Gehaltsverhandlung
Verlangen Sie bloß keine Gehaltserhöhung
Vorbereitung, Selbstbewusstsein, Zugeständnisse
Bei Ihren Erwartungen und Forderungen im Gespräch an Ihr Unternehmen bedenken Sie bitte: Was ist das Äußerste, das Sie von Ihrem Unternehmen verlangen können? Was ist realistisch, ohne dass Sie maßlos wirken? Mir geht es nicht darum, Sie schon im Vorfeld zu bremsen oder Ihnen ein schlechtes Gewissen zu vermitteln.
Für Ihr Gehaltsgespräch mit dem Vorgesetzten ist es jedoch von Bedeutung, dass Sie sich in Ihrer konstruktiven Vorbereitung ebenso über seinen Standpunkt beziehungsweise über die Situation des Unternehmens Gedanken machen. Ihrem Vorgesetzten wurden mit Sicherheit in seiner Funktion als Führungskraft und Vorgesetzter von seinem Unternehmen Vorgaben auferlegt, die er einzuhalten hat. Es sei denn, Sie führen Ihr Gehaltsgespräch mit dem Unternehmenschef selbst und dieser könnte frei entscheiden.
Andererseits müssen Sie sich genauso gründlich darauf vorbereiten, wie Sie Ihre Leistungen und Ihre Arbeitsergebnisse der vergangenen Jahre im Gespräch darstellen. Werden Sie sich bewusst, welche Leistung Sie tagein tagaus erbringen. Listen Sie die Tätigkeiten, Projektarbeiten, Zusatzaufgaben oder andere Arbeiten, die Sie in den letzten Jahren erledigten, genau auf.
Denken Sie ebenso daran, Ihre Fach- oder Sozialkompetenzen, die Sie dem Unternehmen zur Verfügung stellen, hervorzuheben und welche zusätzlichen Qualifikationen Sie in den letzten Jahren erworben haben. Was sind Ihre besonderen Projektabschlüsse, Quartalsergebnisse oder ähnliche Arbeiten? Welche bedeutenden Kunden konnten Sie gewinnen und halten? Wie gut sind Ihnen diese Aufgaben gelungen? Auf was genau sind Sie stolz?
Selbstbewusst ins Gehaltsgespräch gehen
Häufig scheitern Gehaltsgespräche daran, dass Mitarbeiter zu bescheiden sind, ihre Leistungen adäquat zu bewerten, aufzulisten und zu vertreten. Leistung und Erfolge werden als "normal" angesehen, nicht als etwas Besonderes. Ich empfehle Ihnen, dass Sie sich Ihrer positiven beruflichen Leistungen bewusst werden und diese bewusst erfassen, am besten dauerhaft schriftlich!
- Alternativen zur Gehaltserhöhung
Sicher, über Gehaltserhöhungen freut sich jeder. Aber nicht immer ist eine Gehaltserhöhung sinnvoll: - Kalte Progression
Etwa, wenn die kalte Progression zuschlägt und der Arbeitnehmer wegen der erhöhten Abgabenlast nichts mehr vom Zuschlag hat. Doch es gibt jede Menge Möglichkeiten, dem Mitarbeiter Gutes zu tun. - Einmal volltanken
Lange waren Tankgutscheine in Mode - doch die Handhabung erwies sich als zu kompliziert. Das hat auch der Gesetzgeber erkannt. Inzwischen darf der Arbeitgeber seinem Angestellten Sachzuwendungen in Höhe von 50 Euro zukommen lassen - jeden Monat. - Bloß nicht auszahlen!
Auszahlen darf das Unternehmen die 50 Euro nicht - sonst wären Steuern fällig. - Selbst kochen statt Essen gehen
Besonders praktisch: Essenschecks können auch im Supermarkt eingelöst werden. - Dienstwagen
Nach wie vor heißgeliebt: der Dienstwagen. Doch nicht jeder Mitarbeiter ist schon auf einer Gehaltsstufe, die einen Dienstwagen erlaubt - und nicht jeder will einen. Zudem müssen Unternehmen oft mit ihren Mitarbeitern komplizierte Verträge schließen. Wie wäre es stattdessen ... - Dienstrad
... mit einem Dienstrad? Gerade in großen Städten ist das Rad eine umweltfreundliche und schnelle Möglichkeit, zur Arbeit und zurück zu kommen. Vorteil: Die Nutzung des Dienstrads ist privat uneingeschränkt möglich, ohne dass komplizierte Verträge geschlossen werden müssen. - Kleine Geschenke
Ein Unternehmen kann über "anlassbezogene Zuwendungen" dem Mitarbeiter etwas schenken. - Leasingverträge für Smartphones
Wenn der Arbeitgeber keine Diensthandys zur Verfügung stellt, gibt es zudem die Möglichkeit, dass der Mitarbeiter über das Unternehmen ein Smartphone least. Das gilt natürlich für allerlei Elektrogeräte, etwa ... - Tablets
... iPads und andere Tablet-Computer. Für Wartung und Reparatur ist aber der Mitarbeiter selbst zuständig - und schenken darf die Firma dem Angestellten nach Ablauf des Leasingsvertrags das Gerät auch nicht. - Die Rechnung, bitte!
