CIO des Jahres 2015
Michael Nilles von Schindler fährt ganz nach oben
- Michael Nilles von Schindler überzeugte auf ganzer Linie mit dem Projekt "Leading-Edge Digital Business"
- Nicht nur die Digitalisierung und die damit einhergehende Transformation spielte bei den diesjährigen preisgekrönten Projekten eine Rolle. Wir haben acht verbindende Merkmale entdeckt.
Wie wird man "CIO des Jahres"? Wenn alle ein Patentrezept hätten, würde trotzdem nur einer gewinnen. Aber es gibt acht Qualitäten, durch die sich, unterschiedlich ausgeprägt und gewichtet, alle Hauptprojekte auszeichnen, mit denen CIOs den Sprung unter die Top 10 in der Kategorie Großunternehmen geschafft haben. Eines dieser Merkmale ist die Größe der Aufgabe, gemessen natürlich an den Möglichkeiten des Unternehmens. Ein anderes: Hat der CIO die Weichen in die digitale Zukunft erfolgreich gestellt?
"Leading-Edge Digital Business"
Die Schindler Group gilt als zweitgrößter Aufzughersteller und größter Fahrsteige- und Fahrtreppenhersteller der Welt. "Leading-Edge Digital Business", das Projekt, mit dem Michael Nilles CIO des Jahres 2015 wurde, soll diesen Konzern digital transformieren. Es ist die dritte Phase der digitalen Umstellung, voraus gingen "IT-Rationalisierung" und "Operational Excellence".
Das Schindler-Geschäft lässt sich grob in Neuanlagen- und Servicegeschäft gliedern. Seit Februar 2013 galt Nilles' besondere Aufmerksamkeit der Digitalisierung des Servicegeschäfts. Die Strategie folgt im Detail vier Ansätzen. "Customer": Der Kontakt zum Kunden soll digitaler und intensiver werden. "Products": Schindler liefert neue Anlagen mit Connectivity-Funktionen aus, so dass Anlagendaten über das Internet der Dinge an eine "Connectivity Platform" gesendet werden können. "People": Servicetechniker und andere Feldmitarbeiter bekommen einen "digitalen Werkzeugkoffer". "Processes": Algorithmen sollen Qualität, Produktivität und Effizienz der Abläufe steigern, zum Beispiel in Form einer Routenoptimierung für Techniker im Außendienst. Bei alldem fallen riesige Datenmengen an, und aus denen sollen sich neue Geschäftsmodelle ergeben.
Damit die IT eine solche Transformation begleiten kann, muss sie sich selbst grundlegend transformieren. Sie muss, und das schnell, lernen, mit disruptiven Techniken zu arbeiten, zum Beispiel mit dem Internet of Things, Big Data und Machine Learning. So anspruchsvoll das ist: Die Technik ist nicht der Kern der Sache. "Digitalisierungsprojekte sind Business-Transformationsprojekte, keine Technologieprojekte", schreibt Nilles sich und seinen Kollegen ins Stammbuch. Die digitale Neuorientierung zum Kunden kommt in traditionellen Fertigungs- und Montageindustrien einer Revolution gleich.
Von Change-Management bis Zentralisierung
Nilles befindet sich in den Top 10* in guter Gesellschaft. Auch Marcus Franke, Director Business Transformation bei Coca-Cola Erfrischungsgetränke (CCE), stellte sich einer unabweisbar gewordenen Frage: Welche neuen Arten des Kundenkontakts ermöglicht und - will man nicht abgehängt werden - erzwingt die Digitalisierung? Frankes Projekt "Connecting-the-Dots" soll auf dem Weg zum Kauf alle denkbaren Kombinationen von physischen und digitalen Interaktionen mit den Kunden ermöglichen. CCE will auch die Firmenkunden mit den Privatkonsumenten vernetzen - für einen Getränkehersteller können das ja die gleichen Leute sein.
Damit sind wir beim dritten verbindenden Merkmal der Gewinnerprojekte: Die IT muss - mehr als bisher - Teil des Business werden. Das Business kann neue Technologien nicht einschätzen und verlangt deshalb von der IT vor allem Anpassungen existierender Lösungen. Beschränkt sich die IT aber darauf, wird sie zur Wachstumsbremse. Damit die IT die Transformation voranbringen kann, müssen sich die Gräben zwischen IT- und Business-Funktionen schließen. In Frankes Fall gelang dies, indem CCE eine gemeinschaftliche Führung im Bereich Business Transformation einrichtete.
