Anbieter und Lösungen
Mobile Payment in Deutschland kommt langsam in Gang
Vodafone hat zum Jahresende 2015 neue Zahlen für Mobile Payment in Deutschland vorgelegt. Diese sollten eigentlich in eine positive Richtung deuten, bei Licht betrachtet, zeigen sie aber noch viel Zurückhaltung unter den Handelshäusern und Verbrauchern hierzulande. Ausgehend von drei Millionen Akzeptanzstellen in ganz Europa müssten es in der Bundesrepublik mit rund elf Prozent der Gesamtbevölkerung rein rechnerisch mindestens 330.000 sein. Tatsächlich waren es laut Vodafone in Deutschland zuletzt gut 80.000 Kassenterminals für das mobile Bezahlen per Smartphone und damit immerhin 20.000 mehr als ein Jahr zuvor.
Vier starke internationale Zugpferde
International haben sich mit Apple, Ebay (PayPal), Googleund Samsung vier starke ITK-Zugpferde vor Mobile Payment oder kurz mPayment gestellt. China UnionPay (chinesisch Yínlián, wörtlich Bank-Union), einzige Kreditkartenorganisation im Reich der Mitte, hat im Dezember 2015 zeitgleich mit Apple Pay und Samsung Pay gezeichnet, um gemeinsam den Milliardenmarkt für Mobile Payment zu erschließen.
Presseberichten von 2014 zufolge hat Facebook-Chef Mark Zuckerberg der geplanten digitalen Bezahlfunktion ebenfalls oberste Priorität eingeräumt. Nachdem im Jahr davor schon der PayPal-Präsident David Marcus abgeworben wurde, war das weltweit größte soziale Netzwerk im März 2015 zunächst in den USA mit einem eigenen mPayment-Angebot gestartet.
Absoluter Branchenprimus ist aber wohl nach wie vor PayPal mit einem Umsatz von über 2,25 Milliarden Dollar allein im dritten Quartal 2015. Die ehemalige Ebay-Tochter ist allerdings durch Apple, Google & Co. zunehmend unter Druck geraten. Nicht so in Deutschland und den meisten anderen europäischen Ländern.
Apple und Samsung Pay wurden zwar schon in Großbritannien erprobt, um Kontinentaleuropa machen die beiden Anbieter mit ihren mobilen Bezahldiensten bislang aber noch einen großen Bogen. Dabei gelten sie mit ihrem "Brand Appeal" und ihren mobilen Endgeräten als die Marktmacher und könnten sie dem Mobile Payment in Deutschland einen kräftigen Schub geben. Dass sie noch zögern, liegt sicherlich auch an der ungleichen Akzeptanz der Kredit- gegenüber der als urdeutsch empfundenen EC-Karte.
Im August 2015 ist Samsung Pay im Heimatland Südkorea offiziell gestartet, einen Monat später in den USA. Anfang 2015 hatte der koreanische Riese LoopPay übernommen, um nicht nur Mobile Payment via NFC, sondern auch über ganz normale Kreditkarten mit Magnetstreifen zu ermöglichen. Entgegen Gerüchten und anders lautenden Medienberichten ist ein Start in Deutschland nicht abzusehen. In Südkorea hat Samsung für das Pay-Angebot einen Monat nach dem Launch im August 2015 bereits von einem bahnbrechenden Erfolg berichtet.