Alternativ kann der Arbeitgeber sich auch an der Telefonrechnung des Mitarbeiters beteiligen. - Prepaid-Kreditkarten
Einfach mit 50 Euro jeden Monat aufladen - und der Mitarbeiter kann sie ausgeben, wofür er möchte. - Karte für den ÖPNV
Vorsicht: Zahlt der Arbeitgeber einen Zuschuss zur Monatskarte für den ÖPNV, kann er seinem Mitarbeiter die 50 Euro nicht mehr auf die Prepaid-Kreditkarte laden. Doch auch da gibt es Alternativen. - Geburtstags- oder Jubiläumsgeschenke
Drei Mal im Jahr kann das Unternehmen so im Wert von 60 Euro ein Geschenk machen. - Fast wie Bargeld
Rabatte auf die eigenen Produkte für Mitarbeiter sind bis zu 1.080 Euro im Jahr steuerfrei. - Kantinenessen
Gern genommen sind auch Zuschüsse zum Essen. Dabei gibt es viele Möglichkeiten. - Schlauer als vorher
Ein Arbeitnehmer kann auch in Weiterbildungen für seine Mitarbeiter investieren und für sie keine Steuern oder Abgaben zahlen, solange klar ist, dass die Weiterbildung direkt für den Job anwendbar ist. - Leere Kita
Ein Unternehmen kann außerdem anbieten, dem Mitarbeiter einen Zuschuss zu den Betreuungskosten für die Kinder zu leisten. Er ist ebenfalls steuer- und sozialabgabenfrei und kann das Budget einer Familie entlasten. - Gesundheit!
Auch für die Gesundheit des Mitarbeiters kann ein Unternehmen für 600 Euro im Jahr Ausgaben tätigen. - Und was ist im Alter?
Alle On-top-Leistungen werden nicht in die Rentenkasse eingezahlt. Experten gehen nicht davon aus, dass der Rentenanspruch dadurch stark beeinflusst wird. Aber eine Rechnung aufstellen, schadet auf keinen Fall.
Notieren Sie fortwährend Ihre Erfolge, Ihre Kompetenzen und Ihre Arbeitsergebnisse auf die Sie stolz sein können. Listen Sie danach Ihre Eigenschaften auf, die Ihnen für diese Erfolge nützlich waren. Ich empfehle in meinen Coachings und Seminaren den Teilnehmenden, sich einen Erfolgsordner, eine Erfolgsmappe oder auch eine Erfolgsfotobuch anzulegen. Wir Menschen neigen dazu, unsere positiven Erlebnisse schneller zu vergessen als die negativen.
Bringen Sie sich immer wieder mit Ihren Leistungen und Ihren Erfolgen ins Gespräch, stellen Sie Ihrem Vorgesetzten Gesprächen oder in Meetings dar, was sie selbst zu einem Projekterfolg oder zu einer bestimmten Aufgabe beigetragen haben. Sie sollten mit Ihren Kompetenzen bekannt werden und bekannt bleiben. Sie müssen selbst über Ihre erfolgreichen Leistungen reden, sonst werden Sie und Ihre Leistung vielleicht nicht beachtet. Möglicherweise müssen Sie das üben – es wird sich jedoch für Sie lohnen.
Zugeständnisse machen
Um ein erfolgreiches Gesprächsergebnis nicht zu gefährden, sollten Sie bereit sein, Zugeständnisse zu machen. Eine starre Fixierung auf Ihre Ziele – die Sie trotzdem im Auge behalten müssen – verhärtet die Fronten und lässt möglicherweise das Gespräch platzen.
Ich bin immer wieder überrascht, wenn ich in meinen Seminaren erfahre, wie unzureichend vorbereitet Menschen Gespräche über eine Gehaltsanpassung oder über ihr berufliches Fortkommen führen und wie sie hinterher über Ihr Unternehmen sauer und frustriert sind, weil sie leer ausgehen. Erfolgversprechend ist es, sich beispielsweise mit Hilfe eines Coaches auf beruflich bedeutsame Gespräche sowie ein Gespräch über eine Gehaltsanpassung zielorientiert vorzubereiten und rhetorisch zu üben.
Siehe auch: Der große Gehaltsvergleich in der Informatik
Wie für alle beruflichen Gespräche ist auch bei Ihrem Gespräch über eine Gehaltsanpassung eine gründliche, schriftliche Vorbereitung als Voraussetzung notwendig. Versuchen Sie, dabei in Ihrer Zielsetzung flexibel und kreativ zu sein. Nichts ist unmöglich!
Die Autorin Monika Heilmann ist Trainerin, Coach und Autorin. Sie unterstützt Unternehmen sowie Fach- und Führungskräfte in Fragen der Kommunikation und bei der Lösung von Konflikten im betrieblichen Alltag. Ihr jüngstes Buch heißt "Win-Win-Gespräche – Gelassen reden, selbstsicher auftreten, Konflikte vermeiden" (Verlag Business Village).