Rubin Ritter geht
Online-Modehändler Zalando verliert einen seiner Chefs
Rubin Ritter beabsichtige aus persönlichen Gründen, die Vorstandstätigkeit zur Hauptversammlung 2021 zu beenden, teilte das Unternehmen am Sonntag in Berlin mit. Der Termin für das Aktionärstreffen steht noch nicht fest. Normalerweise findet dieses aber im Mai oder Juni statt. An der Börse verunsicherte die Nachricht nur kurz - das im MDax gelistete Papier konnte seinen anfänglichen Verlust von rund eineinhalb Prozent schnell reduzieren und kostete zuletzt praktisch wieder so viel wie am Freitagabend.
"Nach mehr als elf einmaligen Jahren, in denen Zalando für mich Priorität hatte, möchte ich meinem Leben eine neue Richtung geben", sagte der Manager laut Mitteilung. Aufsichtsratschefin Christina Stenbeck zufolge werde das Kontrollgremium und Ritter nun an der vorzeitigen Aufhebung seines eigentlich bis November 2023 laufenden Vertrages arbeiten. Gründer Robert Gentz und David Schneider werden das Unternehmen nach Ritters Ausscheiden gemeinsam führen.
Bewertung fällt unterschiedlich aus
Experten reagierten derweil unterschiedlich auf die Neuigkeiten. Die Experten des Analysehauses Kepler sehen nichts Negatives am Abgang des Managers, wenngleich dieser von zentraler Bedeutung für die Strategie des Unternehmens war. Ähnlich äußerte sich Commerzbank-Analyst Andreas Rieman, der darauf hinwies, dass trotz des Abgangs die beiden Unternehmensgründer weiter an Bord bleiben. Zwar "überrasche" der Schritt, trotzdem blieb der Experte bei seiner Kaufempfehlung. Das Analysehaus Stifel bewertet den Schritt negativ, wie auch in Händler, der in einer ersten Reaktion von einem Rückschlag sprach.
Zalando hatte zuletzt stark vom boomenden Onlinehandel profitiert. Christian Salis von der Privatbank Hauck & Aufhäuser erwartet jedoch, dass die positiven Nachrichten mit den wohl starken Zahlen für das Schlussquartal ihren vorläufigen Höhepunkt erreichen werden. Mit Blick auf 2021 gebe es durchaus Risiken. Salis rechnet ab 2021 mit höheren Werbekosten und Rücksendezahlen durch Kunden und reduzierte daher in einer aktuellen Studie seine Gewinnerwartungen. Er stufte die Einstufung auf "Hold" ab und senkte das Kursziel auf 85 Euro.
Unabhängig von Ritters Rückzug erhöhte die Bernstein-Analystin Aneesha Sherman ihr Kursziel auf 107 Euro und bekräftigte ihre Kaufempfehlung. Sie sieht Onlinehändler wie Zalando unter anderem wegen der Corona-Pandemie weiter auf dem Vormarsch. Mit dem neuen Kursziel gehört sie zu den größten Optimisten unter den Analysten, die überwiegend optimistisch auf den weiteren Kursverlauf blicken. Das durchschnittliche Kursziel liegt mit 86 Euro gut zehn Prozent über dem aktuellen Niveau, aber etwas unter dem Rekordhoch von 91,10 Euro von Anfang November.
Das Zalando-Papier gehört zu den Corona-Gewinnern am Finanzmarkt. Der Börsenwert des Unternehmens zog im bisherigen Jahr um fast 75 Prozent auf mehr als 20 Milliarden Euro an. Damit zählt das Unternehmen derzeit zu den heißen Kandidaten für den Dax-Aufstieg , wenn der deutsche Leitindex im kommenden Herbst von 30 auf 40 Mitglieder aufgestockt wird. (dpa/ad)