Strategien


Schwerpunkt Data Warehousing: Mobile Intelligence bei O2

Kundenzahlen zum Frühstück

Horst Ellermann ist Herausgeber des CIO-Magazins und Ambassador für CIOmove in Deutschland.
Beim Mobilfunkanbieter O2 sorgt ein 35-köpfiges Team dafür, dass jeden Morgen frische Kundenzahlen auf den Tisch kommen - per E-Mail, GPRS oder SMS.

Wenn Alexander Röder sein Frühstücksei aufschlägt, fiept zeitgleich sein Handy. Der CIO von O2 weiß dann, dass wieder vier neue Zahlen per SMS bei ihm gelandet sind: die Neukunden und die Abgänge vongestern, unterteilt nach Prepaid- und Postpaid-Karten. Jeden Morgen liefert das Business IntelligenceBusiness Intelligence Center diese Zahlen an etwa 400 interessierte Mitarbeiter. Röder kann bei Bedarf per GPRS Grafiken zur Kundenentwicklung abrufen oder im Intranet weiter recherchieren. Doch der CIO mag es knapp: "SMS nutze ich am liebsten." Alles zu Business Intelligence auf CIO.de

Lobt er den Informationsversand per SMS, weil er CIO und Geschäftsführer eines Mobilfunkanbieters ist? Nein, Röder sei da überhaupt keine Ausnahme, meint Markus Heimann, Leiter des Business Intelligence Centers (BIC). Auch wenn sich aus den Tagesverkäufen kaum tiefere Erkenntnisse ablesen ließen, als dass montags die Zahlen niedrig seien, weil sonntags kein Laden geöffnet habe, würden die O2-Mitarbeiter doch stets die Daten abfragen. "Wir kriegen sofort Anrufe, wenn wir die Zahlen nicht verschicken", versichert Heimann. Drohen am Wochenende Downtimes zur Pflege des Systems, lasse er das seinen Informationsjunkies ankündigen, damit diese nicht vergeblich auf Input warten müssten. "Wenn die Zahl der Neukunden deutlich kleiner ist als sonst, muss ich sofort nachsehen, ob wir ein Problem haben", erklärt IT-Chef Röder seine Gier nach zeitnaher Information.

Wer braucht Mobile Intelligence?

Gemeinhin wird das Bedürfnis nach Wissen etwas entspannter gesehen. Frank Buytendijk, Experte für Data Warehousing beim Beratungshaus Gartner, hält Mobile Business Intelligence, also das Versenden von Erkenntnissen aus dem Data Warehouse auf Handys und PDAs, für so ziemlich das Nutzloseste, was BI-Anbieter bisher hervorgebracht haben. "Das ist so eine typische IT-Lösung auf der Suche nach einem Problem", lästert Buytendijk, wobei er die Grundidee der mobilen Intelligenz gar nicht so schlecht findet. Bei Gartner hat man sich seit gut zwei Jahren darauf eingestellt, dass nur Real Time Enterprises Zukunft haben, also solche Unternehmen, in denen sich Informationen nahezu in Echtzeit verbreiten. Mobile BI zeugt immerhin davon, dass Erkenntnisprozesse nicht allzu lange dauern.

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