Risiko Early Adopter

So machen sich CIOs das Leben schwer



Yashvendra Singh schreibt als Regional Executive Editor India and Southeast Asia für unsere Schwesterpublikation CIO.com.

 
Brandneue Technologien bieten Unternehmen enorme Möglichkeiten. Doch eine unzureichende Due-Diligence kann auch neue Risiken schaffen. CIOs müssen abwägen.
IT-Pionier oder doch lieber Follower? Wer zu früh oder schlecht vorbereitet auf neue Technologien setzt, riskiert das Scheitern.
IT-Pionier oder doch lieber Follower? Wer zu früh oder schlecht vorbereitet auf neue Technologien setzt, riskiert das Scheitern.
Foto: PHOTOCREO Michal Bednarek - shutterstock.com

Die Geschwindigkeit, mit der Unternehmen neue Technologien einführen, gilt oft als Schlüssel für den Erfolg. Deshalb treten viele aufs Gaspedal. Sie glauben, dass sie durch InnovationenInnovationen effizienter arbeiten und ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern können. Befürworter einer sehr frühen Technologie-Einführung argumentieren außerdem, dass Unternehmen dadurch informelle Beziehungen zu interessanten Technologie-Anbietern aufbauen, ein tieferes Verständnis für die neuesten Technologien entwickeln und überdies mehr und bessere Talente anlocken können. Alles zu Innovation auf CIO.de

Diese Strategie ist mit Risiken verbunden. Nicht wenige Unternehmen gehen dabei unvorsichtig vor, was bisweilen katastrophale Folgen haben kann. Im Folgenden beschreiben wir vier typische Fallen, in die Führungskräfte treten können, wenn sie eine neue Technologie überstürzt und ohne die erforderliche Sorgfalt einführen.

Fehlende technische Unterstützung

Experten zu finden, die sich mit einer neuen Technik auskennen, kann eine echte Herausforderung sein. Bei relativ neuen Technologien wie der künstlichen Intelligenz besteht beispielsweise noch ein erheblicher Mangel an Fachkräften. Diese Qualifikationslücke ist an beiden Enden auffällig - beim Technologie-Anbieter und beim Unternehmen, in dem die Technologie implementiert wird. Fehlen die gewünschten und benötigten Ressourcen, kann das die erfolgreiche Implementierung einer neuen Technologie erheblich behindern.

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Mit dieser Herausforderung sah sich ein IT-Verantwortlicher einer BankBank bei der Zusammenarbeit mit einem Fintech konfrontiert. Er berichtet anonym: "Wir waren dabei, eine Lösung zu entwickeln, mit der ein Drittanbieter im Namen unserer Bank Girokonten eröffnen konnte. Zu dieser Zeit war der Enterprise Service Bus (ESB) die bevorzugte Technologie für die Verbindung digitaler Services. Wir entschieden uns für die Nutzung von APIs, eine damals aufkommende Technologie. Der Proof-of-Concept verlief erfolgreich, und die Lösung ging in Betrieb. Das Business gab sich alle Mühe, da es das Maximum aus der Lösung herausholen wollte. Leider bekamen wir nicht die gewünschte Unterstützung des Anbieters, und die Implementierung scheiterte." Top-Firmen der Branche Banken

Für den IT-Manager der Bank war das eine wertvolle Lektion. "Von diesem Moment an habe ich immer sichergestellt, dass es eine ausdrückliche schriftliche Vereinbarung mit dem Anbieter gibt, was den jährlichen Wartungsvertrag und das Supportteam angeht." Ein anderer Lösungsansatz: IT-Verantwortliche können eine solche Situation vermeiden oder abmildern, wenn internes Personal für die neue Technologie geschult wird. Allerdings ist das ein zeitaufwändiges Unterfangen.

Eskalierende Kosten

Die Arbeit mit einer innovativen Technologie führt nicht selten zu Überraschungen. So lässt sich im Vorfeld kaum abschätzen, wie ausgereift das neue Tool wirklich ist. Das kann stark steigende Kosten zur Folge haben. Der CTO von ICICI Home Finance, Kunal Dikshit, hatte dieses Problem, als er eine neue Technologielösung komplett intern entwickeln ließ.

