Allianz-CTO Axel Schell
IT steckt heute in allem
Wie hat sich die Rolle des CIO in den vergangenen Jahren verändert?
Axel Schell: Die Rolle und das Image der IT im Unternehmen haben sich stark verändert und damit auch die Rolle des CIO. Früher galt die IT als Kostentreiber, als Spezialbereich, der weit weg ist von anderen Abteilungen und der mit dem eigentlichen Geschäft nur wenig zu tun hat. Das ist heute ganz anders. Die IT ist zum fundamentalen Bestandteil unseres Geschäftsmodells geworden und fest in der Strategie "digital und menschlich" der Allianz verankert.
Wir wollen unseren Kunden den bestmöglichen Service bieten, egal ob digital - zum Beispiel in unserem Kundenportal "Meine Allianz" - oder persönlich beim Vertreter. Dafür bin ich eng mit den Kolleginnen und Kollegen der Versicherungssparten Sach, Leben und Kranken vernetzt und befinde mich im steten Austausch mit den Produktgebern. Wir arbeiten intensiv zusammen, um gemeinsam die Zukunft der Allianz DeutschlandAllianz Deutschland zu gestalten. Denn IT steckt heute in Allem. Top-500-Firmenprofil für Allianz Deutschland
Gleichzeitig haben sich auch die Erwartungen an den CIO verändert. Neben einer funktionierenden IT liegt der Fokus vor allem auf der Optimierung des operativen Geschäfts, um den Kunden bestmöglichen Service und den Kollegen einfache Prozesse zu bieten. Denn IT und damit auch der CIO tragen heute entscheidend zum Unternehmenserfolg und der Kundenzufriedenheit bei.
Welches sind heute die drei wichtigsten Aufgaben des CIO / IT-Chefs in Ihrem Unternehmen?
Schell: Erstens muss der CIO die digitale Transformation vorantreiben. Die Anforderungen an die IT sind in den letzten Jahrzehnten massiv gestiegen. Neue Technologien sowie die DigitalisierungDigitalisierung und Automatisierung unserer Prozesse führten dazu, dass wir heute eine historisch gewachsene und heterogene IT-Landschaft mit einer hohen Komplexität besitzen. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de
Um unsere IT zukunftsfähig aufzustellen, die Stabilität zu erhöhen und gleichzeitig Wartungs- und Betriebsaufwände zu senken, haben wir bei der Allianz Deutschland das Decommissioning-Programm aufgesetzt. Ziel des Programms ist die Neustrukturierung unserer IT-Landschaft und die damit einhergehende Abschaltung alter Systeme, um Kapazität und Möglichkeiten für die weitere Digitalisierung der Allianz Deutschland zu schaffen.
Dafür nehmen wir bis 2025 über 640 Millionen Euro in die Hand und schalten 75 Prozent unserer Applikationen ab. Gemeinsam mit unserem Ziel der Cloudifizierung legen wir damit den Grundstein für eine erfolgreiche digitale Transformation der Allianz Deutschland. Denn nur Unternehmen, die konsequent auf die Cloud setzen und befreit von ihren Altlasten in die Zukunft gehen können, werden auf Dauer erfolgreich sein.
Zweitens ist es Aufgabe des CIO, "Tech Culture" zu etablieren und Impulse zu geben. Wer sich in der heutigen schnelllebigen Welt dauerhaft durchsetzen möchte, muss sich kontinuierlich weiterentwickeln und offen für Neues sein. Das gilt insbesondere für die IT. Als CIO beobachte ich daher genau die technologischen Trends und versuche die richtigen Impulse für den Fortschritt der Allianz Deutschland zu setzen.
Dazu gehört auch, dass wir eine Tech Culture innerhalb unserer IT etablieren, die Probleme mit einer agilen Herangehensweise löst, von einander lernt, offen für innovative Ideen ist und jedem die Möglichkeit gibt unsere zukünftige IT-Landschaft mitzugestalten. Hierbei hilft mir auch meine Erfahrung aus dem Silicon Valley, wo ich vor meiner Zeit bei der Allianz Deutschland mehrere Jahre für die Allianz gearbeitet habe.
Drittens braucht der CIO ein Globales Mindset. Wir entwickeln heute schon im Rahmen des Allianz Customer Models über die Grenzen von Ländergesellschaften hinweg gemeinsam Produkte sowie IT-Anwendungen und profitieren von verschiedenen Skaleneffekten. Mein Ziel und auch persönliches Anliegen ist es daher, die Entstehung eines globalen Mindsets heute und in Zukunft zu fördern.
Ihre Prognose: Wie wird sich Ihre Rolle in den nächsten 5 Jahren wandeln?
Schell: In Zukunft wird die Innovationsgeschwindigkeit weiter steigen und dadurch die Verantwortung des CIO meiner Einschätzung nach weiter gestärkt. Denn das Potential der Digitalisierung, Automatisierung und datengetriebener Analysen ist noch längst nicht ausgeschöpft. Ganz konkret sind wir beispielsweise aktuell in unserer Digital Factory dabei, die datengetriebene Produktentwicklung weiter systematisch voranzutreiben. Dafür werden neue Kunden-Erkenntnisse aus Nutzeranalysen mit jenen aus einer datenbasierten Analyse ergänzt.
Vorhaben wie dieses gibt es reichlich. Eine zentrale Aufgabe des CIOs wird es daher auch in Zukunft sein, technologische Potentiale frühzeitig zu erkennen, Hindernisse für deren Erschließung aus dem Weg zu räumen, Innovation zu fördern und so das Fundament bereitzustellen, um unternehmensweit davon profitieren zu können.
Wir feiern 20 Jahre CIO-Magazin
Am 16. September feiern wir den 20. Geburtstag des CIO-Magazins. An diesem Tag vor 20 Jahren wurde das erste Heft fertig, das mit einer Auflage von 80.000 in den Markt ging. Auf dem Jubiläumsevent stellen wir ihnen auch die Prognosen zur Zukunft der IT aus dem neuen CIO-Jahrbuch vor. Für das musikalische Highlight sorgt unsere "CIO-Band", die remote ihren ersten Song aufgenommen hat.