Many Users und Multi-Touch - Verzicht auf Maus und Tastatur
Microsoft "Surface" macht Tisch zum Computer
Surface ermöglicht neue Kunden- und Patienten-Experience
Um Surface herum hat man eine Entwickler-Community eingerichtet, die sich um neue Applikationen und Anwendungsfelder bemüht. In Deutschland gehören dazu bis jetzt Alksolutions, avanade, Bassier-Bergmann & Kindle, designaffairs, neue digitale/razorfish, sariamo, szsygy, T-Systems und vectorform.
Für Clemens Lutsch, der den schönen Titel "User Experience Evangelist" bei der Developer Platform & Strategy Group von Microsoft trägt, geht es bei Surface um mehr als eine bloße Alternative zu den bekannten Kiosksystemen. Diese repräsentierten nur ein One-user-System mit begrenzter Funktionalität und spärlichen Eingabemöglichkeiten, während es bei Surface um ein gänzlich anderes Konzept gehe: many users, multi-touch, Verzicht auf Eingabegeräte wie Tastatur oder Maus und schließlich eine großflächige Darstellung. Außerdem hänge der Wirkungsgrad und die Attraktivität von den Applikationen ab, die die Partner aus der Community dafür entwickelten.
Evangelist Lutsch gerät ins Schwärmen, wenn er die soziale Komponente von Surface ausmalt: Die Anwender reagierten nicht einfach passiv, sondern in der Gruppe würden kooperativ Dinge wahrgenommen und zusammen umgesetzt. Es gehe um neue Möglichkeiten, Informationen aufzunehmen und gemeinsam zu verarbeiten oder miteinander Musik zu erstellen. Um der hinter solchen Ideen steckenden Usability-Theorie mehr Anerkennung und Durchsetzung zu verschaffen, hat sich sogar ein "Berufsverband der deutschen Usability und User Experience Professionals" gebildet (www.germanupa.de).
Anwender können zum Beispiel im Möbelgeschäft oder im Elektrohandel neue Möbel oder Geräte in Skizzen ihrer Wohnung eintragen bzw. herausfinden, wo sie am besten stehen sollten. Die Applikation schlägt ihnen bei einem TV-Gerät automatisch vor, welche Verkabelung oder Zusatzgeräte sie noch brauchen. Auch der Einkaufsprozess kann vereinfacht werden: Der Kunde wählt am Surface-Tisch Garantiezeiten, packt ausgewählte Waren in einen Warenkorb usw. Wo man normalerweise einen Berater bräuchte, kann sich der Kunde so selbst weiterhelfen, weil ihm ständig anschauliche Vorschläge und Alternativen angeboten werden. Damit kann Surface laut Lutsch zu einem neuen Einkaufserlebnis verhelfen.
Im Medizinbereich sieht Microsoft Einsatzgebiete in der Patientenberatung beim Arzt oder im Krankenhaus, da sich durch Grafiken und dreidimensionale Darstellungen nachvollziehbar darstellen läßt, wie zum Beispiel das Herz arbeitet, welche Einschränkungen auftreten und welche Heilmethoden angewendet werden können. Gesprächsergebnisse können direkt in die Patientenakte übernommen werden. Auch in der Ausbildung von Medizinern, in der heute zum Teil noch immer mit jahrzehntealten Holz- oder Plastikmodellen gearbeitet wird, sieht man Einsatzgebiete.