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SMS Group

Mit Gaming und VR zum Digital Twin

Horst Ellermann ist Herausgeber des CIO-Magazins und Ambassador für CIOmove in Deutschland.
Der Anlagenbauer SMS Group nutzt eine Gaming-Engine und Virtual-Reality-Brillen wie Oculus Rif für digitale Zwillinge in der Fertigung.
In den Schmiedegeräten und Walzwerken des Düsseldorfer Anlagenbauers SMS steckt immer auch eine "Game-Engine" – betankt von Menschen, die ganz anders aussehen als Arbeitende in der Schwerindustrie.
In den Schmiedegeräten und Walzwerken des Düsseldorfer Anlagenbauers SMS steckt immer auch eine "Game-Engine" – betankt von Menschen, die ganz anders aussehen als Arbeitende in der Schwerindustrie.
Foto: SMS Group

Sie raucht. Sie staubt. Sie stinkt. Sie glüht. Einfach nichts, was eine Anlage der SMS GroupSMS Group darf, sollte eine Spielekonsole auch dürfen. Trotzdem nutzen beide die gleiche Software. In den Schmiedegeräten und Walzwerken der Düsseldorfer AnlagenbauerAnlagenbauer steckt immer auch eine "Game-Engine" - betankt von Menschen, die ganz anders aussehen als Arbeitende in der Schwerindustrie. Top-500-Firmenprofil für SMS Group Top-Firmen der Branche Industrie

Bernhard Steenken trägt Blaumann - im weitesten Sinne. Der dunkelblaue Anzug des Leiters der Geschäftseinheit SMS Digital schützt nicht wirklich gegen Funkenflug. Muss er aber auch nicht. Steenken baut "digitale Zwillinge" zu den tonnenschweren Geräten, die SMS weltweit an die Metallindustrie verkauft: Walzwerke, Schmiedeanlagen, Konverter - alle bilden Steenken und seine mehr als 400 Kollegen von SMS Digital mit Spielesoftware nach. Oder vor, je nach Sichtweise. "Wir machen aber nicht nur Visualisierung, wir gehen viel weiter", sagt Steenken: "Prediction und Prevention - das ist für mich der Teil, wo DigitalisierungDigitalisierung wirklich spannend wird." Alles zu Digitalisierung auf CIO.de

"Prediction und Prevention – das ist für mich der Teil, wo Digitalisierung wirklich spannend wird", sagt Bernhard Steenken, Leiter der Geschäftseinheit SMS Digital.
"Prediction und Prevention – das ist für mich der Teil, wo Digitalisierung wirklich spannend wird", sagt Bernhard Steenken, Leiter der Geschäftseinheit SMS Digital.
Foto: SMS Group

Doch zunächst zur Visualisierung: Glühende Brammen kriechen krachend und dampfend auf wehrlose Menschen zu. Helden in silbrigem Hitzeschutz treten ihnen mit speerartigen Stangen entgegen. Kräne schwenken drohend ihre Arme, Drehtürme eilen durch finstere Hallen zur Hilfe. Wo genau steckt der Unterschied zwischen Mordor und der Arbeit am Hochofen? Visuell liegen Fantasy-Welten à la Herr der Ringe und die Realität in Duisburg oder Witten nah beieinander. Beide lassen sich mit einer Game-Engine abbilden, wie etwa der von Unity, einem Anbieter aus San Francisco.

Unity ist in der Spieleszene weit verbreitet. Nach Firmenangaben laufen mit Unity gebaute Spiele auf 1,5 Milliarden Geräten weltweit. Entwickler nutzen die Engine besonders gern beim Bau von Smartphone-Spielen. "Pokémon Go" und "Call of Duty Mobile" sind so entstanden. In jedem zweiten mobilen Spiel steckt angeblich Unity. Auf Plattformen für Virtual RealityVirtual Reality (VR) oder Augmented RealityAugmented Reality (AR) sollen es sogar 90 Prozent sein. Und jeden Tag kämen 15.000 neue Projekte dazu, jubelt die Unity-PR. Zweifelsfrei gehört die Software zu einer der erfolgreichsten der Spielewelt. Auch Filmemacher und Autobauer haben die Game-Engine für sich entdeckt. Jetzt eben auch die Schwerindustrie. Alles zu Augmented Reality auf CIO.de Alles zu Virtual Reality auf CIO.de

Gaming Engine in der Fertigung

"Wenn ich die Kinematik abbilden will", sagt Steenken, "wenn ich Bewegung zeigen will, dann kann ein klassisches System das so nicht." Mit klassischen Systemen meint er Computer Aided Design (CAD), wie es die 3.400 Konstrukteure bei SMS nutzen. Diese planen in Autocad oder Creo, welche Schraube mit welchem Drehmoment an welcher Stelle angezogen werden muss. Diese Schräubchen lassen sich dann in feinster Auflösung aus jedem Blickwinkel anzeigen. Dabei hat sich die Optik in den vergangenen Jahren dramatisch verbessert - nur: "Für die Simulation brauchen wir diese Detailtiefe gar nicht", sagt Steenken, "für die Oberfläche sind andere Dinge wichtig. Daher müssen wir simplifizieren, um die Performance zu realisieren."

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