Datenschützer äußern juristische Bedenken

IT-Sicherheit bei der WM: Sorgenkind mit Januskopf

Christiane Pütter ist Journalistin aus München.

Kongehl: „Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung darf nur im überwiegenden Allgemeininteresse und auf Grundlage eines Gesetzes eingeschränkt werden.“ Und eben dieses Gesetz, so der Datenschützer, gibt es nicht.

Da beruhigt es ihn auch nicht, dass die Viertelmillion Durchleuchteter vor der Sicherheitsprüfung ihre Zustimmung gegeben haben. „Wer als Journalist oder als Polizist arbeitet, gibt seine Zustimmung nicht wirklich freiwillig“, sagt Kongehl. „Denn wer sie verweigert, riskiert berufliche Nachteile.“ Und noch etwas verstößt gegen die Spielregeln: Die online abgegebenen Unterschriften der Betroffenen seien nicht elektronisch authentifiziert worden.

Gerhard Kongehl weiß um die Ängste der Organisatoren. August Hanning, Staatssekretär im Bundesinnenministerium, hatte anlässlich des Großereignisses Fußball-Weltmeisterschaft gesagt: „Wir haben München '72, den elften September 2001 und die Ausschreitungen zur Fußball-WM in
Frankreich im Hinterkopf.“

WM als Großprojekt zur Förderung der RFID-Technologie

Gleichzeitig hat der Datenschützer im Hinterkopf, dass DFB und Bundesligavereine Ansprüche auf die jetzt eingeführte Technik anmelden, wenn die WM abgepfiffen ist. Sein Fazit: Die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 ist ein Großprojekt zur Förderung der RFID-Technologie. Das Schlagwort vom „Pervasive Computing“, von der Datenverarbeitung, die alle Lebensbereiche des Bürgers durchdringt, treibt ihn um. Kongehl: „Sollen wir künftig nur noch zu Sportveranstaltungen oder Pop-Konzerten gehen können, wenn wir uns vorher identifiziert haben?“

Professor Gerhard Kongehl, Geschäftsführer und wissenschaftlicher Leiter der Ulmer Akademie für DatenschutzDatenschutz und IT-Sicherheit (udis), ist Physiker und Neurophysiologe. Ursprünglich in der Hirnforschung tätig, arbeitet er heute im Datenschutz, weil ihn „Gefahren, die nicht wahrnehmbar sind“ faszinieren.
Kongehl, der gleichzeitig dem Berufsverband der Datenschutzbeauftragten Deutschlands vorsitzt, ist ein engagierter Verfechter des Bürgerrechts auf informationelle Selbstbestimmung. Den Begriff „Datenschutz“ hält er übrigens für „idiotisch“: Nicht die Daten müssen geschützt werden, sondern das Recht des Bürgers auf den Umgang damit. Alles zu Datenschutz auf CIO.de

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