Analysten-Kolumne
Kundenorientierte Umsetzung von IT-Governance
Darüber hinaus muss für eine kundenorientierte IT-Governance ein Gleichgewicht zwischen zentralen und dezentralen IT-Organisationskomponenten bestehen. Nur so kann ein ausreichendes Maß an StandardisierungStandardisierung sichergestellt sowie auch fachabteilungsbezogenen und lokalen Spezifika Rechnung getragen werden. Die Organisation der IT-Einheit als Profit-Center mit verursachungsgerechter Leistungsverrechnung zu Marktpreisen unterstützt ebenso den geschäftsorientierten IT-Einsatz. Sie fördert die betriebswirtschaftlich sinnvolle Anforderung von IT-Leistungen und zwingt den internen IT-Provider, sich am externen Wettbewerb zu orientieren und möglichst kostengünstig IT-Services zu erbringen. Alles zu Standardisierung auf CIO.de
IT-Governance-Referenzmodelle
Als marktgängige Standards zur Umsetzung von IT-Governance sind vor allem zwei Referenzmodelle anzuführen: Cobit 4 (Control objectives for information and related Technology) sowie ITILITIL V3 (IT Infrastructure Libary). Alles zu ITIL auf CIO.de
Cobit kann als De-Facto-Standard in Bezug auf IT-Governance-Modelle angesehen werden. Cobit ist zwar auf die Einhaltung regulatorischer und rechtlicher Vorgaben ausgerichtet, wird aber nichtsdestotrotz auch als IT-Governance-Rahmenwerk eingesetzt. ITIL hingegen adressiert auch in der Version 3 schwerpunktmäßig die IT-Leistungserstellung und beschreibt in diesem Zusammenhang ein systematisches und erprobtes Vorgehen. ITIL ist der derzeit allgemein anerkannte Standard für IT-Service-Management und bietet in der Version 3 zusätzlich IT-Governance-Vorgehensweisen zur strategischen Entwicklung von IT-Services (Buch "Service Strategy") und Kontrollmethoden zur kontinuierlichen Service-Verbesserung (Buch "Continual Service Improvement"). ITIL möchte sich zukünftig als ganzheitlicher IT-Governance- und IT-Service-Management-Standard etablieren.
Die Führungsstrukturen, die über Referenzmodelle abgedeckt werden sollten, sind sehr komplex und verschieden. Neben den genannten Faktoren einer kundenorientierten IT-Governance unter Berücksichtigung der Schnittstellen zwischen Business und IT ist überdies die Umsetzung regulatorischer Vorgaben durch ein IT-Governance-Modell sicherzustellen. Weder Cobit noch ITIL können dabei einem ganzheitlichen Anspruch vollständig gerecht werden. Sie bieten aber dennoch sinnvolle Ansätze zur Realisierung von IT-Governance. Eine Kombination beider Referenzmodelle ermöglicht es, die Führungsstrukturen und die damit verbundenen Steuerungsaktivitäten umfassend umzusetzen.
In der Praxis bedienen sich viele Unternehmen bei der Ausgestaltung ihrer IT-Governance nach wie vor des Cobit-Referenzmodells über die individuell angepasste Definition von Prozesszielen, Verantwortlichkeiten, Reifegraden und Metriken. ITIL wird primär als Orientierungsleitfaden für die IT-Leistungsprozesse eingesetzt und findet im Hinblick auf IT-Governance-Fragestellungen keine intensive Anwendung. In welchem Ausmaß eine kundenorientierte IT-Governance mittels ITIL V3 umgesetzt werden kann, bleibt zunächst abzuwarten. Im Zuge dessen wird auch erst die Zukunft zeigen, inwiefern Unternehmen die erfolgreiche Umsetzung von IT-Governance mit einer Kombination beider Referenzmodelle erreichen werden.
Peter Ratzer ist Berater für IT-Strategie bei Deloitte.