Triebwerkshersteller
Rolls-Royce steigt bei Boeings geplantem mittelgroßen Jet aus
Die neue Triebwerkstechnik werde nicht rechtzeitig wie von Boeing verlangt im Jahr 2025 fertig sein, teilte Rolls-Royce am Donnerstag in London mit. Die Briten hoffen nun, dass ihr Triebwerk der nächsten Generation bei einem Großraumjet zum Einsatz kommt, der in der zweiten Hälfte des nächsten Jahrzehnts herauskommt.
An der Börse sorgten die Nachrichten für einige Ausschläge. Der weltgrößte Flugzeugbauer Boeing denkt seit mehreren Jahren laut über die Entwicklung eines mittelgroßen Passagierjets nach, der die Lücke zwischen Langstreckenjets wie der Boeing 787 "Dreamliner" und den Mittelstreckenjets der 737-Reihe füllen soll. Dieses "New Midsize Airplane" (NMA) wird bereits unter dem inoffiziellen Namen Boeing 797 gehandelt. Boeing hat aber noch nicht entschieden, ob der Flieger wirklich gebaut wird.
Rolls-Royce muss Abschreibungen wegen Einstellung beim A380 verkraften
Auch das Bündnis aus der United-Technologies-Tochter Pratt & Whitney und dem Münchner Triebwerksbauer MTU macht sich Hoffnung, die Antriebe für den Flieger liefern zu dürfen. Dazu wollen sie von dem Getriebefan-Antrieb, der etwa den Airbus-Mittelstreckenjet A320neo antreibt, eine deutlich größere Version entwickeln. Rolls-Royce nimmt sich nun als Wettbewerber selbst aus dem Rennen.
Auch sonst hatten die Briten wenig Gutes zu verkünden. Rolls-Royce-Chef Warren East musste zugeben, dass der Konzern 2018 seine Auslieferungsziele verpasst hat. Zudem drückten hohe Sonderlasten von 1,3 Milliarden britischen Pfund (1,5 Mrd Euro) auf die Bilanz. Dazu gehörte eine Abschreibung wegen der Produktionseinstellung beim weltgrößten Passagierjet A380 und Kosten wegen konstruktionsbedingter Triebwerksprobleme bei der Boeing 787 "Dreamliner".
Unterdessen konnte der Konzern seinen Umsatz um 7 Prozent auf 15,7 Milliarden Pfund steigern, und der um Sondereffekte bereinigte operative Gewinn verdoppelte sich auf 616 Millionen Pfund. Das lag aber auch daran, dass Rolls-Royce weniger neue Triebwerke auslieferte - denn der Hersteller verdient erst mit Ersatzteilen und Wartung Geld. Unter dem Strich sackte Rolls-Royce auch aufgrund der Sonderkosten tief in die roten Zahlen. Der Nettoverlust lag bei 2,4 Milliarden Pfund nach 3,4 Milliarden Gewinn ein Jahr zuvor. (dpa/rs)