"Es geht darum, Entscheider zu werden"

Sinn und Unsinn der universitären Manager-Ausbildung

26.05.2008
Von Karsten Langer

Entscheidungen müssen so getroffen werden, dass die anderen glauben, es wäre die richtige Entscheidung. Nur dann werden Entscheidungen auch akzeptiert und sind folgenreich, das heißt, es werden Anschlussentscheidungen getroffen.

Sind Entscheidungen, die aufgrund der eigenen Überzeugung getroffen werden, falsch?

Nein, das Problem ist, dass diese Unterscheidung selbst beobachterabhängig ist. Auch die verhaltens- und neurowissenschaftliche Theorie der Wirtschaftswissenschaften weist zu recht darauf hin, dass Emotionalisierung von Entscheidungen zentral ist - sowie deren Ex-Post-Rationalisierung.

"Manager sind Störer, Ermöglicher und Atmosphärenbeobachter"

Aber sind nicht diejenigen Manager am überzeugendsten, die aus Überzeugung handeln?

Nur, wenn andere die Überzeugung teilen. Ein anregender Gedanke für eine - immer nur mit der Perspektive der Dritten - als richtig angesehene Entscheidung ist der Gedanke der Sokrates'schen Mimesis. Mimetisches Entscheiden, das man inszeniert, als wäre es aus dem anderen heraus gedacht.

Entscheidung wäre dann eine andere begeisternde und damit nachvollziehbare Hellseherei des Entscheiders, da der andere glaubt, dass er es eigentlich selbst schon früher so formulieren wollte. Dies gelingt vor allem durch Zuhören und dann intelligentes, auf die eigenen Interessen abgestelltes Reformulieren als Neuformulierung. Das sind Fähigkeiten, die wenig mit Selbstüberschätzung und Hybris zu tun haben, wie wir es aktuell in der "Overconfidence-Forschung" diskutieren, also der Hypothese, dass Entscheidungen durch Überzuversichtlichkeit zustande kommen. Manager sind also Störer, Ermöglicher und Atmosphärenbeobachter.

Und wenn es atmosphärische Störungen gibt?

Jansen: Das ist sehr wahrscheinlich, da wir es mit einer medialisierten und damit rekonstruierbaren Gesellschaft der paradoxen, das heißt nicht mehr gleichzeitig erfüllbaren Stakeholder-Interessen zu tun haben. Nehmen wir als Beispiel nicht die Deutsche Bahn oder die Deutsche Telekom, sondern die Energieversorger: Es ist gegenwärtig nicht möglich, einen Energieversorger richtig zu managen. Da können Sie an die Spitze setzen, wen Sie wollen.

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