CIO-Gründe gegen Drittwartung

Problem: Teure SAP-Wartungsgebühren

04.06.2012
Von Michael Kallus
Unternehmen wie der Mittelständler Rege Motorenteile zahlen zu viel für SAP-Support. IT-Leiter Matthias Kell liebäugelt mit der Wartung durch Dritte, bleibt aufgrund der Risiken aber SAP treu - noch. Hier sein Erfahrungsbericht.
Matthias Kell, Leiter Information Services bei Rege Motorenteile GmbH: "SAP könnte die Wartungskosten für den gesamten Zeitraum zurückverlangen."
Matthias Kell, Leiter Information Services bei Rege Motorenteile GmbH: "SAP könnte die Wartungskosten für den gesamten Zeitraum zurückverlangen."
Foto: REGE Motorenteile GmbH

Fünf Pizzas bezahlen - aber nur eine mitnehmen. Bei diesem Pizzaservice würde wohl niemand etwas bestellen. Bei der Wartung von SAPSAP hingegen gelten die gleichen Konditionen, aber da zahlen fast alle: "Wir beanspruchen den Support eher selten und nur bei komplizierten Problemen, vielleicht einmal im Monat", sagt Matthias Kell, Leiter Information Services und SAP-Projektleiter bei der Rege Motorenteile GmbH. "Den größten Teil des Supports für unsere 350 SAP-Nutzer tragen wir selbst." Zwei Mitarbeiter seines fünfköpfigen IT-Teams stellt Kell für den SAP-Support bereit. Außerdem hat er einen externen Dienstleister engagiert, der die SAP-Landschaft basisadministriert. Und hinzu kommt die Rechnung von SAP. "Letztendlich blättert man einen gigantischen Betrag hin", sagt Kell, der mit rund 1,5 Millionen Euro Gesamtbudget die IT für den 1400-Mann-Laden Rege stemmen muss. Bei 260 Millionen Umsatz nicht üppig, aber auch nicht ungewöhnlich. Alles zu SAP auf CIO.de

Wenn Mittelständler für etwas zahlen müssen, das sie kaum nutzen, sind sie besonders sauer. SAP weist im Servicebereich eine operative Marge von 24,8 Prozent aus. Kenner munkeln, dass das Wartungsgeschäft eher 80 Prozent abwirft. Da ist es verständlich, wenn Anwender nach Alternativen suchen, im Seestern IT-Forum beispielsweise. Die Interessengemeinschaft rechnet bei Drittwartung mit Einsparungen von "mindestens 30 Prozent". Der amerikanische Anbieter Rimini Street, der sich auf Drittwartung für Oracle- und SAP-Software spezialisiert hat, wirbt sogar mit Einsparungen "von bis zu 90 Prozent". Das Unternehmen garantiert seinen Kunden, den Service für die Hälfte des bisherigen Preises zu erbringen. Für Module, die nicht genutzt werden, wird ohnehin nichts bezahlt. Erster deutscher Kunde ist die Firma Sympatex, siehe CIO-Magazin vom Dezember.

Kell will sich ausführlicher informieren und nimmt an einer Tagung teil, die das IT-Forum Seestern organisiert hat. Als Anbieter für die SAP-Drittwartung tritt Rimini Street auf und nennt einige grundlegenden Bedingungen: Drittwartung würde sich eignen für Anwender mit stabiler Installation, zufriedenstellender Funktionsabdeckung im SAP-Standard und einem Release-Stand vor ECC 5.0. Und der Bereich Human Resources (HR) sollte auf einem separaten System laufen. Diese Punkte treffen auf die SAP-Landschaft von Rege Motorenteile zu. Dort sind zwei Systeme - SAP HR sowie SAP Logistik und FinanzenFinanzen - nach Modulen getrennt im Einsatz. Bei Rege Motorenteile läuft SAP ECC 6.0 EHP4, insofern würde Kell das System schon als stabile Installation einordnen. Top-Firmen der Branche Finanzen

So weit, so gut. Doch dann folgt der entscheidende Punkt: Wer den Support kündigt, erhält von SAP keine Patches mehr. Das ist heikel im Personalbereich, der aufgrund häufiger gesetzlicher Änderungen hohe Anforderungen an die ComplianceCompliance stellt. 90 Prozent aller Legal Patches von SAP sind für das Modul HR. Entsprechend hoch sind die Ansprüche an den Support eines Drittanbieters. Rimini Street verspricht auch weltweite steuerrelevante, rechtliche und regulative Updates sowie einen regionalspezifischen Support. "Doch auf der Veranstaltung wurde uns eine Zahl von zwei deutschsprachigen Support-Mitarbeitern genannt", berichtet Kell. "Das war mir entschieden zu wenig. Bei 200 würden wir darüber nachdenken." Alles zu Compliance auf CIO.de

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