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Thyssen Krupp Marine Systems

Schiff agil!

Reppesgaard studierte in Hannover und arbeitete danach als Reporter und Moderator bei Hörfunk von Radio Bremen zu innen- und jugendpolitischen Themen und in den Bereichen Technologie und Wissenschaft. Seit dem Jahr 2000 lebt er in Hamburg, seit 2001 arbeitet er mit Christoph Lixenfeld im druckreif Redaktionsbüro zusammen.

Doch das neue Geschäft ist anspruchsvoll. Wer mehr als 100 Millionen Euro für eine Yacht bezahlt, hat seine Sonderwünsche. "Geht nicht" gibt es nicht als Antwort, wenn Oligarchen wie Roman Abramowitsch oder Software-Milliardäre wie Larry Ellison Schiffe kaufen, egal, wie aberwitzig die Vorgaben scheinen. Private Mini-UBoote oder Gewächshäuser müssen die Konstrukteure in die Entwürfe integrieren - und immer öfter auch Hubschrauberlandeplätze. Doch die vermögenden Auftraggeber sind auch dafür bekannt, dass sich ihre Vorstellungen schnell ändern - etwa, wenn ein anderer Oligarch vor Nizza mit einem Beiboot protzt und deshalb ein entsprechender Boot-Hangar noch nachträglich in die Konstruktionszeichnungen des neu bestellten Schiffs integriert werden muss.

Zum Projekt: PLM, CAD und Co.
Zum Projekt: PLM, CAD und Co.

Die PLM-Lösung ermöglicht es, Änderungswünsche schneller und vor allem günstiger als früher zu realisieren. Pro Meter Yacht veranschlagen Branchenkenner einen Preis von 1,5 Millionen Euro und mehr. Und wenn umgebaut werden muss, bleibt es in der Regel nicht bei punktuellen Änderungen. Wurde in einem Raum die Abwärme eines Computers oder Motors unterschätzt, so dass eine Raumkühlung eingebaut werden muss, hat das auch Auswirkungen auf die umliegenden Räume. Die Arbeit von Wochen ist dann umsonst gewesen, die Konstrukteure fangen wieder von vorne an.

"Fehler sind extrem teuer"

Die PLM-Software stellt auch sicher, dass bei Re-Design-Prozessen tatsächlich alle Änderungen übernommen werden und nur das geplant wird, was sich in der Praxis auch wirklich bauen lässt. "Fehler sind in unserer Branche extrem teuer", sagt Vogel. In Spitzenzeitenarbeiten bei TKMS bis zu 50 Ingenieure an einem CAD-Modell, und die Konstruktionsunterlagen durchlaufen in der Regel sechs bis acht Mal einen Änderungs- und Freigabeprozess. Alle Entwürfe sind in einem gemeinsamen Datentresor abgelegt, der inzwischen mehr als zehn Millionen Dokumente umfasst und durch das PLM strukturiert wird. Immer ist für die 620 PLMAnwender klar zu erkennen, mit welcher Version ein Entwickler arbeitet und wer zuletzt etwas an dem Dokument geändert hat.

Konzertsaal statt Kriegsschiff

Der Eindruck, dass es zwischen Marine- und Luxusschiffbau kaum Überschneidungen gibt, täuscht. Viele Technologien, die für einen Bereich entwickelt wurden, nutzen auch dem anderen. Ein Beispiel ist etwa die Aufhängung, mit der TKMS-Ingenieure es schaffen, für Luxus-Yacht-Kunden ganze Konzertsäle zu integrieren. "Bei 20 Knoten soll man da einen Stecknadel fallen hören", sagt Vogel. Die Ingenieure konstruieren für solche Fälle einen Raum, der an Gummigelenken in einem weiteren Raum hängt und frei mitschwingt. Diesen Kniff haben sich die Yachtbauer aus der Kriegsschifftechnik abgeschaut, wo besonders schwere Motoren doppelt elastisch gelagert im Maschinenraum aufgehängt werden. Auch das Know-how beim Aufbau von Computernetzwerken, die oft bis zu 600 Komponenten umfassen und von der Stereoanlage bis zum Steuerrad in der Luxus-Yacht alles lenken, stammt aus dem Marinebau. Ähnliche Anlagen steuern auch die Geschütze von Fregatten.

Vogel stellt mit dem PLM-System nicht nur den Austausch von Komponenten und technischem Know-how sicher, sondern auch deren Nutzbarkeit an Standorten mit anderen Produktionsmitteln. "Die Ingenieure bauten in Kiel ganz ähnliche Schiffe wie unsere Fachleute in Hamburg, aber es gab keine prozessbezogene Zusammenarbeit zwischen den Abteilungen", erinnert sich Vogel an die Zeit unmittelbar nach der Zusammenführung der Werften in der TKMS. Beispielsweise unterschieden sich die Genehmigungsverfahren in den Einzelunternehmen erheblich. "Jedem die vielen feinen, aber wichtigen Unterschiede zu seiner alten Arbeitsweise klar zu machen hätte viel zu lange gedauert", sagt Vogel. "Also brauchten wir ein Werkzeug, um über die Standorte hinweg Informationen zu verteilen und die Prozessabläufe durch elektronische Workflows zu unterstützen."

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