Enterprise-Mobility-Trends 2022
Security und Endpoint Management verschmelzen
In den letzten zwei Pandemie-Jahren hat das Thema Enterprise Mobility Management (EMM) deutlich an Bedeutung zugelegt. Mit dem Siegeszug von Remote und Hybrid Work wurde der Fokus in vielen Unternehmen deutlich erweitert: von der Verwaltung mobiler Geräte auf die Verwaltung aller Geräte, die von mobilen Mitarbeitern verwendet werden, unabhängig davon, wo sie gerade arbeiten.
Gleichzeitig wurde Unified Endpoint Management (UEM) zu einer strategischen Technologie, die im Mittelpunkt der Bemühungen von Unternehmen steht, diese zunehmend komplexe Umgebung zu kontrollieren. UEM-Plattformen kombinieren im Wesentlichen EMM-Tools (Enterprise Mobility Management) mit PC-Verwaltungs-Tools und helfen Unternehmen dabei, eine Reihe von Geräten wie Smartphones, Tablets, Laptops und Desktop-Computer über mehrere Betriebssysteme hinweg zu verwalten und zu schützen - alles über eine einheitliche Schnittstelle.
"Angesichts der Tatsache, dass Remote und Hybrid Work immer wichtiger werden, ist eine Cloud-basierte, einheitliche Endpunktstrategie und ein einheitliches Toolset der Schlüssel, um auf Updates und Sicherheitsrisiken zu reagieren", erklärt Dan Wilson, Senior Director und Analyst beim Marktforschungsunternehmen Gartner. "Wir beobachten außerdem ein steigendes Interesse an UEM-Tools, die macOS- und Linux-Endpunkte verwalten, als Teil der anhaltenden Bemühungen, Tools, Teams und damit verbundene Fähigkeiten zu konsolidieren."
Wie sich der UEM-Markt zusammensetzt
Der UEM-Markt wird von etwa einem Dutzend großer Anbieter dominiert. Es gibt nicht viele neue Anbieter, die in den Markt eintreten: "Allerdings gewinnen kleinere Anbieter, die Produkte und Funktionen für bestimmte Anwendungsfälle anbieten, an Aufmerksamkeit", meint Wilson. Zu diesen Anwendungsfällen gehörten die Verwaltung von Geräten für Mitarbeiter an vorderster Front, von Sensoren und intelligenten Geräten, die in der Logistik und im Transportwesen eingesetzt werden, Kioskgeräten, Internet of Things (IoT)-Endpunkten, kommerziellen Drohnen und Wearables: "Diese werden von den gängigen UEM-Tools oft nicht unterstützt", so der Gartner-Analyst.
Die wenigen Neueinsteiger in den UEM-Markt seien in der Regel Unternehmen, die sich auf kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) konzentrierten, fügt Andrew Hewitt, Senior Analyst bei Forrester Research, hinzu: "Wir erwarten, dass sich dieser Markt in den nächsten zwei bis drei Jahren grundlegend verändern wird." Wie das aussehen wird, lasse sich jedoch zum jetzigen Zeitpunkt nur schwer sagen.
Was die Preise für UEM-Plattformen angeht, rechnet Hewitt nur mit geringfügigen Veränderungen: "Ich sehe immer noch routinemäßig zwischen einem und zehn Dollar pro Benutzer und Monat." Dem Mobility-Experten zufolge gibt es dabei eine Mischung aus Preisen pro Benutzer und pro Gerät, wobei die Preise pro Benutzer immer häufiger werden. Als neuen Trend identifiziert Hewitt dabei die Bereitstellung spezieller Preise für Frontline-Mitarbeiter, die einige UEM-Provider nun anbieten.
Während sich die Listenpreise für UEM-Plattformen nicht ändern, registriert Gartner-Kollege Wilson, dass einige Anbieter aggressiver mit Rabatten agieren: "Es werden neue Angebote und Pakete entwickelt, um kleinere oder budgetbewusste Kunden anzusprechen."
Aufkommende Trends für 2022
Hewitt zufolge sieht Forrester in diesem Jahr einige wichtige Trends für UEM. Einer davon ist die zunehmende Bedeutung von User Experience Management innerhalb von UEM-Tools. Der Einsatz von EUEM (End User Experience Monitoring) wird laut Hewitt in Unternehmen immer häufiger erwogen. Dabei sammeln die Plattformen Telemetriedaten von Endgeräten, um die Erfahrung der Endbenutzer zu bewerten, Probleme zu beheben und Mitarbeiter-Feedback zu sammeln. "Da Unternehmen weiterhin versuchen, die Mitarbeitererfahrung für hybride Arbeitsformen zu verbessern, werden diese Experience-Management-Funktionen immer nützlicher, vor allem wenn sie mit bestehenden Tools im Unternehmen kombiniert werden", so Hewitt.
Ein weiterer Trend, den der Forrester-Analyst registriert, ist die Beschleunigung des "modernen Managements", einer Strategie zur einheitlichen Verwaltung von Endgeräten, ohne deren Sicherheit zu gefährden. "Die Pandemie zwang viele IT-Entscheider dazu, ihre Strategien für das Endpoint Management zu modernisieren, um die Mitarbeiter an Remote-Standorten besser zu unterstützen. Wir sehen jetzt große Fortschritte bei der Unterstützung eines modernen Managements und die UEM-Anbieter machen es mit neuen Migrations-Tools immer einfacher, dies zu tun."
