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IT-Manager wetten

Infrastruktur 3.0 bei der Bahn

05.02.2014
Von Holger Ewald
Holger Ewald, CIO der DB Netz AG, wettet, dass in zehn Jahren physische und Digitale Infrastruktur untrennbar zu einer 'Infrastruktur 3.0' integriert und so neue Wachstums- und Innovationsschübe ausgelöst worden sind.
Holger Ewald ist CIO der DB Netz AG.
Holger Ewald ist CIO der DB Netz AG.
Foto: DB Netz AG

Nein, wir reden hier nicht über die Cloud. Das einzig Digitale an der Cloud ist, dass sie ein von Besitz und Lokation entkoppeltes, flexibles Delivery-Modell für Rechnerleistung und Applikationen ist. Dahinter steht natürlich auch Physische Infrastruktur.

Fast eine Million Quadratmeter Rechenzentrumsfläche bei IBMIBM oder 260 Megawatt Energieverbrauch (das heißt, gut ein Viertel der Leistung eines typischen Kernkraftwerks) durch die Rechenzentren von GoogleGoogle können sich sehen lassen. Und dennoch wollen wir heute über die "wirkliche" Physische Infrastruktur reden: zum Beispiel über das Schienennetz der DB Netz AGDB Netz AG, aber auch andere "anfassbare" Dinge wie Halbleiterfabriken oder Automobile. Top-500-Firmenprofil für DB Netz AG Alles zu Google auf CIO.de Alles zu IBM auf CIO.de

Das CIO-Jahrbuch 2014.
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Foto: cio.de

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Bahnunternehmen, Halbleiterproduzenten, Automobilerzeuger und andere "Hardwareunternehmen" beherrschen ihr Kerngeschäft aus dem Effeff: "Physische Infrastruktur". Die DB Netz AG ist verantwortlich für Ausbau, Instandhaltung, Kapazitäts-Management und Durchführung des Eisenbahnbetriebs auf der Schieneninfrastruktur der Deutschen Bahn.

Hierzu gehören über 33 000 Kilometer Schienennetz, mehr als 32 000 durchgeführte Züge pro Tag, circa eine Million "Trassen" (das heißt Kapazitäts-Slots), die pro Jahr konfliktfrei konstruiert und verkauft werden, und nicht zuletzt über zehn Millionen Physische Infrastrukturelemente. Andere Branchen könnten mit ähnlich eindrucksvollen Zahlen die Komplexität ihrer Produktionsprozesse (zum Beispiel Halbleiter mit 22 Nanometer Strukturgröße) und Produkte (Stichwort: "In-car IT") belegen.

Der Weg zur "Infrastruktur 3.0"

Unternehmen der Mobilitäts- und Logistikbranche, des produzierenden Gewerbes und vieler anderer Branchen kommen schon seit mindestens zwei Jahrzehnten nicht mehr ohne Informationen aus, die über komplexe (und oft architektonisch verbaute) Anwendungslandschaften zur Verfügung gestellt werden.

Enterprise Architecture Management (EAM) und Service-orientierte Architektur (SOA) kamen und gingen in der letzten Dekade vollständig durch den Hype-Cycle, die heutigen Anwendungslandschaften jedoch sind komplexer denn je.

Heute stehen uns deutlich mehr Daten zur Verfügung als noch vor zehn Jahren. Aber die Informationen, die CEOs, COOs, CIOs und ihre Mitarbeiter bekommen, sind fragmentiert wie nie zuvor. Nur die Hype-Themen (etwa Big DataBig Data, Mobile, Cloud) haben sich gewandelt. Aber auch das ist nicht das Thema dieser Wette. Alles zu Big Data auf CIO.de

Das Thema dieser Wette ist der Weg zur "Infrastruktur 3.0", den die Digitale Fabrik oder das digitale Abbild der Hochspannungsnetze vorgezeichnet haben. Neben der Physischen Infrastruktur braucht es eine umfassende Digitale Infrastruktur.

Züge brauchen Computer

Auch wenn schon lange vor der Erfindung des Computers Züge gefahren sind: Die Logistikbranche ist schnelllebig und sich ständig wandelnden geschäftlichen Herausforderungen unterworfen. Der Bedarf an Schienentransport wächst zunehmend und stößt auf ein hochausgelastetes Netz, das aufgrund finanzieller und genehmigungstechnischer Rahmenbedingungen nicht von heute auf morgen erweitert werden kann.

Europäische Verkehre vernetzen sich, regulatorische Vorgaben auf Europa-Ebene verlangen nach neuen Vertriebsansätzen. Güterverkehre werden stärker ad hoc nachgefragt, bis hin zum Verkauf von Trassen wenige Stunden vor Abfahrt des Zuges. Und auch die Endkunden verlangen nach besserer Information: Der "Zug-Radar" der Deutschen Bahn ist schon vor einer möglichen Markteinführung ein "Innovations-Showcase" im Bahn-Museum in Nürnberg.

Ohne eine Digitale Infrastruktur und deren mittelfristige Verschmelzung mit der Physischen Infrastruktur zur Infrastruktur 3.0 wird es nicht gelingen, heutigen und künftigen Anforderungen gerecht zu werden. Die Herausforderungen an die Digitale Infrastruktur sind hoch: Daten- und Informationssilos müssen aufgebrochen werden, um eine konsistente und präzise virtuelle Abbildung der Infrastruktur und ihres Status in Echtzeit zur Verfügung zu stellen.

Schon heute verarbeitet die DB Netz AG pro Minute über 20 000 Zugstandortmeldungen. Doch nur die Verbindung dieser Daten mit präzisen Daten über einzelne Infrastrukturelemente eröffnet den Weg zur Infrastruktur 3.0, die wir für InnovationInnovation und Kapazitätswachstum benötigen. Alles zu Innovation auf CIO.de

Der CIO muss sich also in infrastrukturlastigen Branchen zum "CDO", dem Chief Digital Infrastructure Officer, entwickeln. Denn nur ein präzises, virtuelles Abbild der Physischen Infrastruktur ermöglicht es dem CEO, sein Geschäft weiterzuentwickeln. Oder umgekehrt formuliert: In zehn Jahren werden keine Innovation des Geschäfts und kein Wachstum möglich sein ohne Infrastruktur 3.0. Einer leistungsfähigen Digitalen Infrastruktur, die mit der Physischen Infrastruktur zusammengewachsen ist.

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