Wege aus dem Dilemma
Mediziner regieren die IT
Doch schnell wurde klar, dass das Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie auch einen gewissen Machtanspruch hegte und die Rolle als "internes Beratungshaus“ nicht akzeptieren konnte. Mal abgesehen von den Widerständen, die von einzelnen Professoren aus den Fakultäten ausging. Elmar Keller, der damalige Vorstandschef, stattete Trautmann zwar mit ausreichender organisatorischer Macht aus, doch er selbst war auch erst kurz vorher nach Leipzig gekommen. Die Machtprobe war schnell beendet. Trautmann stoppte das zähe Treiben und nahm ein Angebot aus der Industrie an. Elmar Keller ist inzwischen wieder zu den Rhön Kliniken zurückgegangen. Menschen mit Macht akzeptieren nur Gegenmacht, bemerkte Management-Berater Klaus Doppler kürzlich in einem Interview mit CIO.
Habilitieren, Medizin studieren oder Vision-Workshops ausrichten
Fragt sich nur, wie die Gegenmacht aussehen sollte, damit sie akzeptiert wird.
- Denkbar ist, eine Habilitation zu schreiben, um sich des Respekts im Medizin-Kollegium sicher zu sein. Veröffentlichungen in renommierten Wissenschaftsjournalen gehören zudem dazu. So sind etwa Otto Rienhoff von der Uniklinik Göttingen sowie Björn Bergh von der Uniklinik Heidelberg als Professoren-CIO in Unikliniken unterwegs, denen der Einstieg als CIO einfacher gefallen sein dürfte als vielen anderen.
- Gut ist, als CIO auch Mediziner zu sein. Dann gehört man gewissermaßen schon vom Studium her in diese Welt. Uwe Gansert aus dem Klinikum der Stadt Ludwigshafen ist studierter Mediziner, Internist und Psychologe, der die IT-Laufbahn eingeschlagen hat.
- Hemdsärmelige Macher aus dem IT-Management passen per se nicht so sehr in die Medizinerwelt. Es sei denn, sie bringen ein unerschütterliches Portfolio mit, wie Volker Lowitsch von der Universitätsklinik Aachen. "Professoren kommen von der Wissenschaft und haben daher meist eine andere Herangehensweise in der IT, die sich oft mit dem Service-Anspruch beißt, den Kunden an die IT haben“, befindet Volker Lowitsch, der als Nicht-Professor mit 25 Jahren Erfahrung aus der Industrie als CIO zur Uniklinik in Aachen kam. Zudem ist Lowitsch rhetorisch nicht unter den Tisch zu kriegen.
- Bei Uwe Pöttgen, IT-Chef von Asklepios, mündete der stete Kampf schließlich in einen Vision-Workshop, in dem sich Ärzte, Pfleger und IT-Manager regelmäßig über neue Ideen und ProjekteProjekte austauschen. Eine diplomatischer Schachzug von Pöttgen und gerade deswegen ein guter Ansatz: Alles zu Projekte auf CIO.de