Königsweg zum Erfolg. Alles zu Industrie 4.0 auf CIO.de
Des Produktionspudels Kern beschreibt das Bundeswirtschaftsministerium so: "Technische Grundlage hierfür (die Industrie 4.0) sind intelligente, digital vernetzte Systeme. So können intelligente Wertschöpfungsketten entstehen, die zudem alle Phasen des Lebenszyklus des Produktes mit einschließen."
Wie solche intelligenten Systeme für die Industrie 4.0 (oder das Industrial Internet of Things - IIoT) auszusehen haben, hat gerade das Marktforschungs- und Beratungshaus Information Services Group Germany GmbH (ISG) in der Branchenanalyse "IoT / Industrie 4.0 - der Weg zur digitalen Fabrik" präzise beschrieben.
Zentrale Aussage: "BDE (Betriebsdatenerfassung) im IIoT beschränkt sich nicht mehr auf das bloße Sammeln von Daten in einer abgeschlossenen Architektur. Vielmehr sind flexible, modulare und grundsätzlich offene Lösungen notwendig, um die großen Möglichkeiten und Chancen des vernetzten digitalen Zeitalters in der Fertigung zu nutzen."
Das Ziel: ein höherer ROI - der Schlüssel: Hightech 4.0
Warum ist Industrie 4.0 attraktiv? Worum geht es im Kern? Der große Nutzen, und damit das Ziel für Unternehmen lautet, den Return on Investment (ROI) zu erhöhen und so Standorte und Arbeitsplätze zu sichern. Der Weg dorthin lautet: Erhöhe deine Produktivität, indem du die Fehlerquote in deinen Fabriken deutlich auf ein Nahe-Null-Niveau senkst und die Ausfallzeiten auf ein Minimum reduzierst.
Endgültig vorbei sind die Zeiten der konventionellen Fertigungskontrolle, in denen handschriftliche Störzettel vom Mitarbeiter zum Meister, vom Meister zur Sekretärin und von der Sekretärin zum Produktionsleiter durchgereicht wurden. Zu spät, zu ungenau, zu ineffizient. Martin Schubert von der Grammer AGGrammer AG hat es einmal so auf den Punkt gebracht: "Wenn keine Störungen registriert werden, finden auch keine statt. Dann hat ein Unternehmen gefühlte 97 Prozent störungsfreien Betrieb." Top-500-Firmenprofil für Grammer AG
Heute bildet eine moderne Technologie 4.0 das Rückgrat jeder erfolgreichen Fertigung. Paul Nuijten von der Bühler AG schilderte auf einem Produktivitätskongress in Ludwigsburg, um welche Dimensionen es geht: "Die Komplexität in unserer Produktion ist hoch: Wir verarbeiten mit 60 unterschiedlichen Maschinen und 17.000 Werkzeugen rund 36.000 Fertigungsaufträge für 700 verschiedene Produkte pro Jahr."
Seit Einführung digitaler Technologie stieg die Effizienz bei Bühler deutlich. "Aufträge können heute voll flexibel abgearbeitet werden, auch Expressaufträge sind jederzeit möglich", so Paul Nuijten. "Der Bediener legt die optimale Auftragsreihenfolge fest, es wird immer am richtigen Auftrag gearbeitet. Die Produktivität ist hoch."