"Es geht darum, Entscheider zu werden"

Sinn und Unsinn der universitären Manager-Ausbildung

26.05.2008
Von Karsten Langer

Reicht das aus? Ein guter Manager muss Druck aushalten und mit Niederlagen umgehen können. Da hilft der idealistische Ansatz wenig.

Sie haben Recht. Manager müssen mit der Normalität ihrer Arbeit umgehen: mit dem Scheitern, mit Niederlagen. Auch die Zeppelin-Geschichte ist eine Geschichte des Erfolgs durch Abstürze. Nicht einfach übrigens bei einer Betriebswirtschaftslehre, die nur eine Kritische Erfolgsfaktorenanalyse kennt.

Aber, eine Universität ist keine Erziehungsanstalt, sondern im Humboldt'schen Sinne eine Veranstaltung unter erwachsenen Forschern. Wir haben die Verben des Ausbildens, des Beibringens, des Vermittelns von Wissen. Forschende Bildung - und eben nicht Ausbildung - ist ein Akt, der in der Beziehung zwischen Lehrenden und Lernenden entsteht, mit wechselnden Rollen.

Bei uns gibt es kein - wie bei Business Schools übliches und nicht seriös einhaltbares - Karriereversprechen. An der ZU gibt es das Versprechen, dass man nicht nur die Anschlussfähigkeit an bestehende Theorien sicherstellen muss, sondern vor allem seinen eigenen Fragen nachgehen darf. Die Studierenden dürfen - ganz im Sinne Nietzsches - so werden wie sie sind. Diese Energien in Forschung wie Praxis sind für uns Professoren nahezu umwerfend.

"Wir mögen den Begriff Elite nicht sonderlich"

Was sollen Ihre Absolventen besser machen als die Manager von heute?

Schwierige Frage. Vermutlich müsste es um Präsenz, um Gegenwärtigkeit, vielleicht sogar Geistesgegenwart gehen. Meine Vermutung ist, dass viele Manager Versagensängste haben. Das treibt sie an. Manager von heute zeichnet systematisch aus, dass sie hinterher arbeiten, um das erst noch zu erfüllen, was sie den Kapitalmärkten und Kunden bereits versprochen haben. Die Angst, das selbst Versprochene zukünftig nicht einhalten zu können, führt paradoxerweise zur Steigerung der Ankündigungen. Da das Gegenwärtige bereits an der Börse eingepreist ist, wird die inszenierte Zukunft die wesentliche Gestaltungsaufgabe.

Beispiel Fusionen: Das Management des Käufers zahlt eine hohe Prämie dafür, dass er glaube, zukünftig mehr aus dem Zielunternehmen herauszuholen. Diese Erwartung an das eigene Management zahlt er zum Kauftag schon mal an die Zielaktionäre aus. Dann arbeitet es nur noch dafür, das bereits an Dritte Ausgezahlte wieder hereinzukriegen. Und die Analysten? Sie erwarten, dass die Prognosen übertroffen werden. Das ist der Tim-Thaler-Effekt: Die Zukunft ist schon verkauft.

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