Interview mit Hermann Kruse, CIO der DB AG
Ohne Architektur-Management geht nichts
IT-Architektur im Allgemeinen wird oft als akademischer Zweig der IT gesehen. Woher kommt diese Wahrnehmung?
Kruse: Dass EAM eher als akademisch wahrgenommen wird, ist eher ein Darstellungs- und Kommunikationsproblem. Wir vergleichen EAM immer mit der Planung von Häusern oder Stadtvierteln. Die normale IT-Standardisierung ist gleichzusetzen mit dem Hausbau, wo Sie vorgefertigte Komponenten gemäß den Kundenanforderungen zusammenstellen und verbinden. Bei der StandardisierungStandardisierung mit EAM überlegen Sie hingegen, ob Sie anstelle eines kleinen Sandkastens für je ein Haus besser zentrale Spielplätze für viele anlegen und diese besser ausstatten. So wie Dörfer oder Kleinstädte sich nicht unbedingt mit Städteplanung befassen müssen, benötigen auch kleinere und mittlere Unternehmen nicht immer ein ausgefeiltes Architektur-Management. Aber große Unternehmen mit komplexen Anwendungslandschaften kommen ohne EAM nicht aus. Alles zu Standardisierung auf CIO.de
Was erwarten Sie eigentlich von IT-Architekten?
Kruse: IT-Architekten müssen in der Lage sein, vorausschauend zu planen. Dabei betrachten sie Szenarien möglicher Entwicklungspfade, um den für das Unternehmen passenden Vorschlag zu erarbeiten. Hier unterscheidet sich die Aufgabe eines IT-Architekten nicht grundsätzlich von der eines Städteplaners oder Architekten. Es ist allerdings schwierig, für diesen Bereich die geeigneten Leute zu bekommen. Die wachsen nicht auf Bäumen, besonders, wenn es um bahnspezifische Dinge geht.
Sie können ja auch selbst ausbilden.
Kruse: Ja, das tun wir. Wer sich dafür interessiert, kann sich gerne auf unserem Karriereportal umschauen.
"EAM-Tools sind unverzichtbar"
Welche Rolle spielen EAM-Tools, und wo bringen sie ihren größten Nutzen?
Kruse: EAM-Tools sind unverzichtbar, um komplexe Anwendungslandschaften transparent zu machen und systematisch zu dokumentieren. So haben wir bei der Deutschen Bahn ein umfangreiches Anwendungsportfolio dokumentiert, aus dem wir uns auf Knopfdruck zum Beispiel über den Stand des Risiko-Managements informieren können. Das Zusammenspiel von Anwendungen und Infrastrukturkomponenten für mehr als 1000 Anwendungen lässt sich ohne Werkzeugunterstützung nicht bewältigen.
Allerdings reicht der intelligente Einsatz von ToolsTools allein nicht aus. Wenn wir die Prozesse berücksichtigen wollen, sind wir als IT nicht mehr allein unterwegs. Da müssen wir auch die Kollegen aus den unterschiedlichen Fachbereichen einbinden. Das macht das Ganze etwas komplexer, denn die sehen die jeweiligen Prozesse aus ihrer eigenen Perspektive, Sie kennen sich im Zweifelsfall auch besser aus als die IT und nehmen sich häufig andere Best Practices zum Vorbild. Alles zu Tools auf CIO.de