Volker Lowitsch, CIO der Uniklinik Aachen
"Perfektion dauert in der IT zu lange"
Vergleichen Sie die heutige IT-Infrastruktur in der Uniklinik mit jener, die es vor zehn Jahren gab. Was hat sich geändert?
Heute haben wir eine komplette Vernetzung unter unseren Kliniken. Dabei setzen wir auf eine Plattformstrategie mit einem KIS-System und einem kaufmännischen System. Für die IT-Infrastruktur nutzen wird dafür derzeit noch Medico, später dann Lorenzo, SAP und SAS für die Auswertung und Analyse der Daten. Davor gab es unterschiedlichste Systeme. Jede Klinik hatte andere IT-Systeme im Einsatz.
Welche Rolle spielen für Sie die Überlegungen der Gesundheitskarte?
Derzeit starten in einzelnen Regionen die ersten Feldversuche. Vor 2010 wird die elektronische Gesundheitskarte mit telemedizinischen Diensten nicht verfügbar sein. Das Problem: Die finanziellen Lasten sind nach wie vor nicht geklärt. Unklar ist, wie das Hausnetz von größeren Kliniken an die Infrastruktur angeschlossen werden kann. Bis jetzt gibt es einen zu geringen Mehrwert für Kliniken. Sollte der einheitliche Patient Master Index etabliert werden, also eine eindeutige Zuordnung eines jeden Patenten möglich werden, ließen sich jedoch Doppeluntersuchungen vermeiden. Noch ist es nicht so weit. Bislang bekommt ein Patient in jedem KIS-System seine eigene Kennziffer.
Wie steht es um den Ruf der IT bei Ärzten und Pflegern in der Aachener Uniklinik?
Wir haben nie eine systematische Umfrage unserer "Kunden“ gemacht. Es gibt einen zentralen Helpdesk, bei dem etwa 200 Anrufe pro Tag anfallen. Die Fragen, Störungen und Klagen werten wir systematisch aus. Zudem sitzen wir in Projektgruppen immer mit Ärzten aus den Disziplinen zusammen und in der Klinikkonferenz, in der alle Hochschulprofessoren sitzen, die den Vorstand beraten, berichte ich über die IT. So gesehen bekomme ich direktes Feedback aus der Ärzteschaft und ein gutes Stimmungsbild.