"Als ich das Team im Kapitalmarktbereich leitete, investierten wir in den Aufbau einer internen Lösung, um sicherzustellen, dass unsere Kunden bei ihren Geschäften nur sehr geringe Latenzzeiten haben. Wir wollten dies mit einer neuen und kostengünstigen Open-Source-Technologie erreichen, auf der wir unsere eigenen Algorithmen aufbauten. Während der Entwicklung stellten wir fest, dass sich die Zeit bis zur Marktreife aufgrund der zahlreichen Fehler und Probleme, mit denen wir zu kämpfen hatten, verlängerte. Dies führte auch zu einer Kostenexplosion, und schließlich mussten wir das Projekt abbrechen."

Immer wenn man sich mit einer neuen Technologie befasst, besteht ein hohes Risiko des Scheiterns. Dies kann dazu führen, dass viel Zeit und Geld vergeudet wird und sogar das Vertrauen des Top-Managements verloren geht. Mit der Folge, dass sich die Führungsriege pauschal gegen Veränderungen sträubt, wenn "innovative Lösungen" im Spiel sind. Dikshit: "Verfügt man nicht über tiefe Taschen, sind viele Projekte zum Scheitern verurteilt. Auch muss das Unternehmen eine Innovationskultur haben und bereit sein, Geld in die neue Technologie zu investieren."

Widerstand gegen Veränderungen

Ein umfassendes IT-Projekt gilt erst dann als erfolgreich, wenn es ein Teammitglied auf der untersten Hierarchieebene annimmt. Allerdings ist die Akzeptanz einer neuen Software immer eine Herausforderung. Dies gilt umso mehr für Lösungen, die auf neuen Technologien basieren. Die Endanwender sträuben sich oft, weil sie fürchten, aufgrund einer neuen Technologie Macht oder Kompetenzen zu verlieren. Für jeden IT-Leiter ist es daher eine der wichtigsten Aufgaben, diese mentale Blockade zu überwinden.

Darüber hinaus haben IT-Führungskräfte erlebt, dass viele Initiativen auf Grundlage neuer Technologien gescheitert sind, weil die oberste Führungsebene des Unternehmens nicht mitzog. Doch selbst wenn Benutzer die neue Technologie annehmen, ist die anfängliche Lernkurve oft steil, was die Produktivität beeinträchtigt. Die meisten Unternehmen können es sich nicht leisten oder sind nicht bereit, vorübergehende Umsatzeinbußen aufgrund der Verzögerungen hinzunehmen, die sich in der Anlaufphase ergeben können.

Daher müssen Business- und IT-Führungskräfte bei der Einführung neuer Technologien ein klares Verständnis für das Risiko-Ertrags-Verhältnis haben. Die Zustimmung des Top-Managements als Top-Down-Mandat kann den Prozess erleichtern. Es müssen aber auch begleitende Maßnahmen ergriffen werden, um zu vermeiden, dass sich die Endanwender aufgrund der neuen Technologie zurückziehen. In diesem Zusammenhang ist es von entscheidender Bedeutung, das Bewusstsein für die Vorteile der Initiative in der gesamten Organisation zu stärken.

Unvorhergesehene Risiken

Es gibt viele Unternehmen, die eine innovative Technologie schon aus dem einfachen Grund, dass sie neu ist, frühzeitig übernehmen wollen. Spitzentechnologien mögen zwar verlockend aussehen, aber nicht alle sind nützlich oder eignen sich für alle Unternehmen in allen Branchen. Die überstürzte Einführung einer neuen Technologie kann sowohl zu überzogenen Ausgaben führen als auch zu anhaltenden Verlusten, wenn sie sich nicht nahtlos in die bestehende Infrastruktur einfügt oder unvorhergesehene Risiken mit sich bringt.

IT-Manager sollten sich daher schon vor der Beschaffung einer neuen Technologie gründlich über deren Auswirkungen auf Mitarbeiter, Prozesse und technische Infrastrukturen ihrer Organisation informieren. Eine gründliche Analyse des Anwendungspotenzials ist unverzichtbar für den Erfolg einer späteren Implementierung.

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