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Time-to-Market bei O2

Schneller in den Markt

Dr. Klaus Manhart hat an der LMU München Logik/Wissenschaftstheorie studiert. Seit 1999 ist er freier Fachautor für IT und Wissenschaft und seit 2005 Lehrbeauftragter an der Uni München für Computersimulation. Schwerpunkte im Bereich IT-Journalismus sind Internet, Business-Computing, Linux und Mobilanwendungen.

„Standalones” testen keine Gesamtsysteme

Die nächsthöhere Stufe in diesem Filter sind „Standalones“. Hier sind anders als bei Fast Tracks verstärkt IT-Fachleute gefragt. „Standalone bedeutet, dass wir eine Änderung machen können, ohne das Gesamtsystem testen zu müssen“, erklärt Röder. „Wenn ich nur an wenigen Anwendungen oder an Interfaces etwas ändere, reicht ein Test in dieser Umgebung. Ich brauche nicht das Gesamtsystem aus vielen Applikationen zu prüfen.“ In der Regel sind Standalones in 60 Tagen abgeschlossen. Ein Beispiel ist die Anbindung eines neuen Service-Providers an die Systeme von O2, wie kürzlich Tchibo Postpaid. Hier konnte an eine bestehende Schnittstelle ein neues Produkt „angehängt“ werden, ohne das Gesamtsystem zu testen.

Während bei Fast Tracks und Standalones nur eine oder eine kleine Zahl von Anwendungen geändert werden, sieht es bei den großen Releases anders aus. Diese aufwändigen Neuentwicklungen interagieren mit vielen Applikationen und müssen von Anfang bis Ende entworfen und ausgetestet werden. Vier dieser Releases hat O2 offiziell pro Jahr: zur CeBIT, im Mai, in der Sommerzeit und Anfang November zum Weihnachtsgeschäft. Ein Beispiel für die Umsetzung einer komplexeren Business-Anforderung ist die Einführung eines Bonusprogramms für Kunden. Im Moment liegt die Time-to-Market hier bei 300 Tagen. Sie soll durch eine neue Entwicklungsmethode beschleunigt werden, die nach dem RUP-Modell arbeitet (siehe Kasten). Das CeBIT-Release im Februar 2006 wird erstmals nach dieser neuen Methode entwickelt.

Schnelle Eingreiftruppe für Alignment

Außerdem sollen Business und IT enger verzahnt werden. „Wir haben jetzt eine kleine IT-Truppe von zehn Personen, deren Aufgabe es ist, mit den internen Kunden wie Marketing oder Customer Service zu reden“, erklärt Röder: „Und zwar nicht in der IT-Sprache von Interfaces und Applikationen, sondern in deren Sprache – nämlich in Geschäftsprozessen.“ Capability Driven Approach“ nennt Röder diesen Ansatz, mit dem die IT ihre Systeme verstehen und dem Business in deren Terminologie erklären will.

Dass die IT mehr in Geschäftsprozessen denken muss, gilt genauso für den CIO. „Die Rolle des CIOs hat sich dramatisch über die vergangenen Jahre geändert“, erklärt Röder. „Das ist nicht mehr der Rechenzentrums- Chef aus früheren Tagen, der abgeschottet in seinem schicken Büro arbeitete. Der CIO muss vielmehr in Geschäftsprozessen denken und verstehen, was der Markt und damit das Business brauchen. Er sollte auch bei Business-Entscheidungen seinen Einfluss geltend machen und beraten, ob etwas schnell und kostengünstig umgesetzt werden kann.“

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