Finance IT


Digitalisierung in der Finanzbranche

Rules Engines erleichtern die Digitale Transformation

Thomas Cotic ist Gründungsmitglied und CEO des Softwareherstellers Actico. Nach seinem Studium der Allgemeinen Informatik mit Schwerpunkt Künstliche Intelligenz war Thomas Cotic in einem Technologieunternehmen mit Spezialisierung auf intelligente Systeme tätig. Seit 1997 befasst er sich in geschäftsführenden Positionen verschiedener Unternehmen mit der Entwicklung von Software für die Entscheidungsautomatisierung.
Mit zentralen Rules Engines können Finanzdienstleister neue Produkte schneller auf den Markt bringen und das Business-IT-Alignment verbessern.

Dass die Finanzindustrie als eine der ersten Branchen von der digitalen Transformation ergriffen wurde, verwundert wenig: Immaterielle Produkte, informationsintensive Dienstleistungen und entscheidungsbasierte Prozesse bilden die Basis vieler Geschäftsmodelle im Finanzwesen. Ob in der Kundenkommunikation oder im Bereich der IT-gestützten Governance, Risk und ComplianceCompliance (GRC) - die Finanzindustrie treibt die DigitalisierungDigitalisierung ihrer entscheidungsintensiven Geschäftsprozesse massiv voran. Nicht ohne Grund: Die Digitalisierung bietet die Chance, Geschäftsinnovationen schneller zu realisieren (Time-to-Market) und dabei signifikante Kosteneinsparungen zu erzielen. Alles zu Compliance auf CIO.de Alles zu Digitalisierung auf CIO.de

Vor allem Finanzdienstleister können von digitalisierten Entscheidungsprozessen profitieren.
Vor allem Finanzdienstleister können von digitalisierten Entscheidungsprozessen profitieren.
Foto: ramcreations - shutterstock.com

In ihren Digitalisierungsstrategien muss die Finanzbranche allerdings auch die strikte Einhaltung der hohen und ständig neuen regulatorischen Auflagen berücksichtigen sowie die Risiken jeder Entscheidung managen, was die Innovationskraft der Branche zunehmend hemmt. Entscheidungsprozesse bergen hohe Risiken: Compliance-Verstöße, Kreditausfälle oder Beratungsfehler wirken sich oftmals direkt auf die finanzielle Situation oder die Reputation eines Instituts aus. Es überrascht deshalb nicht, dass Chief Risk Officers (CRO) und Chief Compliance Officers (CCO) von Beginn an in die Digitalisierungsstrategie miteinbezogen werden oder dass diese sogar von ihnen vorangetrieben wird.

Digitalisierung rückt Entscheidungen in den Vordergrund

Die Fachbereiche stellen im Rahmen der Digitalisierung hohe Anforderungen hinsichtlich Anpassbarkeit und Agilität an die IT als technologischer Enabler. Klassische Lösungsansätze zur Prozessunterstützung wie das Business Process ManagementBusiness Process Management / BPM stoßen an ihre Grenzen oder sind gar gänzlich ungeeignet. Mit der Digitalisierung erfolgt daher ein Paradigmenwechsel: Konzentrierte man sich bisher auf die Prozesse, rückt die Digitalisierung von Entscheidungen immer stärker in den Vordergrund. Alles zu Business Process Management auf CIO.de

Beispiele dafür sind: Darf ein bestimmtes Finanzprodukt an einen Kunden verkauft werden? Falls ja, zu welchen Konditionen und welches Risiko besteht hierbei? Derartige Fragestellungen und Entscheidungen müssen im Zeitalter der Digitalisierung online beantwortet werden können. Die digitale Transformation ist eine Frage des Business-IT-Alignment und erfordert, dass Fachbereiche in die Digitalisierung von Entscheidungsprozessen einbezogen werden.

Business Rules Engines digitalisieren Entscheidungsprozesse

Einen konkreten Lösungsweg für die Digitalisierung von Entscheidungen und den Einbezug der Fachbereiche bietet das Business Rules Management (BRM), ein Konzept das im Grundsatz schon vor einigen Jahren von diversen Softwareherstellern etwa im Zusammenhang mit Service-orientierten Architekturen (SOA) beworben wurde.

Die Disziplin liefert mit Business-Rules-Management-Systemen (BRMS) zugleich eine Technologie, mit der Unternehmen ihre Entscheidungen (Fachwissen, Regeln, Richtlinien, etc.) aus den meist statischen Geschäftsprozessen und den IT-Anwendungen herauslösen und zur Pflege in die Hände des Fachbereichs legen können. Im Mittelpunkt stehen operative Entscheidungen, die sich vielfach wiederholen, automatisierbar sind und zugleich einer hohen Änderungshäufigkeit unterliegen.

Mittels Business Rules Management werden diese operativen Entscheidungen in einem eigenen Lebenszyklus aus Modellierung, Implementierung, automatisierter Ausführung, Analyse und Optimierung digitalisiert. Modellbasierte grafische Systeme adressieren insbesondere die Experten aus den Fachbereichen, die ihre Entscheidungsmodelle eigenständig pflegen, prüfen und optimieren.

Die Entscheidungen werden in einem Hochleistungsrechenkern, der (Business) Rules Engine, dann automatisiert unter der Berücksichtigung der GRC-Anforderungen ausgeführt. Jede Entscheidung ist lückenlos dokumentiert (Audittrail): Wer hat zu welchem Zeitpunkt die Regeln für eine Entscheidung definiert (Designtime)? Welche Entscheidung wurde wann auf Basis welcher Daten getroffen (Runtime)? Business-IT-Alignment und hocheffiziente Digitalisierung gehen somit Hand in Hand.

Zur Startseite