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Hochschulstart.de

Projekt Studienplatzvergabe kommt kaum voran

Johannes Klostermeier ist freier Journalist aus Berlin. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die Bereiche Public IT, Telekommunikation und Social Media.
Immer mehr Unis nutzen das Studienplatzvergabesystem, so jedenfalls die Stiftung für Hochschulzulassung. Doch die Zahl der neuen Teilnehmer ist sehr überschaubar.

Wie die die Pressestelle des ZVS-Nachfolgers Stiftung für Hochschulzulassung (SfH) als Betreiberin des Systems jetzt mitteilte, bieten im Wintersemsester 2014/15 insgesamt 62 Hochschulen knapp 300 Studienangebote über die zentrale Webplattform "Hochschulstart.de" an.

Hintergrund: Da immer wieder begehrte Studienplätze leer bleiben, beschloss man 2009 die Vergabe in örtlich zulassungsbeschränkten Studiengängen ( "Orts-NC"), die zu einem ersten berufsqualifizierenden Abschluss führen, zentral zu steuern. In dem Verfahren werden die Bewerbungen der Studenten und die Angebote der Hochschulen in einem System zusammengeführt und abgeglichen.

Doch die Anbindung an die Hochschulsoftware scheiterte vor allem an den von den meisten deutschen Unis genutzten Programmen des damaligen Bund-Länder-Unternehmens HIS (Hochschul-Informations-System) aus Hannover. Bei den Produkten der Datenlotsen aus Hamburg klappte das sehr viel besser.

Die SfH verkauft Hochschulstart.de als Erfolg

"Immer mehr Hochschulen nutzen neues Vergabesystem", lautet die Botschaft der Pressemitteilung. Der als Erfolg gemeldete Zuwachs an teilnehmenden Hochschulen und angebotenen Studiengängen über die Webplattform wird dann aber, statt in absoluten Zahlen, lieber mit prozentualem Wachstum umschrieben. Damit habe sich gegenüber dem vorherigen Wintersemester, so heißt es, die Zahl der Hochschulen um 32 Prozent und die Zahl der angebotenen Studiengänge um 61 Prozent erhöht.

Vor dem Doktor kommt die Suche nach dem Studienplatz. Das ist in Deutschland nicht ganz einfach.
Vor dem Doktor kommt die Suche nach dem Studienplatz. Das ist in Deutschland nicht ganz einfach.
Foto: Yuri Arcurs - Fotolia.com

Schaut man sich aber die Mitteilung aus dem vergangenen Jahr an, dann hatten im Wintersemester 2013/2014 insgesamt nur 47 Hochschulen mit 176 Studienangeboten an dem Koordinierungsverfahren für örtlich zulassungsbeschränkte Studiengänge teilgenommen. (Zum Vergleich: Zum Wintersemester 2012/2013 waren es 17 Hochschulen mit insgesamt 22 Studienangeboten.)

Nur 15 Hochschulen neu - 258 fehlen noch

Das bedeutet, es sind in absoluten Zahlen nur 15 Hochschulen dazugekommen. Es gibt es jedoch in Deutschland rund 320 öffentliche Hochschulen in Deutschland. 320 minus 62, bedeutet: Es fehlen immer noch 258 Hochschulen. Doch wenn nicht (fast) alle mitmachen, mindestens aber 85 Prozent, dann macht das System keinen Sinn. Die Studenten müssen sich dann einmal zentral und immer noch bei allen Hochschulen, die sie interessieren, die aber am System nicht teilnehmen, bewerben.

Auch sind die teilnehmenden Hochschulen beileibe nicht mit allen dafür möglichen Fächer und -kombinationen vertreten: Nur die Universität Bremen, die TU Ilmenau, die Hafencity Universität Hamburg sowie die Fachhochschulen Brandenburg, Würzburg-Schweinfurt und Neu-Ulm nehmen in diesem Semester mit all ihren zulassungsbeschränkten Studiengängen teil.

