Internet der Dinge
McKinsey über Lessons Learned bei IoT
- Derzeit wird nur ein Bruchteil der anfallenden Daten genutzt
- IoT ermöglicht neue Geschäftsmodelle
- Datenübertragung und Storage sind bislang Barrieren
- Auf B2B entfällt der größte Teil der Wertschöpfung
Die gewaltige Zahl lässt aufhorchen: 11,1 Billionen US-Dollar, und zwar jährlich. So groß kann der ökonomische Einfluss des Internets der Dinge (Internet of Things, IoT) nach Einschätzung von McKinsey in zehn Jahren sein. Das wären rund 11 Prozent der Weltwirtschaft des Jahres 2025. Die schiere Dimension dieser prognostizierten Größen wirkt betäubend. Deshalb sei angemerkt: Die McKinsey-Analysten beziffern mit dieser Zahl das absolute Maximum des IoT-Potenzials - realisierbar nur dann, wenn tatsächlich sämtliche Hürden für die Entfaltung der Technologie flugs verschwinden und die Anwender sich ungebremst in die Nutzung stürzen. Das untere Ende der Skala, also die Summe für eine denkbar schlechte Entwicklung, veranschlagt McKinsey auf 3,9 Billionen US-Dollar im Jahr; immerhin auch ein erklecklicher Batzen Geld.
IoT ermöglicht Abschied von Wartungsroutinen
Unverkennbar also unterstreicht die Studie "The Internet of Things: Mapping the value behind the hype" das umwälzende Potenzial von IoT, dessen Ausschöpfung in den kommenden Jahren gleichwohl erst noch gelingen muss. Das McKinsey Global Institute (MGI) hat für die Studie gemeinsam mit einer anderen Sparte des Beratungshauses - McKinsey Telecommunications, Media and High Technology Practice - nach eigenen Angaben alles zusammengetragen, was man in den vergangenen Jahren über das Internet der Dinge gelernt und untersucht hat. Auch aus IT-Perspektive sind die Erkenntnisse höchst aufschlussreich.
Drei entscheidende Botschaften der Studie lassen sich an einem konkreten IoT-Beispiel verdeutlichen. Man stelle sich eine Erdölbohranlage irgendwo mitten im Meer vor, die wie heute bereits üblich mit 30.000 Sensoren bestückt ist. Die Sensoren dienen der Überwachung der einzelnen Maschinen und Systeme. In der Regel nutzen die einzelnen Hersteller diese Daten jeweils für sich, um notwendige Wartungen timen zu können.
Ableiten lassen sich daraus drei Dinge auf die McKinsey aufmerksam macht:
Erstens schlummert eine Menge ungenutztes Potenzial in der Interoperabilität der IoT-Systeme.
Zweitens bleiben derzeit fast alle der gesammelten Daten ungenutzt, obwohl sich aus ihnen jenseits der Kontrollfragen eine Menge herauslesen ließe.
Drittens eröffnet IoT eine Menge Chancen für neue Geschäftsmodelle und -praktiken.
Interoperabilität vorausgesetzt hieße das im Beispielfall, der sich auf die maschinelle Fertigung im Allgemeinen übertragen lässt: Abschiednehmen von der Wartungsroutine nach vorgefertigten Zeitplänen. Die Sensoren sagen einem Unternehmen schließlich genau, wann wo etwas gecheckt oder repariert werden muss.
- Sechs Baustellen beim Internet of Things
Das Internet der Dinge beflügelt die Phantasien von Anwendern, Unternehmen und Technikanbietern. Bevor die schöne neue Welt des Internet of Things (IoT) Wirklichkeit wird, müssen zunächst einige Baustellen abgearbeitet werden. - Technik
Die meisten für das Internet der Dinge notwendigen Techniken gibt es bereits. Allerdings sind gerade im Umfeld von Analytics und Datenvisualisierungssoftware noch weitere Entwicklungen notwendig. Auch hinsichtlich der Energieversorgung beispielsweise von Sensoren in Containern, die über lange Perioden hinweg ohne ständige Wartungszyklen funktionieren sollten, gibt es noch einige Probleme zu lösen. - Interoperabilität
In vielen Fällen basiert der Mehrwert von IoT darauf, dass verschiedene Systeme zusammenarbeiten und Daten austauschen. Daher sind Standards und die darauf basierende Interoperabilität eine Grundvoraussetzung für das IoT. - Sicherheit
Im IoT geht es primär um Daten – oft um sensible Daten, die aus dem Privatbereich kommen oder geschäftskritisch für Unternehmen sind. Privacy und Security müssen daher gewährleistet sein. Darüber hinaus müssen die IoT-Systeme selbst abgesichert werden, gerade wenn es sich um kritische Infrastrukturen wie beispielsweise die Energieversorgung oder Verkehrsleitsysteme handelt. - Mitarbeiter müssen fit gemacht werden für das IoT.
Das reicht vom Verkaufspersonal, das mit smarten CRM-Systemen umgehen muss, über die Mitarbeiter im Büro bis hin zu den IT-Abteilungen. Mit dem IoT infiltriert IT ein deutlich breiteres Spektrum an Geräten. - Regeln und Gesetze
Für den IoT-Einsatz braucht es in einigen Bereichen neue Regeln. Das betrifft beispielsweise den Gesundheitsbereich, aber auch den Verkehr. Hier muss der Gesetzgeber aktiv werden und den Märkten einen neuen Rahmen geben. Gleichzeitig kann die öffentliche Hand dem IoT auch selbst zusätzliche Impulse geben, beispielsweise durch die Adaption der neuen Techniken.
Interoperabilität klappt noch nicht
Am enormen Wert des Faktors Interoperabilität zwischen einzelnen IoT-Systemen lässt McKinsey ohnehin nicht den geringsten Zweifel. Im Durchschnitt macht sie laut Studie zwei Fünftel des potenziellen wirtschaftlichen Wertes aus, den IoT ermöglicht; in manchen Szenarien sind es sogar 60 Prozent. Anders betrachtet: Die eingangs genannten über 11 Billionen US-Dollar an jährlichem Potenzial limitieren sich ohne Ausnutzung dieses Faktors sofort auf lediglich 7 Billionen.
"Interoperabilität würde die Performance signifikant verbessern, indem Sensordaten verschiedener Maschinen und Systeme kombiniert werden und die Entscheider eine integrierte Sicht auf die Leistung in der gesamten Fabrik oder auf der ganzen Bohrplattform erhalten", heißt es in der Studie. Mehr als die Hälfte der potenziellen Probleme, die mit Hilfe von Predictive Analytics identifiziert werden können, benötigten Daten verschiedener IoT-Systeme. In der Erdöl- und Erdgasbranche ließe sich die Effektivität der Gerätewartung um 100 bis 200 Prozent steigern.
40 Prozent der Daten nicht einmal gespeichert
"IoT sollte eine Schlüsselquelle von Big Data zur wertschöpfenden Analyse und von Open Data zur Nutzung durch mehr als einen Bereich sein", führen die Studienautoren weiter aus. Im genannten Beispiel werde indes nicht einmal 1 Prozent der von den Sensoren gesammelten Daten zur Entscheidungsfindung genutzt. 99 Prozent der Daten gehen also direkt auf der Förderplattform verloren. Bei 40 Prozent der Daten geschieht das laut Studie, weil sie überhaupt nicht gespeichert werden. Die Infrastruktur sei lediglich darauf ausgelegt, 1 Prozent der Daten vom Meer an Land weiterzuleiten. Das Datenmanagement erlaube keinen Echtzeit-Zugang, das Reporting sei auf wenige Metriken begrenzt.