- Marktübersicht Mobile Payment
Anders als etwa in den USA ist das Bezahlen per Smartphone in Deutschland noch nicht weit verbreitet. Die großen Anbieter befinden sich noch in Lauerstellung, deutsche Lösungen sind meist noch kaum über die Pilotphase hinausgekommen. - Yapital
Das von der Otto Group ins Leben gerufene Yapital war einst einer der deutschen Hoffnungsträger. Ende 2015 kam dann aber das Aus. - GS1 Germany: Bezahlen mit dem Smartphone
Die Bundeshauptstadt hat mehr zu bieten als verpatzte Großbauprojekte. Unter dem Motto "Zahl einfach mobil" hat sich dort mit "NFC City Berlin" die deutschlandweit größte Initiative für Mobile Payment gebildet, sagen jedenfalls die Macher von GS1 Germany. - Mobile Payment von PayPal
In den USA ist Mobile Payment schon so weit verbreitet, dass auch viele Taxis entsprechend ausgerüstet sind. - Apple Pay und UnionPay von Apple China
UnionPay, Chinas einziger Kreditkartenanbieter, hat am 18. Dezember 2015 zeitgleich mit Apple und Samsung Pay Verträge unterzeichnet, um den Milliardenmarkt für Mobile Payment zu öffnen. Das Logo von UnionPay schmückt übrigens auch in Deutschland immer mehr Bankautomaten und Geschäfte, darunter auch von Galaria Kaufhof und Karstadt. - LoopPay alias Samsung Pay
Wer ständig ein riesiges Portemonnaie mit sich führt, um alle Karten unterzubringen, der wird mit Samsungs Zukauf LoopPay, Wegbereiter für Samsung Pay, mächtig erleichtert. - LoopPay CardCase
Ironischerweise gab es das CardCase mit der abnehmbaren LoopPay Card zunächst nur für iPhones. - LoopPay versus Apple Pay
LoopPay ist mit der patentierten Magnetic Secure Transmission (MST-Technologie) wesentlich breiter aufgestellt für mPayment als Apple mit NFC. - PayPal macht mobil
Die frühere eBay-Tochter PayPal hat in Berlin Ende 2013 ein Pilotprojekt für mPayment angetreten und ein halbes Jahr später die Ausweitung auf ganz Deutschland angekündigt. - PayPal und Pebble Steel
Wer es mag, kann sich die PayPal-App samt Einkaufsführer und Übersicht über die Bezahlvorgänge auch auf die Smartwatch Pepple des gleichnamigen Anbieters laden. - PayPal QRShopping
Ein QR-Code kann mit einer Matrix von bis zu 177 x 177 Elementen vielfältige Informationen aufnehmen, darunter auch Bilder und Links zu Einkaufsplattformen. PayPal ist dahingehend mit QRShopping auf stationären oder automobilen Werbetafeln schon recht präsent in Deutschland. - PayPal Mobile Payment
In Deutschland war das mobile Bezahlen mit PayPal Anfang 2015 schon in über 200 Gaststätten möglich. - Mobile Payment mit PayPal
Voraussetzung ist, dass der Kunde über ein PayPal-Konto verfügt und dort seine Bankdaten beziehungsweise Kreditkartennummer hinterlegt hat. - Paydirekt
Paydirekt soll die deutsche Antwort auf PayPal sein. Zunächst handelt es sich wie einst das US-Vorbild um eine reine Online-Bezahlplattform. Die Ausweitung auf mPayment ist aber schon in Vorbereitung. - Sparkassen Girogo Shopping
Die Sparkassen haben mit Girogo seit Frühjahr 2012 ihr eigenes System für Mobile Payment. - Payone
Zur Stärkung der Position im E- und M-Commerce ist der Deutsche Sparkassenverlag (DSV) zum 1. Januar 2015 mit 80 Prozent der Anteile bei dem Kieler Payment Service Provider Payone eingestiegen. - Targobank Produkte Mobiles Bezahlen
