So lernt künstliche Intelligenz
Macht KI die Finanzbranche intelligenter?
Ralf Ohlhausen, Diplom-Mathematiker und Master of Telecommunications Business, verfügt über 25 Jahre Berufserfahrung in den Bereichen E-Commerce, Financial Services, mobile Telekommunikation und IT. Zuletzt war er als President Europe bei SafetyPay tätig. Weitere Stationen seiner internationalen Karriere waren Führungspositionen bei Digicel, O2, British Telecom und Mannesmann-Kienzle. Aktuell verantwortet er bei PPRO die weltweite Expansionsstrategie des Payment-Lösungsanbieters.
Was kann KI für uns tun?
Zunächst einmal: wenn zur Ausübung eines Jobs Urteilsvermögen, Geschicklichkeit und die Lösung vielfältiger zusammenhängender und komplexer Aufgaben erforderlich sind, dann können die KIs, die wir heute kennen, keine Arbeitskraft ersetzen. Was KIs allerdings können: Sie können die zeitraubenden und monotonen Aufgaben eines Jobs erledigen.
UBS hat kürzlich das Arbeitsaufkommen nach der eigentlichen Transaktion automatisiert. Eine KI erledigt nun das, wofür ein Händler 45 Minuten benötigt, innerhalb von zwei Minuten. Dem ganz ähnlich, hat Google eine medizinische KI entwickelt, die in der Lage ist, Bilddaten von Patienten treffsicher auf das Vorhandensein von Krebs zu scannen – eine Aufgabe, für die Ärzte fünf oder sechs Stunden benötigen. Beide Entwicklungen erlauben ausgebildete Fachkräfte, sich auf komplexere Aufgaben zu konzentrieren, aber sie ermöglichen es Organisationen auch weniger umfangreich ausgebildete Kräfte zu engagieren.
Wenn ein Job aber hauptsächlich vorhersehbare und monotone Tätigkeiten umfasst, selbst wenn diese als Facharbeit angesehen werden, so ist es möglicherweise an der Zeit herauszufinden, wie sicher der Job in fünf Jahren noch sein wird. In Kombination mit der sich weiter entwickelnden Robotertechnologie ist KI jetzt bereits in der Lage, viele Facharbeiter aus dem handwerklichen Bereich zu ersetzen, und auch viele Akademiker sind nicht mehr sicher.
In Bangladesch ist die Zahl neuer Jobs in der Bekleidungsindustrie von 300.000 pro Jahr im Jahr 2008 auf nur 60.000 in diesem Jahr gesunken, obgleich 81 Prozent der Exporte des Landes auf diese Branche entfallen. Zumindest ein Teil dieses Defizits ist auf die Einführung von Robotertechnik und KI-basierte Nähmaschinen zurückzuführen. Sie arbeiten schneller als Menschen, ohne Pausen und ohne Fehler. Eine Entwicklung, die vor wenigen Jahren noch nicht für möglich gehalten wurde.
Dieser Wandel lässt sich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr vermeiden. Wir müssen unser Bestes geben, um diese Entwicklung zu verstehen und uns für das Kommende zu rüsten. Nur so können wir die Probleme reduzieren und die Vorteile maximieren. Ganz ähnlich ist es in der Bezahlbranche. KI verspricht mehr Effizienz und zudem, mit der enormen Zunahme des Bezahlvolumens fertig zu werden, die für die nahe Zukunft erwartet wird. Doch wir müssen diesen Vorteil dem Risiko gegenüberstellen, dass schlecht konstruierte oder gewichtete Algorithmen unerwünschte Konsequenzen haben könnten – sowohl für Unternehmen als auch für die Verbraucher.
Im einem folgenden Beitrag lesen Sie, auf welche Weise die Bezahlindustrie gegenwärtig KI einsetzt und was das für Unternehmen, für Einzelne in der Branche und für die Verbraucher bedeutet.
Teil 1:Macht KI die Finanzbranche intelligenter?
Teil 2: Mehr Sicherheit durch KI
Teil 3: Das Ende der manuellen Prozesse