Self Service und Analytics

Lufthansa automatisiert das Reporting

18.12.2018
Uwe Küll ist freier Journalist in München.
Die Fluggesellschaft hat eine neue Data- und Self-Service-Analytics-Lösung eingeführt. Fachabteilungen können jetzt selbst Reportings erstellen, cross-funktionale Analysen fahren und mit interaktiven Dashboards arbeiten.
  • Das Aufwandsverhältnis zwischen Datenaufbereitung und Analyse der Ergebnisse verbesserte sich bis jetzt von 80:20 auf 60:40.
  • Fachabteilungen können nun ihre Daten mit einfach handhabbaren und interaktiven Dashboards selbst auswerten.
  • Es entstand eine neue Kultur der Zusammenarbeit zwischen IT-Teams und Fachabteilungen.
  • Die konzernweite Implementierung einheitlicher Standards und Leistungskennzahlen brachte eine neue Transparenz und Ergebnis-Glaubwürdigkeit mit sich.
"Vom früheren 80:20 Aufwandsverhältnis von Datenaufbereitung und deren Analyse haben wir inzwischen eine 60:40-Relation erreicht", sagt Christian Novosel, Head of Strategic BI Initiative bei Lufthansa. "Mein langfristiges Ziel lautet, das ursprüngliche Ergebnis umzudrehen."
"Vom früheren 80:20 Aufwandsverhältnis von Datenaufbereitung und deren Analyse haben wir inzwischen eine 60:40-Relation erreicht", sagt Christian Novosel, Head of Strategic BI Initiative bei Lufthansa. "Mein langfristiges Ziel lautet, das ursprüngliche Ergebnis umzudrehen."
Foto: Lufthansa Group

Der LufthansaLufthansa Konzern unterhält, einschließlich seiner Tochtergesellschaften, die größte Airline-Flotte Europas und fliegt jährlich etwa 130 Millionen Menschen zu mehr als 250 Zielen weltweit. Das Unternehmen generiert täglich Terabytes an Daten - von Reservierungen und Tickets über technische Wartungsinformationen bis hin zum Flugbetrieb. Doch erst das richtige ReportingReporting sorgt dafür, dass aus der Vielzahl an Informationen anwendbare Erkenntnisse mit geschäftlichem Nutzen werden. Top-500-Firmenprofil für Lufthansa Alles zu Reporting auf CIO.de

Datenaufbereitung kostete zu viel Zeit

Ursprünglich verfasste jede Abteilung ihr eigenes, nicht standardisiertes Reporting. "Die Entwicklung jeder neuen Analyse erforderte eine zentrale Beantragung und ließ in der Realisierung häufig lange auf sich warten", erinnert sich Christian Novosel, Head of Strategic BI Initiative bei Lufthansa und ergänzt: "Aufgrund der Vielzahl an Analyseanfragen hatte sich ein wachsender Rückstau gebildet." Zudem blieb wenig Zeit für die eigentliche Informationsanalyse. "Das Verhältnis zwischen Datenaufbereitung und Analyse bzw. Interpretation der Ergebnisse lag bei etwa 80:20", führt der BI-Experte weiter aus. Ein Zustand, den der Konzern nicht länger hinnehmen wollte.

Unter der Federführung der beiden Abteilungen Sales und Strategy startete die Lufthansa daher die Suche nach einem konzernübergreifenden Berichtswesen. Die neue Reporting-Lösung musste eine ganze Reihe von Anforderungen erfüllen: Fachabteilungen sollten nicht nur unabhängiger von der IT-Abteilung werden, sondern auch in der Lage sein, ihr eigenes Reporting zu erstellen.

Entscheidung für eine Self-Service-Analytics-Lösung

Eine hohe Benutzerfreundlichkeit und intuitive Anwendung mussten deshalb ebenso gewährleistet sein, wie die Anbindung verschiedenster Datenquellen. Visuell ansprechbare Dashboards sollten den Mitarbeitern helfen, ihre Daten sichtbar, verständlich und in Echtzeit jederzeit abrufbar zu machen.