PayPassT nennt sich der TargoBank Bezahlchip in Kooperation mit der E-Plus-Tochter BASE und Mastercard PayPass. Bis zu einem Einkaufswert von 25 Euro wird wie in der EU üblich keine PIN abgefragt, für alle Beträge darüber zur eigenen Sicherheit schon. - Visa Mobiles Bezahlen in Londoner Bussen
Londons Busse und U-Bahnen akzeptieren seit Mitte 2014 kontaktloses Bezahlen via NFC. - V Pay von Visa
V Pay ist die Debitkarte von VISA, analog zu Maestro von MasterCard und zu der in Deutschland immer noch so allbeliebten EC-Karte. Kredit- oder Debitkarten mit NFC-Funklogo erlauben das kontaktlose Bezahlen an einem entsprechend ausgerüsteten Kartenterminal. - VISA Karte kontaklos
Die Lösungen für kontaktloses Bezahlen reichen von Kreditkarten mit NFC-Funklogo über Smartphone-Apps bis hin zu solchen für Smartwatches. - Google Wallet
Google Wallet lässt sich in den USA bereits wie eine Kreditkarte einsetzen. - Google Wallet
In Deutschland eignet sie sich nur für Online-Einkäufe und App-Käufe im Android PlayStore. - Paij kooperiert mit Taxi Deutschland
Von Wiesbaden startend will paij bald alle rund 15.000 Taxen von Taxi Deutschland mit der auf QR-Code basierenden eigenen mPayment-Lösung ausstatten. - Easy Shopping mit SQWallet
SQWallet ist ein Produkt der mr. Commerce GmbH aus Flensburg, hat aber in Osnabrück mit einem mPayment-Projekt gestartet. Die Grafik zeigt, wie leicht und doch sicher über den QR-Code und die vierstellige PIN-Eingabe das mobile Bezahlen sein soll. - kesh – Bares leicht gemacht
Die biw-Tochter kesh weist eine Verballhornung des englischen Begriffs Cash (Bares) von sich. Aber die eigene mPayment-Lösung ist dem Mitführen von Bargeld nicht unähnlich. Denn das Konto muss erst mit Guthaben gefüllt sein, bevor man damit einkaufen oder konsumieren kann. - Kesh Transaktionsübersicht
Eine Transaktions- oder Kontenübersicht wie hier bei kesh gehört zum guten Ton bei Mobile-Payment. - Cashcloud
"Lösung sucht Nutzer: mPayment steckt in Deutschland noch in den Kinderschuhen", hieß hier Anfang 2015, und das gilt immer noch. Eine Reihe prominent unterstützter lokaler Projekte bringt den Stein aber langsam ins Rollen. - Dallmayr Card Systeme
Mit Dallmayr Card Systeme für bargeldloses Bezahlen per Karte oder Schlüsselanhänger richtet sich der Münchener Kaffeeröster an Unternehmen. Die biw-Tochter kesh liefert die Technologie dazu und soll auch mPayment mit Paydirekt zum Durchbruch verhelfen. - Rossmann: Bezahlvorgang mit dem Handy
NFC City Berlin (Zahl einfach mobil) als bundestweit größte mPayment-Initiative schart viele große Namen um sich. Die Drogeriekette Rossman hat sich erst im November 2015 angeschlossen und sieht sich neben Douglas, Karstadt, Galeria Kaufhof, Aldi Nord und Co. - PWC Mobile Payment Studie 2015
PricewaterhouseCoopers (PwC) nahm im Juni 2015 eine repräsentative Umfrage zum Thema Mobiles Bezahlen vor. - Pwc-Studie Juni 2015
Drei von vier der Befragten in Deutschland haben Mobile Payment noch nie genutzt. - pwc-Studie Bekanntheit von Anbietern
Apple Pay gehört zwar zu drei bekanntesten Anbietern, ist in Deutschland aber noch gar nicht am Start. PayPal und Google Wallet sind hierzulande auch noch nicht uneingeschränkt nutzbar im Vergleich zum Heimatland USA. - Pwc-Studie Gründe gegen Nutzung
Die Sorge um den Datenschutz ist in Deutschland besonders groß.
