Börse jubelt
Philips läutet Rückzug aus LED-Entwicklung ein
Dazu lagern die Niederländer die beiden schnell wachsenden Sparten in ein eigenständiges Unternehmen mit rund 1,4 Milliarden Euro Umsatz aus und denken auch über einen Börsengang nach. Man schaue sich alle Möglichkeiten an, sagte Konzernchef Frans van Houten am Montag in einer Telefonkonferenz. Philips plane aber, Anteilseigner des neuen Unternehmens zu bleiben. Auch die Zusammenarbeit mit der Lichtsparte des Konzerns solle weiterlaufen.
Der Lichtmarkt wird durch das schleichende Ende klassischer Glühbirnen derzeit kräftig umgekrempelt. Etablierte Hersteller wie Philips und Osram müssen sich mit neuen LED-Konkurrenten aus Ostasien messen und immer schneller neu entwickelte Produkte auf den Markt bringen. Das kostet Geld und neue Rivalen wie Samsung oder LG befeuern den Preiskampf noch. Philips hat in seiner Lichtsparte bereits mit einem Sparkurs reagiert.
Neues Unternehmen soll Mitte 2015 stehen
Künftig will sich der Konzern beim Thema Licht auf komplexe LED-Systeme und das Servicegeschäft konzentrieren. Dort sind die Eintrittsbarrieren für neue Rivalen laut Experten höher und Philips kann seinen Markennamen besser nutzen. Dem kombinierten Geschäft mit LED-Komponenten und Autolicht verspricht Konzernchef van Houten aber eine gute Zukunft. In der ersten Hälfte 2015 soll die Ausgründung abgeschlossen sein, für das laufende Jahr rechnet Philips dafür mit Kosten von 30 Millionen Euro.
An der Börse sorgte die Ankündigung für Jubel: Philips-Aktien legten am Vormittag um rund 3,4 Prozent zu und lagen an der Spitze des EuroStoxx. Analysten der Societe General lobten den Zeitpunkt des Schritts. Der Konzern müsse damit hohe anstehende Investitionen in das kapitalintensive Geschäft nicht mehr aus eigener Kraft schultern. Außerdem würden sich in der Autolicht-Sparte gerade aufstrebende Konkurrenten in Position bringen.
Hohe Rendite sorgt für hohen Wert des neuen Unternehmens
Nach Schätzungen der Analysten dürften die beiden Segmente vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen deutlich rentabler als das übrige Philips-Lichtgeschäft sein. Sie gehen für 2013 von 12 Prozent Ebita-Marge aus. Angesichts solcher Kennzahlen könnte das eigenständige Unternehmen laut Societe General 2,5 Milliarden Euro wert sein - das sei rund ein Drittel der kompletten Lichtsparte, obwohl der anteilige Umsatz sehr viel geringer sei.
Für deutlich weniger Geld trennt sich Philips auch vom Geschäft mit Unterhaltungselektronik. Nachdem der Konzern Ende April mit dem Instrumenten-Hersteller Gibson Brands einen Käufer präsentiert hatte, vermeldete das US-Unternehmen am Montag Vollzug. Beide Seiten hatten im Frühjahr einen Kaufpreis von 135 Millionen US-Dollar sowie eine nicht genannte Lizenzgebühr über zunächst sieben Jahre vereinbart, um etwa Kopfhörer, Lautsprecher oder MP3-Spieler der Marke Philips zu verkaufen. Das Video-Geschäft gibt Philips aus Lizenzgründen erst 2017 ab. (dpa/rs)