Nach umfangreichen Machbarkeitsprüfungen entschied sich Lufthansa deshalb 2016 für den Datenspezialisten Tableau und dessenSelf-Service-Analytics-LösungSelf-Service-Analytics-Lösung - und hat dadurch eine bessere Verständlichkeit der Daten durch aussagekräftige Visualisierungen erreicht. Alles zu Analytics auf CIO.de

Foto: Lufthansa Technik

Nach dem Proof-of-Concept wurde die Lösung im Unternehmen zunächst in der Vertriebsabteilung und anschließend zügig in vielen weiteren Abteilungen eingeführt. Innerhalb eines Jahres stieg die Zahl der Anwender von einer Handvoll auf 80. Inzwischen erhalten bereits mehr als 3000 Mitarbeiter Berichte und Analysen über Tableau ServerServer. Alles zu Server auf CIO.de

Wie sich die Prozesse verändert haben

Vier Anwendungsfälle zeigen, wie sich die Arbeitsabläufe bei Lufthansa nach der Einführung verändert haben.

1. Standardisierung und Reportautomatisierung führen zu 30 Prozent an Zeitersparnis

"Die Arbeit bei einer Fluggesellschaft ist großartig, weil wir täglich Terabytes an Daten erzeugen", sagt Christian Novosel. "Allein die Analyse der globalen Flugpläne der öffentlichen Fluggesellschaften macht Spaß und wenn man die Datenmengen über Flugbewegungen, Streckenrentabilität oder technische Wartungsinformationen hinzufügt, ist das ein riesiger Spielplatz. Da kann es aber auch leicht zu einer 'Datenlähmung' kommen, die es zu überwinden gilt".

Die Einführung der Analytics-Plattform unterstützt dabei, die hohen anfallenden Datenmengen aus den unterschiedlichsten Quellen leichter zusammenzuführen, in interaktiven Dashboards sichtbar zu machen und in praktisch umsetzbare Erkenntnisse umzuwandeln. Die begleitende konzernweite Implementierung einheitlicher Standards und Leistungskennzahlen brachte zusätzlich eine neue Transparenz und Ergebnis-Glaubwürdigkeit mit sich. Große Teile des Reportings sind heute zudem automatisiert und standardisiert, wodurch Prozesse erheblich beschleunigt werden.

Foto: Lufthansa

Schnelligkeit und Agilität im Datenmanagement haben sich ebenfalls erhöht. "Eine Zeitersparnis von rund 30 Prozent gibt uns nun die Entlastung, um tieferliegende Fragestellungen zu beantworten und spezifischere Analysen zu erstellen. Auf diese Art unterstützt uns die Lösung dabei, die stark wachsenden Datenmengen auszuwerten und mit den Veränderungen unserer Branche Schritt zu halten", ist Novosel überzeugt. "Vom früheren 80:20 Aufwandsverhältnis von Datenaufbereitung und deren Analyse haben wir inzwischen eine 60:40-Relation erreicht. Mein langfristiges Ziel lautet, das ursprüngliche Ergebnis umzudrehen."

2. Self-Service-Reporting führt zu höherer Autonomie und fördert Kollaboration

Das Einführen der Self-Service-Analytics-Systems erwies sich zudem als Schlüssel, um schneller mehr geschäftsfördernde Erkenntnisse aus den Unternehmensdaten zu machen. Nun können die Fachabteilungen ihre Daten mit modernen, einfach handhabbaren und interaktiven Dashboards, selbst auswerten. Und wo man früher lange auf Auswertungen warten, oder sich auf das Bauchgefühl verlassen musste, sind heute schnelle Entscheidungen auf Basis von Fakten und Echtzeitanalysen möglich.