Erfolge bei einzelnen Fächern

Einen Schwerpunkt bildet im System der Studiengang Psychologie mit 25 Studienangeboten, dazu muss man wissen, dass Psychologie in Deutschland nur an 36 Universitäten studiert werden kann. Auch ein Drittel aller lokal beschränkten Studienangebote in Jura (Staatsexamen) werden von Hochschulstart.de koordiniert. Ein zweiter Schwerpunkt liegt bei den wirtschaftswissenschaftlichen Fächern. Zugenommen hat die Zahl der über das System angebotenen Mehrfachstudiengänge, die früher IT-mäßig Extra-Kopfschmerzen bereiteten.

Schüler bewerben sich nach dem Abi mehrfach und sagen dann nicht ab. Am Ende bleiben Plätze frei.
Schüler bewerben sich nach dem Abi mehrfach und sagen dann nicht ab. Am Ende bleiben Plätze frei.
Foto: Alexander Raths - Fotolia.com

Nachdem die ersten Studienangebote auf der Webseite freigeschaltet worden sind, gingen laut Stiftung schon 56.000 Bewerbungen ein - doppelt so viel wie zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Über die zentrale Webplattform, von T-Systems schon vor Jahren entwickelt, werden die Auswahlverfahren der Hochschulen miteinander verzahnt.

Technische Probleme sind überwunden

Über ein personalisiertes Nutzerkonto werden die Bewerber über die Entscheidung der Hochschulen informiert. Sobald die Bewerber ein Studienangebot angenommen haben, scheiden sie aus den Bewerbungsverfahren der anderen Hochschulen aus und machen so Platz für nachrückende Bewerber. Auf diese Weise wird der Prozess der Studienplatzvergabe deutlich schneller; teure Studienplätze bleiben nicht leer und verfallen.

"In den letzten vier Semestern hat das neu entwickelte System seine technische Zuverlässigkeit unter Beweis gestellt. Die anfänglichen Probleme bei der Anbindung der unterschiedlichen Vergabesysteme der einzelnen Hochschulen an die zentrale Webplattform sind inzwischen überwunden", schreibt die Stiftung.

Start des Regelbetriebs weiter unklar

Unklar bleibt aber, warum, immer noch so wenige Hochschulen sich beteiligen und wann der Regelbetrieb endlich beginnen kann.

Die Stiftung kümmert sich um Medizin, Tier- und, Zahnmedizin, Pharmazie sowie Studiengänge mit örtlicher Zulassungsbeschränkung.
Die Stiftung kümmert sich um Medizin, Tier- und, Zahnmedizin, Pharmazie sowie Studiengänge mit örtlicher Zulassungsbeschränkung.
Foto: apops - Fotolia.com

Schon vor zwei Jahren berichtete CIO.de über die mögliche, hinter dem Scheitern liegende Problematik. Damals hieß es: Keine Hochschule wolle diejenige sein, die mitmacht, wenn nicht gleichzeitig zu 100 Prozent gewährleistet sei, dass alles auch wirklich funktioniere. Hier liege ein Henne-Ei-Problem vor, sagte damals einer der dazu befragten Experten.

Optimismus bei den Datenlotsen

Im Mai 2014 wurde die Hochschul-Informations-System GmbH im Zuge der Aufarbeitung der Anbindungsprobleme an das System in eine Genossenschaft umgewandelt. Die staatlich getragenen Hochschulen in Deutschland übernahmen so das Softwarehaus, das sie seit 1969 mit Programmen und Dienstleistungen versorgt, direkt. Vielleicht ist das ja der Beginn einer Lösung für das vertrackte Dialogorientierte Serviceverfahren.

"Wenn das System einfach und schnell umzusetzen ist, dann werden auch mehr Hochschulen mitmachen", gibt sich ein Sprecher der Hamburger Datenlotsen zuversichtlich. Für die Einführung und Anbindung eines Bewerbungssystems der TU Ilmenau habe man gerade lediglich fünf Monate benötigt.

Weitere Erläuterungen zum Ablauf der Studienplatzvergabe gibt es unter www.hochschulstart.de.

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