Zusätzlich zu diesen Entwicklungen erwartet Hewitt eine stärkere Fokussierung auf Remote-First-Management-Funktionen mit UEM, "insbesondere wenn es um die Sichtbarkeit von Endpunkten zu Hause und ein verbessertes Patching über das Internet geht. Ich erwarte auch eine stärkere Fokussierung darauf, die automatische Bereitstellung zu automatisieren. Das automatische Deployment umfasst dabei auch Bereiche, die bisher nicht enthalten waren, etwa die BIOS-Konfiguration, die Benutzerpersonalisierung und die Bereitstellung von Anwendungen von Drittanbietern."
Wilson von Gartner weist auf viele der gleichen Trends hin: "Wir gehen davon aus, dass führende UEM-Tools weiterhin versuchen werden, die Workloads zu konsolidieren und die Funktionen zu erweitern, um Experience Management, Automatisierung, Patching, Schwachstellen- und Risikomanagement, Konfigurationsmanagement, sicheren Fernzugriff und Fernsteuerung einzubeziehen."
Management- und Security-Funktionen auf einer Plattform
Ein weiterer wichtiger Trend, den Forrester für 2022 hervorhebt, ist die zunehmende Konvergenz von Endpoint Management und Endpoint SecuritySecurity. Einige UEM-Anbieter haben in den letzten Jahren Anbieter von Endpoint Detection and Response (EDR) übernommen, so Hewitt. "Zusätzlich zur Integration dieser Tools sehen wir ein größeres Interesse der Anbieter, kombinierte Management- und Sicherheitsfunktionen innerhalb einer einzigen Plattform anzubieten." Für die Käufer bedeute dies eine stärkere KonsolidierungKonsolidierung der Tools, weniger Agenten - also Software-Tools zur Überwachung von Bedrohungen und Schwachstellen - auf den Endgeräten und einen wachsenden Bedarf an einer besseren Zusammenarbeit zwischen IT-Betrieb und Sicherheitsteams. Alles zu Konsolidierung auf CIO.de Alles zu Security auf CIO.de
Phil Hochmuth, Program Vice President, Enterprise Mobility bei IDC, hebt ebenfalls den Trend zur Vereinheitlichung hervor. Die Verwaltung von PCs werde zunehmend dem Mobile Device Management (MDM) ähneln, da das moderne Endpoint-Management MDM-Protokolle und -Architekturen für die Softwarebereitstellung übernehme: "Automatisiertes, einheitliches Endpunkt-Patching - insbesondere das Patching von Third-Party-Apps - wird allerdings schwer zu erreichen sein", räumt Hochmuth ein.
Er prognostiziert jedoch, dass Endpoint-Management-Teams zunehmend die Rolle des Endpoint-Security-Teams übernehmen, da diese Grenze verschwimme. "Um diesen Trends zu begegnen, raten wir Unternehmen, sich 'traditionelle' Optionen für das Endpoint Management offen zu halten, mit Blick auf ein modernes Management", so der Mobility-Experte.
Laut Hochmuth unterstreicht IDC die Bedeutung einer "Single Pane of Glass"-Funktionalität über mehrere Betriebssysteme und Geräteformfaktoren hinweg: "Wir sehen und fördern eine stärkere Integration von UEM-Technologie sowohl bei den Teams für den Support der Endanwender als auch in Security Operations Center (SOC)."
KI, ML und Automatisierung auf dem Vormarsch
Die Mobilitätsexperten erwarten, dass Künstliche Intelligenz (KI), maschinelles Lernen (ML) und Automatisierung eine immer wichtigere Rolle in UEM-Plattformen spielen werden. "Analytik wird eine immer beliebtere Funktion, die von UEM-Anbietern eingeführt wird", berichtet Hochmuth. Hintergrund sei die Möglichkeit, Daten und Telemetrie der verwalteten Endgeräte zu sammeln und diese Daten in brauchbare Berichte und Workflows umzusetzen, die durch Automatisierung und KI gesteuert werden.
Da KI- und ML-Funktionen relativ neu sind, "wird es einige Zeit dauern, bis IT-Administratoren beweisen können, dass die Erkenntnisse und Empfehlungen von KI/ML vollständig, genau und zuverlässig sind", warnt Gartner-Mann Wilson. "Aber die Möglichkeiten, um auf diese Weise wiederholbare, alltägliche Aufgaben zu eliminieren, sind nahezu grenzenlos. Wir erwarten auch, dass KI bei der Bewertung von Risiken und Schwachstellen eine Rolle spielen wird, um eine bessere Priorisierung und schließlich Automatisierung von Software-Updates und Patches zu erreichen."
Forrester-Analyst Hewitt fügt hinzu, dass heute ein enormer Bedarf an Selbstheilung von Endgeräten bestehe. "KI spielt dabei eine große Rolle, indem sie das Endgerät wieder in seine ursprüngliche Konfiguration zurückzubringt. Wir sehen KI auch dann beteiligt, wenn es darum geht, die Erfahrung proaktiv zu verbessern oder Probleme zu verhindern, die die Mitarbeiter stören." Dies erfordere zwar ein hohes Maß an Koordination und historischem Wissen über das Nutzerverhalten, erklärt Hewitt, "aber es ist etwas, das die Fähigkeit von Unternehmen verbessern wird, Probleme vorherzusehen und zu lösen, bevor sie auftreten." (mb)
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der US-Schwesterpublikation Computerworld.