Fresenius-CIO Ingo Elfering
IT-Management in tückischem Gewässer
Die Gruppe der CIOs arbeitet wiederum zusammen, um den Wandel im gesamten Unternehmen voranzutreiben. Dieses Team steuert auch die Übersetzung der Maßnahmen in die einzelnen Geschäftsbereiche. Dabei arbeiten die Business Units entweder in Eigenverantwortung oder die Gruppe nutzt eine globale Lösung - je nachdem, was schneller oder günstiger ist.
"Für den Konzern ist das viel IT-Change in kurzer Zeit. Aber das ist notwendig, um den Änderungen gerecht zu werden, die sich im Geschäft ergeben," sagt der IT-Chef. Die Pandemie erschwere das zusätzlich, da Kommunikation und Changemanagement darunter litten, wenn man mit den Leuten nicht immer vor Ort sein könne.
Daher erfordert der Wandel auch Geduld. Elfering: "Man kommt zwar zu demselben Ergebnis, aber die Change-Topics über die virtuelle Arbeitssituation zu vermitteln, braucht Zeit. Das muss man akzeptieren." Auf der Leadership-Ebene dauerten Vertrauensbildung und das gemeinsame Erarbeiten von Changes erheblich länger.
Dagegen habe die Produktivität in der IT nicht gelitten. Im Projekt- und Delivery-Geschäft wurde viel geschafft. Hilfreich seien hier flexible und Remote-Arbeitskonzepte, die es erlauben, auch Mitarbeiter außerhalb der Region um die Firmenstandorte einzustellen.
SAP zwischen Innovation und Stabilität
Fresenius ist gerade dabei, seine Umgebung auf das SAP RISE-Modell umzustellen. Das geschieht in Partnerschaft mit Microsoft für das Azure-Hosting. Das Projekt soll etwa 18 Monate dauern.
"Ich halte viel von Cloud-Computing als strategische Richtung, es passt gut für viele der Corporate-Systeme," so Elfering. Im Bereich Kundenmanagement und bei spezifischen medizinischen Projekten habe das Unternehmen bereits Lösungen von anderen SaaS-Anbietern im Einsatz.
Daneben steht der CIO vor der Frage, wie sich Fresenius funktional auf S/4 umstellt. Da der Konzern eine große und weit verzweigte SAP-Landschaft hat, wird das mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Wichtig dabei ist, die Balance zwischen Innovation und Stabilität zu finden. So betreibt Fresenius Systeme, die große und komplexe Logistikabläufe steuern. Auch die Finanzsysteme sind kompliziert aufgrund verschiedener Regularien an den Standorten und Produkte, die das Unternehmen verkauft.
Nur Greenfield klappt selten
Herauszufinden, für welche Prozesse sich eher ein Greenfield- oder Brownfield-Ansatz eignet, ist laut Elfering eine Lernkurve für viele Unternehmen: "Man wird nicht nur in einem Greenfield-Ansatz die komplette Landschaft ändern können." Zudem gebe es in den seltensten Fällen einen Business Case dafür.