The Future of Corporate IT
IT-Abteilung schrumpft um 75 Prozent
Wenn es um die Kernanwendungen der Unternehmen aus der Cloud geht, meldet der Strategieberater grundsätzliche Zweifel an: "Für die Hauptanwendungen wie ERP, PLM und CAD sind derzeit noch keine Applikationen in der Cloud in Sicht, die auch nur annähernd die derzeitigen Client-Server- oder Mainframe-Lösungen für Unternehmen mit mehr als 1000 Nutzern ersetzen können." Dabei gehe es auch um die Frage, ob eine integrierte Unternehmenssoftware für Kernprozesse wie Einkauf, FinanzenFinanzen, Logistik, Produktion und Distribution, die die dafür notwendigen Business-Objekte (wie Kunde, Lieferant, Vertrag, Materialstamm, Lagerort, Equipment) beinhalten, als integrierte Multitenant-SaaS-Applikation mit Hunderten von Kunden auf einer Instanz bereitgestellt werden kann. Top-Firmen der Branche Finanzen
"Es besteht die Gefahr, dass die dadurch exponentiell ansteigende Komplexität die Kosten und Fehleranfälligkeit so stark erhöht, dass sich damit dauerhaft kein Provider am Markt halten kann", fürchtet Herold. Allerdings müsse man grundsätzlich infrage stellen, ob die in ERP-Suites heute statische Integration zwischen Business-Objekten mehr Nutzen stiftet, als die erhöhte Komplexität und die geringere Flexibilität Schaden anrichten. Cloud-basierte Lösungen müssten dynamisch, aber semantisch korrekt die Verknüpfung der Informationsinhalte geschäftsprozessübergreifend gewährleisten und starre technische Integrationen vermeiden. "Deshalb kann man bisherige ERP-Lösungen nicht einfach in der Cloud installieren und damit ERP-Prozesse als SaaSSaaS liefern", resümiert der Strategieexperte. Alles zu SaaS auf CIO.de
Übergreifende Business-Services
Herold wie Studienleiter Horn sehen den Trend zu übergreifenden Business-Services, weil sich eine Vielzahl von Prozessen grundsätzlich ähneln und vereinheitlichen ließen. Schließlich unterschieden sich Fehlermeldungen oder Service-Anforderungen für einen Laptop oder Beamer nicht grundsätzlich von denen für einen Bürostuhl. "Auch die Abwicklung der internen Verrechnung unterscheidet sich nicht. Warum hat aber heute jede Servicefunktion im Unternehmen dafür eigene Prozesse?", fragt Herold. Aus Anwendersicht werde immer weniger zwischen IT-Applikation und den darüber bereitgestellten Services unterschieden. Ein wichtiger und richtiger Schritt sei es, alle unternehmensinternen Services in einem zentralen Servicekatalog zusammenzufassen und die Support-Prozesse für Incident-, Problem-, Change- und Configuration-Management für alle Services einheitlich zu gestalten.
Und genau hier sieht Herold die künftige zentrale Aufgabe des CIOs: "Die IT hat sich als abteilungsübergreifende Funktion aus der frühen Betriebsorganisation entwickelt. Sie war sehr lange so komplex und investitionsintensiv, dass der Hauptzweck - das Schaffen von verbesserten Abläufen und zielgerichteter Kommunikation - hinter das reine Management von Technologie zurücktrat", sagt Herold.
Deshalb biete der anstehende Wandel dem CIO die Chance, zu seinen Wurzeln zurückzukehren und als Verantwortlicher für das Management aller internen Business-Services genau das zu tun, was ursprünglich die Aufgabe seiner Vorgänger war: jenseits, aber mithilfe von IT, für interne Business-Prozesse mit besserer Qualität, größerer Effizienz und geringeren Kosten zu sorgen. "Die Mischung aus Cloud Services, interner IT, Applikationen und Devices spielt dabei eher eine nachrangige Rolle. Aber niemand im Unternehmen ist für diese Aufgabe besser qualifiziert und positioniert als der CIO." Dann wird für den CIO auch die Frage nach der Workforce seiner IT-Abteilung zur Nebensache.