Uni Freiburg setzt auf VoIP von Siemens
Klappt es wirklich?
Höflichkeitsgespräch mit Siemens
Gegenstand der Überzeugungstat war die Highpath 8.000 genannte VoIP-Anlage von Siemens. Eine reine Open-Source-Lösung kam nach kurzer Erwägung nicht in Frage, da man mit dem Hersteller Siemens jederzeit jemanden zur Rechenschaft ziehen kann: "Das gibt Ruhe und Verhandlungssicherheit". Zudem gab Siemens kürzlich bekannt, sich von 7.000 Mitarbeitern aus der Sparte Siemens Enterprise Communications zu trennen, die neben der potenziell fortschrittlichen Hipath 8.000 auch jene Anlagen im Angebot hat, die Schneider so kategorisch ablehnte.
Die Nachteile: Es gab keinerlei Referenzen, und das Produkt war "noch nicht ganz fertig". Für Schneider war das offenbar kein wirkliches Problem, denn er ist davon überzeugt, dass man "die Mitarbeiter geistig frisch hält, wenn man sie mit nicht ganz fertigen Produkten konfrontiert". Vom finanziellen Entgegenkommen mal ganz zu schweigen. Und so ist der Einsatz der neuen Geräte auch als partnerschaftliches Projekt zu verstehen. Das Münchener Unternehmen liefert die Technik, und zusammen mit den wissenschaftlichen Mitarbeitern der Uni und seinen eigenen Leuten verbessert es das Produkt.
Bestes Beispiel dafür: Bei einer Installation zeigte das IP-Telefon auf dem digitalen Display immer die Landesvorwahl mit an, was die Freiburger störte. Deshalb schleusten sie sich mit einer auch "Sniffer" genannten Software in das Netzwerk ein, schauten sich - dank offener Standards - die Daten und Codes etwas genauer an und "verbesserten" die Anzeige der Anrufer - verzichteten also auf die vier Ziffern der Landesvorwahl. "Sie hätten die Gesichter der Ingenieure von Siemens sehen sollen", freut sich Schneider noch heute.
Der Einstieg in Voice over IP beginnt mit zunächst 500 Geräten für einen Neubau für die Mikrobiologen und Zellforscher. Die bestehende Telefonanlage bekommt einen zweiten Anschluss, der den Empfang von Daten aus dem IP-Netz möglich macht. Der Telefonverkehr wird somit transparent abgewickelt, ein Nutzer merkt nicht, aus welcher Welt der Anruf kommt. Wer will, kann sich die neuen IP-Telefone anschaffen und sich von überall in unser Netz einwählen. "Dann merkt man auch nicht, wenn jemand von zu Hause aus arbeitet", so Schneider. Es ist aufgrund der offenen Standards auch technisch möglich, sich etwa auf dem Hamburger Universitätsgelände in das Funknetz einzuwählen und mit der Freiburger Nummer zu telefonieren, sofern man über die entsprechenden Sicherheitsberechtigungen in Freiburg verfügt.
Dass man nicht die gesamte Universität auf einen Schlag mit IP-Telefonen ausstatten kann, war allen Beteiligten im Rektorat sofort klar. Bei mindestens 150 Euro pro Telefon plus Lizenzen von einmalig etwa 70 Euro pro Telefon, und das bei 18.000 Anschlüssen, wäre eine Summe zusammengekommen, die der Universitätshaushalt nicht verkraftet hätte.