- Die zehn besten CIOs 2015
Im renommierten Wettbewerb "CIO des Jahres" gibt es auch 2015 wieder zehn herausragende IT-Chefs aus Großunternehmen. Wir präsentieren Ihnen unsere Top Ten ... - Platz 1
Michael Nilles, CIO von Schindler, landete 2015 ganz oben auf dem Treppchen mit seinem Projekt "Leading-Edge Digital Business". - Jurymitglied Thomas Hess, LMU München: (zu Schindler)
"Mit dem Großprojekt 'Leading-Edge Digital Business' wurde eine umfassende digitale Transformation angestoßen, die große Auswirkungen auf die Wettbewerbsposition sowie Erfolgskennzahlen von Schindler hat." - Top 10
Marcus Franke, Director Business Transformation bei Coca-Cola Erfrischungsgetränke (CCE), will mit seinem Projekt "Connecting-the-Dots" alle denkbaren Kombinationen von physischen und digitalen Interaktionen mit den Kunden ermöglichen. - Jurymitglied Friedrich Wöbking, FW Advisory: (zu Franke)
"Franke schafft es, durch Adaption von Social Media die Mitarbeiter für die Digitalisierung von Coca-Cola Deutschland zu mobilisieren. Er geht den schweren, aber lohnenden Weg hin zum Omni-Channel-Ansatz." - Top 10
Christian Niederhagemann von KHS hat mit seinem Projekt "ECOS" den durchgehenden Prozess vom ersten Kundenkontakt bis zum schnellen Angebot installiert und optimiert. - Jurymitglied Günther Schuh, RWTH Aachen: (zu Niederhagemann)
"In dem Projekt ECOS von Niederhagemann wurde nicht nur die Digitalisierung des Vertriebsprozesses technisch und funktional sehr gut umgesetzt, sondern auch der 'Faktor Mensch' berücksichtigt." - Top 10
Jörg Behrend, Global CIO bei Bacardi Martini, hat in seiner "'ONE BACARDI' End-to-End Transformation" alle rund 1600 lokalen durch etwa 50 zentrale Business-Applikationen ersetzt, die nun in mehr als 150 Ländern alle wichtigen Geschäftsbereiche unterstützen. - Jurymitglied Frank Riemensperger, Accenture: (zu Behrend)
"Behrend hat die Vision einer voll integrierten, zentralisierten IT-Architektur unter Abschaffung eigener Rechenzentren und Softwarelizenzen mit einem umfassenden Change-Management-Programm begleitet." - Top 10
Egmont Foth, CIO der SAG Group, hat mit dem "SAGway" den Wandel als ständige Verbesserung verstetigt. Den SAGway beschreibt Foth als "unsere umfassende Plattform zur Erhöhung der Operational Excellence in unseren Prozessen, Organisationsstrukturen und Systemen". - Top 10
Seit CIO Henning Schneider das "Klinische Arbeitsplatzsystem Phase II" am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und am Altonaer Kinderkrankenhaus eingeführt hat, geben dort die Ärzte "patientennah" in ein mobiles Terminal ein, welche Arzneien der Kranke erhalten soll, die Krankenhausapotheke verpackt individuell, und das Pflegepersonal prüft den Barcode. Dieses Projekt zeichnete die Jury zudem mit dem "Innovation Award" aus. - Top 10
Auch Uta Knöchel hat am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) mit der "Zentralisierung der IT-Applikationen und IT-Services" viel geändert. Sie ließ ein TIER-3-Rechenzentrum bauen, zentralisierte die IT-Systeme und übernahm Applikationen in die zentrale Betreuung. - Top 10
Kurt Krubers Projekt "Unified Communication - IP-Fest-Netz-Telefonie und Mobile Kommunikation im Klinikum" stellte innerhalb von zwei Jahren die Festnetzkommunikation auf Voice over IP um, ersetzte die Krankenhauspiepser durch Mobiltelefone und Smartphones und integrierte diese Geräte mit der neuen Festnetztelefonie. - Top 10
Dem Aufbau eines "Smart DataCenter" in einer "Deloitte Private Cloud" hat sich Dietmar Schlößer, CIO des Wirtschaftsprüfungsunternehmens Deloitte Deutschland, verschrieben, mit dem er Geschwindigkeit, Agilität und das Vermeiden zäher konventioneller Projekte erreichen will. - Top 10
"Transforming the IT Infrastructure and Build up Maersk Group IT Infrastructure Services (MGIS)" hieß das Projekt, das Ralf Weißbeck, CIO der Maersk Group, bis Dezember 2014 in Beschlag nahm. Auch hier beruhte die Zentralisierung auf einer Aufteilung.