Blick in die iPhone-Fabrik

So lebt es sich in der iPhone-City

Peter Müller ist der Ansicht, dass ein Apple täglich den Arzt erspart. Sei es iMac, Macbook, iPhone oder iPad, was anderes kommt nicht auf den Tisch oder in die Tasche. Seit 1998 beobachtet er die Szene rund um den Hersteller von hochwertigen IT-Produkten in Cupertino genau. Weil er schon so lange dabei ist, kennt er die Apple-Geschichte genau genug, um auch die Gegenwart des Mac-Herstellers kritisch und fair einordnen zu können. Ausgeschlafene Zeitgenossen kennen und schätzen seine Beiträge im Macwelt-Morgenmagazin, die die Leser werktags pünktlich um acht Uhr morgens in den nächsten Tag mit Apfel und ohne Doktor begleiten. Privat schlägt sein Herz für die Familie, den FC Bayern, sechs Saiten, Blues-Skalen und Triolen im Shuffle-Rhythmus.
Halyna Kubiv ist Content Managerin bei der Macwelt.
Apple und sein Fertiger Foxconn werden oft deswegen kritisiert, dass die Menschen in den Fabriken zu unmöglichen Bedingungen arbeiteten. Business Insider hat sich die Umgebung der größten iPhone-Fabrik mal näher angesehen.

Business Insider hat die Stadt besucht, die sich rund um die größte iPhone-Fabrik der Welt in Zhengzou entwickelt hat. Dort leben bis zu 350.000 Menschen, viele von ihnen arbeiten nicht einmal mehr für Foxconn. Eine 31-jährige Frau, die im Mittelpunkt der Reportage steht, hat etwa von dem von ihrer Arbeit beim Zusammenbau des iPhones erspartem Geld einen Straßenimbiss eröffnet, der den Arbeitern und anderen Einwohnen von iPhoneiPhone City vor allem günstiges Essen anbietet. Andere Geschäftsleute bieten Massagen an, verkaufen Socken oder andere Kleinigkeiten des täglichen Bedarfs. Alles zu iPhone auf CIO.de

Foxconn-Mitarbeiterinnen bei der Montage
Foxconn-Mitarbeiterinnen bei der Montage
Foto: Foxconn

Diese Arbeit sei nicht besser als jene in der Fabrik, eher im Gegenteil, zitiert die Reportage die ehemalige Foxconn-Arbeiterin. Auch seien die Arbeitsbedingen beim Zusammenbau der iPhones weder besser als schlechter als in anderen Fabriken, befinden Einwohner der Stadt in der Stadt. Weder durch ihre Arbeit in der Fabrik noch durch ihre Geschäfte drumherum sehen sie einen Ausweg aus bitterer Armut, der sie vom Land entflohen waren.

Die iPhone-City, wie Business Insider die Siedlung nennt, ist nach 2010 entstanden. Damals hat die Regierung umliegenden Felder von Bauern aufgekauft, auf den Grundstücken entstand ein ganzes Viertel mit den Fabriken und dazu gehörender Infrastruktur. In den Sommermonaten, just vor dem iPhone-Verkaufsstart, arbeiten in der Fabrik bis zu 350.000 Angestellte. Sie produzieren pro Tag eine halbe Million iPhones, also rund 350 Stück pro Minute. Doch offenbar sind diese Zeiten in der iPhone-City vorbei.

Liu Fei, die Frau, um die sich die Reportage dreht, hat zur Zeit aus mehreren Gründen Sorgen: Zum einen sind die Viertel rund um die Fabriken zum Abriss vorgesehen. Die Regierung wolle demnach in der Nähe ein Flughafen bauen, niemand wolle bei der Anreise die Slums sehen. Zum anderen beklagt sich Liu Fei über einen ungewöhnlich ruhigen Sommer. Eine übliche Menge an vorbereiteten Essen, die sie an hungrige Foxconn-Mitarbeiter in den frühen Morgenstunden verkaufte, bleibe jetzt bis Mittag.

In den Jahren 2014 und 2015 musste sie sechs Aushilfen beschäftigen, um dem Andrang der Gäste nachzukommen, aktuell arbeiten in ihrem Restaurant nur zwei Angestellte. Ob es an den fallenden Verkaufszahlen des iPhones liegt oder an der zunehmenden Automatisierung den chinesischen Fabriken, lässt Business Insider offen. (Macwelt)

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