BUSINESS-COMMUNITIES

Produktivwerkzeug oder Arbeitszeit-Killer

05.11.2001
Von Harald Schiller

Ein anderes Problem ist der Online-Benimm: Von erstaunlich rüden Umgangsformen, auch in professionellen Communities, berichtet Oliver Mack, Mitglied der Task-Force „Business Communities im Internet“ am Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) in Stuttgart. „Das Verhalten der Business-Community-Mitglieder unterscheidet sich grundsätzlich nicht von dem privater Community-Nutzer. Genau wie bei AOL gibt es Pöbeleien, Streit und Ärger.“ Mack fordert deshalb eine Kontrolle und regulierende Eingriffe, genau wie sie in moderierten Internet-Foren für Privatnutzer aller Interessenlagen üblich sind. Seine dringende Empfehlung: Jede Community brauche eine Art „Bürgermeister vom Dienst“.

Dessen Machtfülle sollte indes begrenzt sein, warnt der Fraunhofer-Mann vor zu rigidem Community-Controlling. „Jeder Mitarbeiter sollte selbst bestimmen, wie lange er sich in seiner Community aufhält. Das ist eine Frage der Unternehmenskultur, und die verändert sich durch das Internet generell“, gibt Mack zu bedenken.

Die Lösung könne nur darin liegen, die Nützlichkeit von Informationen durch alle Mitglieder einer Community bewerten zu lassen. Wer den Kollegen immer wieder mit seinem Lieblingstipp aus der privaten Trickkiste auf den Wecker fällt, wäre damit nach kurzer Zeit exkommuniziert. Mack empfiehlt ein Ranking anhand der Fragen: „Was hat mir sehr geholfen? Was hat mir nicht geholfen? Das würde dazu führen, dass man nur noch die besten Beiträge lesen muss.“

Nur hinter vorgehaltener Hand verraten indes die Mit- glieder weniger gut funktionierender Communities, wie sie sich trotzdem erfolgreich untereinander austauschen: Face-to-Face in der Kaffeküche, beim Meeting, per Fax oder am Telefon. Das klappt so gut wie immer.

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