Einen Bogen um Deutschland und Europa macht auch noch Google mit dem im Mai 2015 offiziell vorgestellten und im September 2015 in den USA lancierten Android Pay. Der IT-Riese hatte dazu im Februar 2015 SoftCard, einst Konkurrenzprodukt zu Google Wallet, übernommen und dicht gemacht. Google Wallet wiederum ist dank Android in Deutschland schon weit verbreitet und soll als Online-Bezahlsystem weiter bestehen bleiben.
Im Gegensatz zu den mobilen Bezahlsystemen von Apple und Samsung ist Android Pay zunächst nur eine Art Entwicklerplattform für kontaktloses Bezahlen via NFC, dabei aber an keine speziellen NFC-Kartenterminals gebunden. Der englischen Wikipedia-Seite zufolge wird Android Pay von 70 Prozent der Android-Handys unterstützt - damit konnte man in den USA von Anfang an schon in über 700.000 Verkaufsstellen bezahlen. 2016 soll mit Australien der erste Schritt über die sieben Weltmeere erfolgen.
Mit den genannten IT-Riesen als neue Player wird in der Öffentlichkeit das Bild verbreitet, dass mobiles Bezahlen per Smartphone schon vor einem gewaltigen Durchbruch stehe. In den USA und in anderen Ländern mit einer traditionell starken Affinität zur Kreditkarte sowie in Schwellenländern mit geringer Bankendichte mag das durchaus so sein, weniger aber in Deutschland. Und das eben auch aus dem Grund, dass die meisten Händler und Verbraucher mit der Girokarte ganz gut leben können. Deutsche Lösungen sind daher meist noch kaum über die Pilotphase hinausgekommen.
Deutschland zwischen Aufbruch und Zurückhaltung
Ende November 2015 hat TSYS eine neue Verbraucherstudie zu mobilen Bezahlsystemen präsentiert. Demnach hegen 74 Prozent der Deutschen Zweifel, dass das Bezahlen mit dem Smartphone in stationären Geschäften sicherer als der Online-Kauf ist. Dennoch zeigten sich 69 Prozent der Befragten davon überzeugt, dass sie in den nächsten zwei Jahren das Smartphone als digitale Geldbörse benutzen würden. Befragt wurde eine repräsentative Auswahl von mehr als 500 Verbrauchern in Deutschland. Diese waren laut TSYS alle über 17 und im Besitz von mindestens einer Debit- und einer Kreditkarte sowie einem Mobiltelefon. Immerhin 33 Prozent gaben an, dass sie Mobile Payment in den kommenden Jahren zu einem Viertel nutzen würden, 26 Prozent sogar zur Hälfte, weitere neun Prozent zu Dreiviertel. Davon sind die meisten Deutschen aber noch weit entfernt.
Eine Umfrage von PricewaterhouseCoopers, beziehungsweise PwC, von Juni 2015 (siehe Screenshot-Strecke) ergab, dass bis dato nur etwa ein Viertel der Deutschen Mobile Payment schon einmal genutzt haben, am meisten für Reisen und Kleidung. Die bekanntesten Anbieter sind der der Umfrage zufolge der Reihe nach PayPal, Google Wallet, Apple Pay, PayCash (mit Sitz in Luxemburg), Samsung Pay und die Sparkassen-Gründung girogo. Dabei sind Apple und Samsung mit ihren mobilen Bezahlsystemen in Deutschland noch gar nicht aktiv. Mit jeweils sieben Prozent der Nennungen folgten mpass (O2, Deutsche Telekom und Vodafone) und WireCard, auf Platz zehn Vodafone Smartpass alias Vodafone Wallet; unter fernerliefen waren kesh und das mittlerweile eingestellte Otto-Angebot Yapital sowie Samsungs Neuerwerb LoopPay. Wirecard ist Kooperationspartner einer Reihe großer wie kleiner Anbieter, so auch von Haufe Lexware für Lexware Pay. Seit September 2015 gibt es von Lexware neben der iOS-Version auch eine Android-App, um der wachsenden Bedeutung des mobilen Google-Betriebssystems Rechnung zu tragen.