Als weiteren Pluspunkt nennt Christian Novosel die neue kollaborative Zusammenarbeit des IT-Teams mit den anderen Fachabteilungen. "Es existiert keine scharfe Trennung mehr - eine neue Kultur der Zusammenarbeit ist entstanden", sagt er und ergänzt: "Wir sind nun selber in der Lage, Datenanalysen umzusetzen. Selbstbedienung heißt für uns, dass wir unsere Daten visualisieren und verstehen, ohne zuvor die IT-Abteilung einschalten zu müssen. Das hat die Leistungsfähigkeit und Schnelligkeit erhöht." Das wiederum entlastet die IT-Verantwortlichen, die nun Zeit für tiefergehende Analysen gewonnen haben.

3. Dashboards werden auch von Führungskräften und im Strategieprozess genutzt

Die Einführung von Tableau brachte den Konzern auch in Sachen digitales Arbeiten einen Schritt weiter. Basierte beispielsweise früher das Berichtswesen auf PDF-Dateien, ist heute der Live-Abruf aktueller Daten während der Meetings möglich. "Wir haben Tonnen an Papier - hauptsächlich gedruckte PDF-Dateien eingespart", betont Christian Novosel.

Bei der Umstellung von PDF-Performance-Reports für die Zielgruppe Führungskräfte auf die neuen Dashboards passiert aber nebenbei noch etwas weit Spannenderes als das Einsparen von Papier: Führungskräfte haben auf einmal ein viel mächtigeres Werkzeug in ihren Händen. Denn gut gemachte Dashboards erlauben neben der reinen Darstellung der Gesamtsituation in Form von KPIs das spielerische Entdecken der unterliegenden Zusammenhänge durch sinnvolle Drill-down Funktionalitäten.

Foto: Dmitry Birin - shutterstock.com

"Um diese Möglichkeit auch in der Praxis zu bieten, legen wir großen Wert auf die Prinzipien 'Single-Source-of-Truth' und 'Segment-of-One', mit denen wir sicherstellen, dass alle Hierarchieebenen im Konzern auf der gleichen Datenbasis aufsetzen und, dass das Management im Aggregationsprozess nicht 'abgehängt' wird", erläutert Benedikt Drüge, Senior Manager Corporate Strategy bei Lufthansa. Ebenso erleichtert die neue Lösung die Datenaufbereitung im Strategieprozess erheblich, zum Beispiel bei der Analyse von Marktentwicklungen. "Es bleibt mehr Zeit für die strategischen Fragestellungen, weil der Datenaufbereitungs- und Interpretationsprozess deutlich beschleunigt wird", ergänzt Drüge.

4. Die Lufthansa-Kunden profitieren auch

Nicht zuletzt spielt in der hochdynamischen FlugbrancheFlugbranche die Befriedigung der Kundenwünsche eine zentrale Rolle für den Geschäftserfolg. Passagiere haben hohe Anforderungen und sind preissensibel. Umso wichtiger ist es, die verschiedensten Kundenbedürfnisse zu analysieren und noch individueller bedienen zu können. Gleichzeitig müssen Kosten im Blick gehalten, oder sogar gesenkt werden. Top-Firmen der Branche Transport

Den größten Mehrwert bietet dabei die Möglichkeit Daten, cross-funktional miteinander in Beziehung zu setzen: Während früher einzelne Bereiche ihre Prozesse auf Basis der vorliegenden Daten silo-artig verbessert haben ist es heute möglich, das Kundenverhalten und die Kundenzufriedenheit in Relation zu setzen zu den Daten, die im tatsächlichen Flugbetrieb angefallen sind. "Hier hilft uns die Analytics-Plattform, unsere Kunden auf einer sehr detaillierten Ebene besser zu verstehen und gibt uns die nötige Transparenz, um unser Geschäft entlang ganz neuer Stoßrichtungen zu optimieren. Mit dieser analytischen Exzellenz können wir im Markt konkurrenzfähig bleiben", lautet der positive Ausblick von BI-Stratege Christian Novosel.

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