Mitarbeiter ohne Infos
Jeder Dritte weiß nicht, wozu Digitalisierung gut sein soll
- Knapp zwei Drittel der Entscheider nennen Wertewandel und Paradigmenwechsel als wichtigste Herausforderung
- 64 Prozent der Mitarbeiter ohne Führungsverantwortung glauben nicht, dass ihre Vorgesetzten und Kollegen eine einheitliche Vorstellung davon haben, welche digitalen Fähigkeiten das Unternehmen braucht
- 66 Prozent erklären, ihr Unternehmen biete zurzeit keine Schulungen und Trainings dafür an
Den dramatischen Titel "Lost in digitalization" gibt der Berater BearingPoint seinem Digitalisierungsmonitor 2018. Die Studie identifiziert eine "Kluft zwischen Plan und Umsetzung" im deutschsprachigen Raum. Diese zeigt sich insbesondere aus Sicht der Mitarbeiter, die nicht in Führungsverantwortung eingebunden sind.
Der Monitor kombiniert Angaben von 257 Führungskräften, die BearingPoint befragt hat, mit den Daten von rund 2.600 Deutschen, Österreichern und Schweizern aus einer quantitativen Befragung durch das Online-Portal Statista. BearingPoint verwendet eine Reifegrad-Skala von Eins ("kein Zielbild definiert") bis fünf ("Zielbild und Digitalisierungsstrategie formuliert, verstanden, mit messbaren Zielen und expliziten Budgets hinterlegt"). Die große Mehrheit der Unternehmen verortet sich auf der dritten und vierten Stufe.
IT-Infrastruktur und Tools nicht die wesentlichen Herausforderungen
Dass DigitalisierungDigitalisierung nicht nur ein technologisches, sondern auch ein kulturelles Vorhaben ist, haben die Beteiligten in der Theorie verstanden. Knapp zwei Drittel (64 Prozent) nennen Wertewandel und Paradigmenwechsel als wichtigste Herausforderung. Zum Vergleich: die Anforderungen an IT-Infrastruktur & Tools kommen auf 41 Prozent der Nennungen, die Nutzung neuer Technologien auf 39 Prozent. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de
Eben hier scheint sich die Kluft zu zeigen, von der BearingPoint spricht. Denn 31 Prozent der Mitarbeiter ohne Führungsverantwortung geben an, ihr Unternehmen kommuniziere seine Digitalisierungsstrategie nicht. Weitere 44 Prozent erklären, es gäbe keine solche Strategie. Die Consultants schieben eine ähnliche Frage nach: Sie wollten wissen, ob das Unternehmen sicherstelle, dass die Mitarbeiter über den digitalen Wandel und ihre Rolle dabei informiert sind. 55 Prozent der Mitarbeiter sehen diesen Punkt in ihrem Haus "gering" bis "eher gering" ausgeprägt, weitere 22 Prozent sagen, das träfe auf sie gar nicht zu.
Dementsprechend glauben 64 Prozent der Mitarbeiter nicht, dass ihre Vorgesetzten und Kollegen eine einheitliche Vorstellung davon haben, welche digitalen Fähigkeiten das Unternehmen braucht. 66 Prozent erklären, ihr Unternehmen biete zurzeit keine Schulungen und Trainings dafür an. Dazu BearingPoint: "Viele wissen weder, warum und wohin sich das Unternehmen mit der Digitalisierung verändern will, noch, welche Rolle sie selbst dabei spielen."
Nicht nur DSGVO, auch Stressresilienz
Die Berater leiten daraus folgenden Ratschlag ab: "Nutzen Sie ein zeitgemäßes Kompetenzmodell, das eine individuelle "Entwicklungsreise" nicht auf Softwareschulungen oder den Umgang mit der DSGVO beschränkt. Da die Digitale Transformation weit mehr umfasst als Technologie, Tools und Prozesse, sollten auch Kompetenzen wie Stressresilienz, agile Arbeits- und Führungsmethoden, Innovationsstärke, Sozialverhalten in ungewohnten Arbeitsumgebungen oder Analysefähigkeit Teil des Entwicklungsspektrums sein." (Anmerkung der Redaktion: DSGVO ist das Kürzel für die Datenschutzgrundverordnung)
Weil die Studienteilnehmer gleichzeitig Konsumenten digitaler Angebote sind, transportiert der Report auch diese Sicht. Demnach nutzen 88 Prozent E-Commerce wie Amazon oder Ebay, 79 Prozent nutzen digitale Services wie Skype und WhatsApp. 76 Prozent bezahlen per PayPal und vergleichbare Dienste, 50 Prozent surfen auf Nachrichtenseiten wie Spiegel.de.
Zum Vergleich: Assistenten wie Alexa und Google Home setzen 17 Prozent der Konsumenten ein. Wichtigste Auswahlkriterien sind Datenschutz (54 Prozent). Die persönlichen Daten sollen nicht an Dritte weitergegeben werden. Es folgen der Preis des Angebots (47 Prozent) und Nutzerfreundlichkeit (41 Prozent), hier konkretisiert als "reibungsloser Ablauf und Funktionalität bei der Benutzung".