IT-Chef Bernd Markfelder
Maschinenbauer Komptech will IT-Anbieter werden
"2015 haben wir uns überlegt, wie wir die Maschinen, die wir bauen und warten, ins Internet bringen können," beschreibt Bernd Markfelder, Head of Group IT von Komptech, die Anfänge des Projekts "Digital zum Erfolg". Die mobilen und stationären Maschinen der Kompostanlagen sollten untereinander sowie mit der IT kommunizieren. Das Ziel war es, Maschinendaten abzufragen und auszuwerten - weltweit, jederzeit und egal von welchem Gerät.
Make or buy
Zunächst wollte das Team um den IT-Manager die nötigen Softwarekomponenten und IoT-Anwendungen selbst programmieren. "Wir sind dann aber schnell an unsere Grenzen gestoßen und haben einen externen Dienstleister beauftragt," sagt Markfelder. Die Wahl fiel auf das Softwarehaus Jawa aus Graz. Sie sollten eine Anwendung entwickeln, mit der Maschinendaten abgefragt werden können.
Komptech baute daraufhin Sensoren und Kommunikationsmodule in die Maschinen ein. Anschließend begann die IT in Zusammenarbeit mit dem Dienstleiter, die Module über die Datenbanken des Unternehmens anzusprechen und Daten zu sammeln.
"Nach etwa einem Jahr wurde uns klar, dass die Arbeit nicht weniger wird," erinnert sich Markfelder. Man wollte das Digitalisierungsprojekt noch weiter vorantreiben und habe deshalb 2019 den Dienstleister übernommen und als Tochterunternehmen weitergeführt. "Wenn wir eine Anwendung benötigen, gehen wir direkt zu Jawa, die sie dann exklusiv für uns entwickeln," so der IT-Manager. Der Dienstleister betreue weiterhin auch andere Unternehmen.
Zentrale App-Plattform
Mittlerweile hat Komptech mehrere Business-Anwendungen in Betrieb. "Diese Applikationen mit den Schnittstellen zu den jeweiligen Systemen haben wir auf der 'GO! Plattform' unserer Webseite zusammengefasst," sagt Markfelder. Darüber können Mitarbeiter, Kunden und Partner alle Apps nutzen und administrieren.
Der Login funktioniert über ein einmaliges Single-Sign-On via OAuth-Protokoll. Zudem wird die Plattform mit dem Active Directory von Komptech synchronisiert, so dass die Apps zentralisiert gesteuert und bedient werden können.
Steuerung, Vertrieb und Kommunikation
Die einzelnen Anwendungen bilden verschiedene Use Cases des Business ab. Die App "CONNECT!" beinhaltet beispielsweise Funktionen für Machine-to-Machine-Kommunikation, mit der Daten von den Anlagen ausgelesen werden können. "Mit den Informationen zum Zustand der Maschine, darunter Betriebsstunden, Treibstoffstand oder Temperatur, können wir unsere Servicetechniker genauer koordinieren," berichtet der Head of Group IT. Das spare den Mitarbeitern Zeit und die Kunden könnten besser für Wartungstermine vorausplanen.
Über die Anwendung "RENT!" könnten Kunden und Vertriebspartner Anlagen anmieten. Zudem sei Komptech über die App in der Lage, präzise zu koordinieren, wann Maschinen aus der Wartung zurückkommen und für den nächsten Kunden zur Verfügung stehen. Mit der "BUILD!"-App könne jeder Vertriebsmitarbeiter weltweit eine Maschine nach dem Wunsch eines Kunden konfigurieren und ein zugehöriges Angebot erstellen.
Die Social-Media-App "SHARE!" ermögliche Mitarbeitern und Partnern den Austausch innerhalb der GO!-Plattform. "Bisher lief die Kommunikation über E-Mail, SMS oder Messenger. Dadurch ging der Überblick schnell verloren," erläutert Markfelder. Nun wären alle auf demselben Stand. Nachrichten, Videos und Bilder können auf der ganzen Welt mit allen Partnern und Mitarbeitern jederzeit geteilt werden. Sämtliche Serviceinformationen seien über die "ASSIST!"-App abrufbar. Damit stünden alle Informationen in den werksinternen Daten-Hubs, rollenbasiert Vertriebspartnern und Endkunden weltweit zur Verfügung.
Vom Tool zum Produkt
Laut Markfelder arbeitet Komptech produktiver, seitdem die Plattform im Einsatz ist: "Also haben wir uns die Frage gestellt, ob so eine Lösung auch für andere Unternehmen nützlich sein kann." Zwar gebe es verschiedene Anwendungen am Markt, die ähnlich funktionierten wie Teile der Plattform. Vergleichbare Komplettlösungen fehlten jedoch bisher.
So entstand die Idee, das Gesamtkonzept der GO!-Plattform als White-Label-Produkt anzubieten. Hinzu kommen soll das Know-how von Komptech als Maschinenbauer und der IT-Tochter als Softwareentwickler. Den USP sieht der IT-Leiter darin, dass Komptech seine Kunden dadurch sowohl beraten als auch beim Einführen der Plattformen unterstützen könne. "Jedes Unternehmen kann Apps entwickeln," so der IT-Chef. "Was wir anderen Betrieben voraushaben und anbieten wollen, sind unsere Erfahrungen und Lösungsansätze aus den letzten fünf Jahren."
Markfelder ist neben seiner Funktion als Head of Group IT nun auch dafür verantwortlich, den Aufbau und Vertrieb dieses digitalen Geschäftsmodells voranzutreiben.